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WM Kolumne: Das hat mir Angst gemacht Bernd Schröder über die Erwartungen, den Druck und die Spielkunst der Japanerinnen.

Mich überrascht es nicht, wie Japan und Frankreich auftrumpfen. Beide zählten für mich, anders als die USA oder Norwegen, von Anfang an zu den Favoriten, weil ihr spielerisches Potenzial viel größer ist.

Mich überrascht es nicht, wie Japan und Frankreich auftrumpfen. Beide zählten für mich, anders als die USA oder Norwegen, von Anfang an zu den Favoriten, weil ihr spielerisches Potenzial viel größer ist. Bei den Japanerinnen war ich nur skeptisch, ob sie mit den hohen Erwartungen umgehen können, die seit der Atomkatastrophe auf ihren Schultern lasten. Wir haben die schrecklichen Bilder gesehen, die sich bei den Japanerinnen in die Seelen eingebrannt haben. Als die Nationalhymne beim ersten Spiel erklang, hatte ich daher ein wenig Angst, dass sie dem Druck nicht standhalten könnten. Sie konnten sich ja nicht einmal richtig auf diese WM vorbereiten. Umso mehr hat es mich gefreut, dass sie so gut ins Turnier gekommen sind.

Ich habe eine besondere Beziehung zu Japan, auch weil dort mit Yuki Nagasato eine Potsdamerin und mit Kozue Ando eine Duisburgerin spielen. Zudem halten wir engen Kontakt zum japanischen Verband. Der Nationalcoach interessiert sich sehr dafür, was wir machen und war schon öfter bei uns als Bundestrainerin Silvia Neid. Die Debatte darüber, dass sie kaum nach Potsdam kommt, will ich aber nicht weiter anheizen.

Trotz der beiden Siege sollte man die Japanerinnen nicht überschätzen. Sie haben eine homogene Mannschaft, die auf möglichst viel Ballbesitz aus ist und recht offensiv spielt. Allerdings bleibt abzuwarten, wie sie reagieren, wenn sie auf stärkere Gegenwehr treffen. Denn sie haben physische Probleme in der Abwehr – selbst die Torhüterin ist klein. Man sollte einfach sachlich bleiben. Das gilt in umgekehrter Richtung auch für den Umgang mit den deutschen Nationalspielerinnen und speziell Birgit Prinz. Nur weil es bei ihnen nicht so läuft, wie von vielen erwartet, sollte man nicht zu Tode betrübt sein. Japan wäre im Viertelfinale so oder so ein schwerer Gegner.

An dieser Stelle wechseln sich der langjährige Bundestrainer Gero Bisanz, DFB-Jugendtrainerin Anouschka Bernhard, Turbine Potsdams Coach Bernd Schröder und der Schriftsteller Moritz Rinke ab.

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