zum Hauptinhalt
Spaniens Torwart und Kapitän Iker Casillas und Mittelfeldspieler Andres Iniesta nach der Niederlage gegen Chile.

© AFP

Update

WM 2014 in Brasilien: Chile wirft Weltmeister Spanien raus

Spanien verliert 0:2 gegen Chile und scheidet im zweiten Spiel aus. Wie Frankreich 2002 und Italien 2010 scheitert der Weltmeister vorzeitig. Hilflos und vom Gegner getröstet endet nun eine Fußballdynastie.

Nachmittags dankte der König ab und später am Abend der Weltmeister. Juan Carlos erledigte den Job mit einem Federstrich, seinen einstigen Untertanen in kurzen Hosen aber mussten sich quälend lange 90 Minuten plus sechs Minuten Nachspielzeit von vogelwilden Chilenen vorführen lassen, dann hatten die Spanier im zweiten Spiel die zweite Niederlage kassiert. Nach dem 0:2 (0:2) gegen Chile im Maracana von Rio de Janeiro ist das finale Vorrundenspiel der Gruppe B gegen die ebenfalls vorzeitig gescheiterten Australier nur noch von statistischer Relevanz. Das Tiki-Taka ist tot und mit ihm eine Dynastie, die zwei Europameisterschaften gewährt hatte und eine Weltmeisterschaft.

Schweigend verließ der entthronte Weltmeister den Platz, umzingelt von tröstenden Chilenen, sie feierten mit Respekt die erste Sensation dieser WM. Die Spanier traf dasselbe Schicksal wie 2002 die Franzosen und 2010 die Italiener, auch sie hatten sich als Weltmeister jeweils schon nach der Vorrunde verabschiedet. Die Spanier traf es völlig verdient. Der Sensations-K.-o. von Rio war zur einen Hälfte ihrer Lethargie geschuldet und zur anderen der Lust und Leidenschaft ihres Gegners. Die Chilenen jagten über den Platz, als gäbe es kein Morgen und erst recht kein weiteres Spiel bei der WM. Dabei hat ihr Weg gerade erst begonnen und den Eindrücken von Rio nach könnte er noch ein gutes Stück weitergehen.

Pedro für Xavi - ohne Wirkung

Vergeblich hatte Vicente del Bosque versucht, neue Reize zu setzen und seiner Mannschaft zu mehr Inspiration zu verhelfen. Spaniens Trainer ließ überraschend seinen Innenverteidiger Gerard Piqué auf der Bank und gar nicht so überraschend den doch sehr gealterten Strategen Xavi Hernandez. Bayerns Javi Martínez und Pedro Rodriguez nahmen die Plätze der beiden ein. Iker Casillas, auch er eine der Schwachstellen beim 1:5 gegen die Niederlande, behielt dagegen seinen Platz im Tor.

Half alles nichts. Schon in der ersten Minute kam es zu Turbulenzen im spanischen Strafraum, in deren Folge Xabi Alonso knapp neben das eigene Tor abfälschte. Nach dem anschließenden Eckball köpfte Gonzalo Jara knapp vorbei. Ein paar Minuten stiftete Alonso dann allerlei Verwirrung in der chilenischen Abwehr, bekam aber den Ball nicht an Torhüter Claudio Bravo vorbei.

Und noch ein drittes Mal stand der defensive Mittelfeldspieler von Real Madrid im Mittelpunkt, und diesmal blieb es nicht folgenlos. Es war Alonsos Fehlpass, der Charles Aranguiz auf dem rechten Flügel in Position brachte. Der Chilene passte in den Rücken der spanischen Abwehr auf Eduardo Vargas, der Casillas und Sergio Ramos narrte und den Ball mit der Fußspitze ins Tor stieß.

Busquets scheitert aus drei Metern

Der Weltmeister war schwer angeschlagen, vielleicht auch ein bisschen beeindruckt von dem Lärm, den die chilenischen Hinchas im Maracana veranstalteten. Weit mehr als die Hälfte der 74 101 Zuschauer feuerten Chile an, und die brasilianische Minderheit pfiff bei jedem Ballkontakt des gebürtigen Brasilianers Diego Costa. Er hatte nach einer halben Stunde die für lange Zeit beste spanische Chance, traf aber mit viel Wucht und wenig Präzision nur das Außennetz.

Wenig fügte sich zusammen im Spiel des Weltmeisters. Die Chilenen zogen sich zurück und gewährten den Spaniern den Platz, den sie früher zur Inszenierung ihres Tiki-Taka genutzt hätten, aber da war nichts mehr. Und es kam noch schlimmer. Kurz vor der Pause, als Casillas einen gar nicht so gefährlichen Freistoß von Arturo Vidal in die Mitte boxte, vor die Füße von Aranguiz, der auch gar nicht so gefährlich schoss, aber gut genug für Casillas. Es war schon der siebte Gegentreffer im zweiten Spiel. Vor vier Jahren hatten die Spanier in sieben Spielen ganze zwei Tore zugelassen.

Zur zweiten Halbzeit war das Spiel auch für Xabi Alonso beendet. Für ihn kam Koke, eine kosmetische Korrektur, nicht mehr. Vorn verstolperte Diego Costa die nächste Chance und Sergio Busquets die nächste, unfassbare drei Meter allein vor dem leeren Tor. Später schickte del Bosque noch Fernando Torres auf den Platz, ohne dass davon später etwas zu merken war. Hilflos fügten sich die Spanier in ein Schicksal, das noch vor einer Woche niemand für möglich gehalten hätte.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false