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Langes Bein. Gleich zieht Miroslav Klose mit Ronaldo in der ewigen WM-Torschützenliste gleich.

© dpa

Fußball-WM 2014 in Brasilien: Miroslav Klose rettet Deutschland gegen Ghana

Nach einer verhaltenen ersten Halbzeit wird es nach dem Wechsel spektakulär in Fortaleza. Erst führt Deutschland, liegt dann zurück und darf sich am Ende bei Miroslav Klose bedanken, dass es zumindest zum Remis reicht.

Nur noch für wichtige Tore wollte er seinen Salto wieder herausholen, hat Miroslav Klose einmal gesagt. Gestern zeigte er ihn, auch wenn er ihn im zarten Alter von 36 Jahren nicht mehr ganz hinkriegte. „Ich weiß nicht, wie lange ich den schon nicht mehr gemacht habe, aber gut gelungen ist er nicht“, sagte er. Mit seinem 15. WM-Tor zog er an der Spitze der ewigen Torjägerliste mit dem Brasilianer Ronaldo gleich. „20 Spiele, 15 Kisten ist schon nicht schlecht.“ Nebenbei schoss er Deutschland im zweiten Gruppenspiel zu einem wichtigen 2:2 (0:0) gegen Ghana, womit die Deutschen zumindest weiterhin gut im Rennen bleiben.

Es war recht heiß und feucht, knapp 30 Grad bei 61 Prozent Luftfeuchtigkeit, als die deutsche Mannschaft zum zweiten WM-Gruppenspiel auflief. Knapp 60 000 Zuschauer im Estadio Castelao zu Fortaleza erlebten eine hochintensive Schlussphase, in der alles geboten wurde, was den Fußball ausmacht. Und so kochte die Atmosphäre im Stadion.

Bundestrainer Joachim Löw schenkte seiner siegreichen Auftaktelf das Vertrauen, was zumindest insofern überraschte, als dass Mats Hummels auflaufen konnte. Der Dortmunder hatte sich beim 4:0 gegen Portugal eine Muskelquetschung im Oberschenkel zugezogen, weshalb er kaum trainieren konnte. Und auch auf der Gegenseite war bis zuletzt fraglich, ob Kevin-Prince Boateng in die Startelf Ghanas rücken würde – er rückte rein, was ihm im Stadion beim Verlesen der Mannschaftsaufstellung heftige Pfiffe von den rund 10 000 angereisten deutschen Fans einbrachte. Womöglich war das eine Reaktion auf seine spitze Bemerkung im Vorfeld, wonach es dem deutschen Team nach seinem Dafürhalten an echten Typen fehle.

Vor vier Jahren hatte Deutschland Ghana noch 1:0 geschlagen

Aber so kennt man den Schalker, immer etwas provokant. Es werde ein Spiel bis aufs Blut hatte er gesagt, weil es für Ghana nach der Auftaktniederlage gegen die USA bereits um alles ginge. Und so sollte es dann auch werden, allerdings erst im Schlussdrittel.

Erst nach zwanzig Minuten nahm das Spiel Fahrt auf. Der spielfreudige Mesut Özil rührte ein paar verheißungsvolle Chancen ein, die allesamt nicht zum Ziel führten. Hier hätte das Team von Löw in Führung gehen müssen, doch da es das nicht tat, entwickelte sich ein Spielchen, wie es an das zittrige 1:0 über Ghana vor vier Jahren bei der WM in Südafrika erinnerte.

Denn auch die kantigen Ghanaer hatten Chancen. Nach einer halben Stunde musste Torwart Manuel Neuer einen Gewaltschuss von Muntari parieren. Das Spiel blieb also auf der Kippe, was Löw eigentlich verhindern wollte. Zu schmerzlich hatten die Deutschen zuletzt erfahren müssen, wie tückisch das zweite Gruppenspiel nach einem gelungenen Auftaktsieg sein kann.

Nach dem Wechsel schlugen beide Teams ein enormes Tempo an

Doch wenn es der deutschen Offensive im ersten Abschnitt zu oft an der Genauigkeit im finalen Pass mangelte, so machte sie es wenige Minuten nach Beginn der zweiten Halbzeit besser. Thomas Müller schlug eine Flanke aus dem halbrechten Raum in die Spitze, wo plötzlich Götze auftauchte, der den Ball mit dem Kopf Richtung Tor drückte. Dabei streifte der Ball noch dessen Knie, weswegen er unhaltbar wurde.

Der Jubel war kaum verhallt, da schlug auch schon Ghana zurück. Eine Flanke ebenfalls aus dem Halbfeld nutze André Ayew per Kopf zum 1:1. Sein neuer Gegenspieler, Shkodran Mustafi, machte dabei keine gute Figur. Der 22-Jährige war für den angeschlagenen Boateng ins Spiel gekommen, ließ aber in dieser Szene Ayew unerklärlicherweise den Vortritt.

Miroslav Klose zieht mit Ronaldo in der ewigen WM-Torjägerliste gleich

Dieses schnelle Gegentor schien die deutsche Mannschaft aus den Tritt zu bringen. Sie agierte erschreckend harmlos. Die Ghanaer waren da irgendwie zielstrebiger. Nachdem sich Philipp Lahm im zentralen Mittelfeld einen Fehlpass leistete, landete der Ball bei Asamoah Gyan, der erst Hummels narrte und im Abschluss dann Neuer keine Chance ließ – 1:2. Für den Bundestrainer war dies das Signal an seine Spezialkräfte. Für Götze und den ausgemergelten Khedira kamen Miroslav Klose und Bastian Schweinsteiger aufs Feld. Der 36 Jahre alte Klose war gerade im Sturmzentrum angekommen, da drückte er die Kopfballablage von Benedikt Höwedes nach einer Kroos-Ecke zum 2:2 aus Nahdistanz ein.

Und nun lieferten sich die Deutschen einen offenen Schlagabtausch mit Ghana, etwas, was sie eigentlich verhindern wollten. Kurz vor Schluss war es Müller, dessen Schuss geblockt wurde, und auch Özil scheiterte nach schönem Lauf mit seinem Querpass zur Tormitte, wo Klose stand. Dieser verzog dann noch einmal in der Nachspielzeit, dann erlöste der Schlusspfiff die erschöpften Spieler.

„Das waren anstrengende 90 Minuten“, sagte Kapitän Philipp Lahm. „Wir waren nicht so aggressiv und haben die Räume ein bisschen groß gemacht, und dann kriegt man gegen solche Mannschaften Probleme.“

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