zum Hauptinhalt
Philipp Lahm wird spielen, sagte gestern Löws Assistent Hansi Flick.

© dpa

WM 2014: Deutschland - USA: Philipp Lahm und das Mittelfeld-Problem im deutschen Team

Um die Besetzung des deutschen Mittelfelds tobt eine Debatte. Ist Lahm wirklich der Richtige? Ist Khedira fit? Soll Schweinsteiger rein? Fragen, die sich nicht nur Joachim Löw stellt.

Vor ein paar Tagen, als Bastian Schweinsteiger von einem Startplatz in der Nationalelf ungefähr so weit entfernt war, wie die brasilianische Atlantikküste vom bayerischen Alpenvorland, hat Joachim Löw von seinen Gesprächen mit dem prominentesten Reservisten im deutschen WM-Tross erzählt. Es seien Gespräche, wie sie der Bundestrainer immer wieder suche. Nach wie vor habe Schweinsteiger großen Einfluss auf die Gruppe, auch wenn er in der öffentlichen Wahrnehmung ein wenig an den Rand gerutscht ist. Der 103-malige Nationalspieler sei nach wie vor wichtig für die Mannschaft, erzählte Löw: „Er macht sich wahnsinnig viele Gedanken.“

Ganz bestimmt wird der 29 Jahre alte Veteran darüber nachgedacht haben, wie er es wieder ins Zentrum der Mannschaft schaffen kann. Das fahrige Spiel seiner Konkurrenten im zentralen Mittelfeld gegen Ghana wird ihn in seinen Gedankengängen eher bestärkt haben. Gut möglich, dass Schweinsteiger sich im abschließenden und entscheidenden dritten Gruppenspiel gegen die USA in der Startelf wiederfindet. Und das nicht für, sondern an der Seite Philipp Lahms.

Mittelfeld ist auch Thema in der Mannschaft

Philipp Lahm wird spielen, sagte gestern Löws Assistent Hansi Flick. Und er wird weiterhin im zentralen Mittelfeld den Sechser geben, von wo er Schweinsteiger verdrängt hat. „Wir sehen Philipp im Mittelfeld, er gibt uns in dieser Rolle ein schönes Gleichgewicht“, sagte Flick.

Nun, von Gleichgewicht war in der zweiten Halbzeit gegen Ghana herzlich wenig zu sehen. Die deutsche Elf ließ sich mitreißen vom wilden Spiel der Afrikaner und versank in einem offenen Schlagabtausch. Auslöser dafür war ja irgendwie auch Lahms Fehlpass. Der leitete erst das zweite Gegentor ein und löste in der Heimat eine mächtige Debatte darüber aus, ob der Kapitän der Mannschaft dieser nicht besser auf seiner alten Position als Rechtsverteidiger helfen würde.

Es ist eine Diskussion, die selbst die Absperrungen zum deutschen WM-Quartier in Santo André durchdrungen hat, wie es Mats Hummels erzählte. Klar sei das ein Thema in der Mannschaft, erzählte der Dortmunder Verteidiger. Aber was nun Lahms Position anbelangt, so sagte er, dass man nun nicht gleich alles in Frage stellen müsse. Und überhaupt: „Für mich ist es egal, auf welcher Position er spielt.“

Löw hat sich vor dem Turnier auf seine Strategie festgelegt

Sich biegen bringt Siege.
Sich biegen bringt Siege.

© AFP

Löw aber hat sich vor dem Turnier festgelegt. Und nun folgt er seinen Einlassungen, auch wenn Lahms Spiel nicht die gewohnt hohe Qualität aufweist. „Er macht seine Sache gut, auch wenn er in ein, zwei Situationen nicht so gut aussah“, aber solche Fehler würden passieren, sagte Flick. Gegen die USA werde die Mannschaft schon „die passende Antwort“ geben. Unerwähnt darf in der Debatte nicht bleiben, dass sich Lahm selbst eher im Mittelfeld sieht. Für den FC Bayern lief er in der zurückliegenden Spielzeit 28 Mal zentral auf und nur 14 Mal rechts hinten.

Viel interessanter ist daher die Frage, wer am Donnerstag in Recife an der Seite des Kapitäns aufläuft. Sami Khedira, der das bisher gegen Portugal und Ghana tat, ist erneut angeschlagen. Seine Innenbanddehnung sei zwar nichts Ernstes, wie Flick sagte, auch die muskulären Probleme des Verteidigers Jerome Boateng seien nicht so gravierend, dass sie einen Einsatz verhindern würden.

Khedira ist noch weit weg von seiner Bestform

Wie weit Khedira nach seiner schweren Verletzung noch weg ist von seiner Bestform, veranschaulichte das schlauchende Spiel gegen Ghana. Der 27 Jahre alte Champions-League-Sieger gewann nur 30 Prozent seiner Zweikämpfe – eine indiskutable Quote für einen Spieler seiner Güte und Bedeutung.

Gerade unter den klimatischen Gegebenheiten im tropischen Nordosten des WM-Landes sind in dieser neuralgischen Zone des Spiels Robustheit und volle Belastbarkeit gefragt. Das kann allerdings auch Schweinsteiger nicht für sich in Anspruch nehmen. Nach der Kurzstrecke zwischen seiner Einwechslung gegen Ghana und dem Abpfiff wirkte er, als habe er nicht 20 sondern 120 Minuten gespielt.

Insofern käme neben Schweinsteiger als erster Khedira-Ersatz plötzlich auch Christoph Kramer ins Spiel. Der 23-Jährige war der Gewinner der WM-Vorbereitung. Löw pries dessen Vorzüge. Ein wahres Laufwunder sei der Bursche, und sein Spiel sei von unbekümmerter Präsenz. Ob Löw darüber mal mit Schweinsteiger reden sollte?

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false