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Sport: WM-Gold für Biathletin Neuner Es ist erst der zweite Sieg der 19-Jährigen

Im Januar 2006 saß Magdalena Neuner abends heulend in Ruhpolding. Platz 41 bei ihrem Weltcupdebüt, ein Sturz, Schießfehler.

Im Januar 2006 saß Magdalena Neuner abends heulend in Ruhpolding. Platz 41 bei ihrem Weltcupdebüt, ein Sturz, Schießfehler. Die damals 18-Jährige war fertig mit sich und der Welt. Ein Jahr später stand Neuner gestern in Antholz kopfschüttelnd vor einer Fernsehkamera des ZDF. „Das ist Wahnsinn. Das ist der zweite Sieg meiner Karriere.“ In Oberhof hatte sie im Januar ihr erstes Weltcuprennen gewonnen, gestern folgte WM-Gold. Von null in die Weltspitze in fünf Wochen. Mit einer starken läuferischen Leistung machte die Zolloberwachtmeisterin aus der Nähe von Mittenwald zwei Fehler am Schießstand gut und siegte mit 2,3 Sekunden vor der neuen Weltcup-Führenden Anna Carin Olofsson aus Schweden. Dritte wurde die Russin Natalia Gusewa.

Wie die fünfmalige Juniorenweltmeisterin Neuner abschneiden würde, sei eine Kopfsache, hatte Bundestrainer Uwe Müssiggang zu Wochenbeginn gesagt. Sie ließ sich nicht unter Druck setzen. „Ich war vor dem Start überraschend lässig und locker. Es war super Wetter und ich hatte Spaß“, erzählte Neuner. Erst sehr spät bekam sie mit, dass sie sich in einem Zweikampf mit Olofsson befand, erst im Ziel merkte sie, dass es dabei um den WM-Titel gegangen war. Im Januar war sie noch gar nicht sicher gewesen, dass sie überhaupt zur WM fahren würde.

Neuner ist als Sprint-Weltmeisterin die Nachfolgerin der zurückgetretenen Uschi Disl. Mit ihr wird sie wegen ihrer überragenden läuferischen Fähigkeiten häufig verglichen – was ihr gar nicht behagt. „Jeder Mensch ist einzigartig. Ich will keine zweite Uschi Disl sein, sondern eine erste Magdalena Neuner.“ Selbstbewusst spricht sie auch über die Rolle, die sie und die 20 Jahre alte Kathrin Hitzer im Team einnehmen. „Die Alten sehen, da kommt etwas nach, sie müssen etwas tun.“ Auch gestern mussten Olympiasiegerin Kati Wilhelm, Weltmeisterin Andrea Henkel und die Olympia-Zweite Martina Glagow erkennen, dass die Hierarchie sich geändert hat. Die bisherige Weltcup-Spitzenreiterin Wilhelm lief mit drei Schießfehlern auf den siebten Platz, Henkel wurde 23., Glagow 36.

Auch den deutschen Männern, die 2006 in Turin vier Olympiasiege erkämpft hatten, fehlte über 10 Kilometer die Lockerheit. Sie machten insgesamt 14 Schießfehler, Alexander Wolf wurde als bester Deutscher Fünfzehnter. Der Norweger Ole Einar Björndalen sicherte sich den achten Saisonsieg. Im Verfolgungswettkampf heute, in den die Sportler den Vorsprung oder Rückstand aus dem Sprint mitnehmen, werden die Deutschen chancenlos sein. Bis auf Kati Wilhelm – und Magdalena Neuner.

Helen Ruwald[Antholz]

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