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Steht auf, wenn ihr Kölner seid. Die Weltmeisterschaft 2017 dürfte sich für den Deutschen Eishockey-Bund finanziell rechnen. Neben den Spielen der eigenen Mannschaft waren auch viele andere Partien gut besucht.

©  Ina Fassbender/AFP

WM-Gastgeber: Köln - die deutsche Eishockeyhauptstadt

Warum der Deutsche Eishockey-Bund an Köln als Gastgeber für Weltmeisterschaften wohl auch künftig nicht vorbeikommt.

Franz Reindl strahlte über das ganze Gesicht. 55 000 Zuschauer hatten die drei WM-Spiele am vergangenen Samstag in der Kölner Arena besucht. Spätestens nach diesem Rekordtag war dem Präsidenten des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) klar, dass die Weltmeisterschaft zumindest finanziell ein Erfolg sein würde. Mit insgesamt 600 000 Fans hatten die Organisatoren kalkuliert, damit sich die Veranstaltung rechnet. Schon vor den Viertelfinals am Donnerstag war diese Marke mit 584 827 Besuchern in Köln und Paris schon fast erreicht.

Dass die Resonanz der Spiele in Deutschland deutlich besser war als die in Frankreich, spielt für den DEB keine Rolle, der deutsche Verband ist finanziell nur für die Spiele in Köln verantwortlich. Am Ende werden fast doppelt so viele Fans in Deutschland die Eishockey-WM live verfolgt haben wie in Frankreich. Dass der bisherige Rekord für die Titelkämpfe, der 2015 in Prag und Ostrava aufgestellt wurde, am Ende nicht gebrochen werden wird, ist kein Dilemma. Denn immerhin wird beim Turnier 2017 die Marke von der letzten Heim-WM vor sieben Jahren an gleicher Stelle übertroffen werden – obwohl es diesmal kein Spiel in einem Fußballstadion gab, bei dem 2010 allein knapp 80 000 Fans dabei waren.

Eine Eishockey-WM ist immer Chance und Risiko für den Veranstalter zugleich. Dass sie jedes Jahr stattfindet, mag sportlich fragwürdig sein, finanziell ist es fast ein Muss für den Weltverband und seine Mitgliedsländer. Denn Länderspiele außerhalb der großen Turniere sind die Ausnahme, zumal anders als im Fußball auch keine Qualifikation für eine WM ausgespielt wird.

In Köln kamen fast doppelt so viele Fans wie in Paris zu den Spielen

Einnahmen lassen sich also für den Deutschen Eishockey-Bund am ehesten aus einer Weltmeisterschaft im eigenen Land generieren. Und da muss dann alles passen. Auch deshalb hat sich der deutsche Verband schon zum dritten Mal in 17 Jahren für eine Austragung in Köln entschieden. Hier steht die größte Mehrzweckhalle des Landes, in die bis zu 19 000 Zuschauer passen. Zum Vergleich: Die Berliner Arena am Ostbahnhof bietet beim Eishockey nur rund 14 200 Fans Platz. Die Differenz im maximal möglichen Besuch macht sich für den DEB im wahrsten Sinne des Wortes bezahlt.

Hinzu kommt das große Einzugsgebiet von Köln. Wer in Essen, Düsseldorf oder anderen Städten an Rhein und Ruhr zuhause ist, hat es bis zu einem WM-Spiel nicht weit. Selbst der diesjährige Co-Gastgeber Paris ist mit dem Zug per Direktverbindung in gerade mal dreieinhalb Stunden erreichbar. Als Glücksfall für den DEB darf zudem die Tatsache erachtet werden, dass die Russen in der deutschen Gruppe spielten. Vier der sieben Vorrundenspiele Russlands in Köln waren ausverkauft. Die Arena verwandelte sich dann in ein weiß-blau-rotes Tollhaus. Die Stimmung übertraf sogar die bei deutschen Spielen.

In Berlin und anderswo mag man es nicht gern hören, aber Köln hat sich mittlerweile das Image der deutschen Eishockey-Hauptstadt erworben – zumindest in Sachen Nationalmannschaft. Kaum vorstellbar, dass sich der DEB eine WM in naher Zukunft einmal ohne die Großarena am Rhein zutraut.

Und letztlich profitiert ganz Eishockey-Deutschland von einem größtmöglichen Erfolg einer solchen Veranstaltung. Der Gewinn, den der DEB einfährt, soll Erfolge auch in Zukunft möglich machen. Das ehrgeizige Ziel von Franz Reindl lautet, in ein paar Jahren regelmäßig zumindest eine Chance auf eine Medaille bei Weltmeisterschaften zu haben. Das so genannte Projekt „Powerplay 2026“ will dafür die Grundlagen schaffen. Ohne die vielen Zuschauer bei der aktuellen WM dürfte dies ungleich schwerer werden.

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