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Sport: WM-Lauf in Budapest: Vorhang auf am Hungaroring

Es war ein gewaltiger Schritt, als die Formel 1 vor vielen Jahren zum ersten WM-Lauf nach Budapest ging. Heute ist die Reise nach Ungarn so wie jede andere zu einem Grand Prix - es ist nur noch eines von 17 Rennen im Formel-1-Kalender.

Es war ein gewaltiger Schritt, als die Formel 1 vor vielen Jahren zum ersten WM-Lauf nach Budapest ging. Heute ist die Reise nach Ungarn so wie jede andere zu einem Grand Prix - es ist nur noch eines von 17 Rennen im Formel-1-Kalender. So sieht es zumindest auf den ersten Blick aus. Schließlich war die Zeit in den letzten 14 Jahren mindestens so schnell wie die Formel 1. Vielleicht war sie in den politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen sogar schneller als das Tempo der High-Tech-Welt der Formel 1.

Als Bernie Ecclestone und die Formel 1 1986 mit dem Grand Prix von Ungarn zum ersten Mal den Schritt mit der wohl kapitalistischsten aller kapitalistischen Sportarten hinter den Eisernen Vorhang in die als für sie unbekannte und bedrohlich gefürchtete Welt des Kommunismus wagten, da war das ein Schritt in ein neues, fremdes Universum. Eine Welt, in der mit D-Mark und Dollar alles zu haben war, von den Privatzimmern in Streckennähe zu Mini-Preisen bis zu den zahllosen Schmetterlingen und leichten Mädchen der Budapester Szene, die die Formel 1 anzog wie das helle Licht in dunkler Nacht die Motten.

Aber heute, elf Jahre nach der Wende, da erwarten die meisten, wenn sie aus der Distanz urteilen, in Budapest ein Umfeld wie bei allen anderen Veranstaltungsorten der Formel 1. Doch, so erstaunlich es scheint, im Zeitalter von Globalisierung, Technologietransfer und hektischem Wandel: Da und dort scheint rund um den Hungaroring die Zeit stehen geblieben zu sein. Die Zimmervermieter mit ihren Pappschildern "Zimmer frei" stehen noch immer auf den verbeulten Ladas an der Autobahnausfahrt zur Strecke. Die vielen Deutschen kommen immer noch, wenn auch nicht mehr fein säuberlich getrennt nach West und Ost wie früher. Für die DDR-Bürger war das Rennen in Ungarn einst die einzige Chance, Formel 1 live zu erleben.

Heute eint die "Schumi"-Fan-Uniform mit roter Kappe, T-Shirt und schwarz-rot-goldener Fahne. Um die "Fahnenvorherrschaft" muss man höchstens mit den Finnen kämpfen, die in solchen Mengen hier auftauchen, dass Mika Häkkinen sich schon "fast wie bei einem Heim-Grand-Prix" fühlt. In den Köpfen der Besucher schwirrt oft noch die alte Vorstellung vom "günstigen Ungarn" - doch das ist etwas, was sich wirklich geändert hat. Die Schmetterlinge der Nacht sind natürlich auch nicht ausgeflogen. Nur, dass sie jetzt sogar offiziell und am hellichten Tag ihrer Tätigkeit nachgehen dürfen - auf einem speziell ausgewiesenen Campingplatz in der Nähe der Rennstrecke, der prompt zum Anziehungspunkt der Massen wird. Das gilt für deutsche "Schumi"-Fans genauso wie für Fotografen und Kameraleute, denen erstere genügend Material liefern, um alle Klischees zu bedienen.

Jedem das seine - die Fahrer kommen aus anderen Gründen gerne zum Hungaroring. Nicht viele Rennen im Jahr finden schließlich in der Nähe einer so schönen und an Atmosphäre reichen Metropole wie Budapest statt. Selbst wenn die Fahrer meist nicht viel Zeit haben, um die Umgebung zu genießen und oft nur zwischen dem Flughafen, der Rennstrecke und dem Hotel hin- und herpendeln. "Ich registriere schon noch, wo ich bin", sagt der brasilianische Sauber-Pilot Pedro-Paulo Diniz, "und Budapest ist eine meiner Lieblingsstädte in Europa."

Die Strecke selbst ist eine Herausforderung für die Formel-1-Piloten. "Das Fahren selbst macht Spaß, vor allem, wenn man vorneweg fährt", sagt Michael Schumacher, der hier endlich seine Pechsträhne der letzten Zeit - vier Ausfälle in fünf Rennen - beenden will. "Wenn man hintendran hängt, deutlich schneller ist als der Vordermann und trotzdem nicht vorbeikommt, dann kann das natürlich auch sehr schnell in Frust ausarten", weiß Michael Schumacher.

Es ist wie eine Art Überholverbot. Deswegen sind auf dem engen, langsamen Hungaroring das Qualifying und der Start so wichtig. "Allerdings", sagt Michael Schumacher auch, "gibt es ja von etwas weiter hinten immer noch die Möglichkeit der Strategie." Mit einer geschickten Taktik hat der Kerpener hier 1998 die Konkurrenz düpiert. Im vergangenen Jahr gewann Mika Häkkinen den Grand Prix von Ungarn. Der Weltmeister fühlt sich hier ebenfalls sehr wohl, "seit ich ganz am Anfang meiner Karriere 1992 hier von weit hinten mal Vierter wurde. Das war damals ein tolles Ergebnis."

Da gibt es dann doch einen Unterschied zu früher - heute wäre Mika Häkkinen mit Platz vier nicht mehr zufrieden.

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