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WM-Kolumne: Mehr Tore und die schöneren Frisuren

Unser Fußball-Kolumnist musste während des schönsten WM-Spiels eine Rede von Außenminister Westerwelle über sich ergehen lassen. In Gedanken war er in der Kabine der Nationalelf.

Es ist ein Drama. Das bisher schönste Spiel der WM habe ich nicht gesehen! Keine Lira Bajramaj, keine Inka Grings in Mönchengladbach, stattdessen Guido Westerwelle in der Gemäldegalerie bei den Feierlichkeiten zum 60. Geburtstag des Goethe-Instituts. Während Westerwelles Rede stellte ich mir die Kabinenansprache von Kim Kulig vor, meiner neuen Facebook-Freundin. Kulig war mit Gelb vorbelastet und pausierte gegen Frankreich, durfte aber dafür die Kabinenansprache halten. Bajramaj hat später erklärt, dass das „geil“ gewesen sei, ganz im Gegensatz zur Kabinenansprache von Westerwelle, der wieder einmal sinngemäß ausführte, dass die Wahrheit mit ihm auf dem Tahrir-Platz in Kairo gewesen sei, aber am nächsten Tag fehlte er bei der Fragestunde im Parlament zur geplanten Lieferung der deutschen Panzer nach Saudi-Arabien ... Unfassbar! Man hätte die Kulig-Rede statt Westerwelle in der Gemäldegalerie übertragen sollen, dann wäre ein Ruck durch die Goethe-Gesellschaft gegangen, die ja nicht einmal pfeifen konnte bei diesem verlogenen Spiel.

In Saudi-Arabien müssten ja Kulig & Bajramaj mit Schleier spielen. Und nicht einen einzigen dieser hinreißenden WM-Zöpfe würde man sehen! Ich habe ja schon immer die langen Haare von Frings, von Demichelis oder Sergio Ramos geliebt, aber diese WM ist eine Wohltat gegen die schrecklichen Frisuren im Männerfußball. Oh, diese schwedischen Zöpfe zum Beispiel! Ich frage mich natürlich, wie damit das Kopfballspiel so gut sein kann, denn die Frauen erzielen ja bei WM-Turnieren statistisch mehr Tore mit dem Kopf als die Männer! Dabei sind sie im Durchschnitt nur 1, 69 m groß.

Beim Eröffnungsspiel traf ich Horst Hrubesch, das damalige HSV-Kopfballungeheuer, zusammen mit Hamburgs Erstem Bürgermeister Olaf Scholz. Scholz ist halb so groß wie Hrubesch, aber ich habe beiden erklärt, dass Scholz der bessere Kopfballspieler sei und dass ich, wenn ich Frau Neid wäre – die übrigens keine Perücke tragen soll wie Jogi Löw – dass ich Scholz in die Sturmspitze stellen würde und Hrubesch säße bei mir auf der Bank. Das fanden beide verblüffend, aber der Frauenfußball hat nun mal andere Gesetze.

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