zum Hauptinhalt

WM-Qualifikation: 3:3 in Finnland: Klose besiegt das Verlieren

Beim 3:3 in der WM-Qualifikation gegen Finnland in Helsinki gleicht der Nationalstürmer dreimal die Führung der Gastgeber aus

Miroslav Kloses Flaute ist beendet, dafür kriselt es in der deutschen Abwehr so heftig wie seit langem nicht mehr. Drei Tore schoss der Stürmer vom FC Bayern München gestern Abend in Helsinki, das hätte an einem normalen Tag wohl gegen so ziemlich jede Mannschaft der Welt zu einem Sieg gereicht. Dieser 10. September 2008 aber war kein normaler Tag. 3:3 (2:2) hieß es am Ende des zweiten Spieltags der WM-Qualifikation zwischen Finnland und Deutschland. Diese 90 überaus unterhaltsamen Minuten werden den 36 000 Zuschauern im Olympiastadion von Helsinki wohl noch lange in Erinnerung bleiben.

Nun sind unterhaltsame Spiele zwar schön für das Publikum, für die Trainer aber eher traumabehaftete Veranstaltungen, da die unterhaltsamen Szenen auf der einen Seite zumeist durch Fehler auf der anderen entstehen. Bundestrainer  Joachim Löw wird sich über Kloses wieder entdeckte Torgefährlichkeit gefreut haben, aber umso nachdenklicher dürften ihn die Aussetzer in der Defensive gestimmt haben. Clemens Fritz war rechts der fast schon gewohnte Unsicherheitsfaktor, und die junge Innenverteidigung mit Heiko Westermann und Serdar Tasci musste erkennen, dass es auf internationalem Niveau nicht immer so gemütlich zugeht wie am Samstag beim 6:0 in Liechtenstein.

Aber auch Philipp Lahm, den der Bundestrainer stets als konstant auf hohem Niveau spielenden Weltklasseverteidiger rühmt, erlaubte sich selten gesehene Unsicherheiten. Einmal ließ er sich von Jonatan Johansson überlaufen, und auch beim ersten finnischen Tor nach einer guten halben Stunde sah der Münchner schlecht aus, gleichwohl die Hauptschuld Westermann trug. Der Schalker ließ einen hohen Ball von Eremenko über den Scheitel rutschen. Damit hatte Lahm nicht gerechnet, also ließ auch er den Ball passieren. Johansson hatte freie Bahn und drosch den Ball allein vor Robert Enke ins Tor.

Jetzt begann Kloses großer Auftritt. Nur fünf Minuten später egalisierte er den Rückstand. Geschickt nahm er Piotr Trochowskis halbhohes Zuspiel mit der Brust an, wand sich vorbei am finnischen Kapitän Sami Hyypiä, lief noch zwei Schritte und schob mit links ins rechte Eck. Ein typisches Torjägertor, ganz so, wie Klose das schon so oft gemacht hat. Sein Jubel fiel eher bescheiden aus, was darauf hindeutet, dass er die vergangenen Wochen der Erfolglosigkeit besser weggesteckt hat, als es seine vielen Kritiker wahrhaben wollten.

Es schien dies eine Spielentwicklung so ganz nach deutschem Geschmack zu werden. Die Finnen aber setzten das Momentum der Wut über diesen Schlag allzu schnell um in ein weiteres Tor, wiederum begünstigt vom zuletzt so zuverlässigen Westermann. Der Schalker Innenverteidiger zögerte nach einer Flanke und übersah dabei den heranstürmenden Mika Väyrynen. Mit Urgewalt schlug der Finne den Ball ins deutsche Tor: 2:1 – nur fünf Minuten nach dem Ausgleich.

Zwei Gegentreffer innerhalb von zehn Minuten hat die deutsche Mannschaft lange nicht mehr hinnehmen müssen. Noch einmal war es Miroslav Klose, der seinen Defensivkollegen aus der Verlegenheit half. Nach Hitzlspergers Ecke parierte Torhüter Jääskeläinen zunächst den Kopfball des deutschen Kapitäns, doch Klose ließ sich nicht beirren, setzte nach und schob den abprallenden Ball zum 2:2 über die Linie.

Bundestrainer Löw sagte: "Wir haben Moral bewiesen"

„Wir haben gute Moral bewiesen und sofort jeden Rückstand wettgemacht. Aber wenn man 3:3 spielt, hat nicht alles geklappt“, sagte der Bundestrainer. Mit einem Lächeln im Gesicht schob er nach: „Der Miroslav hat heute klasse gespielt. Vertrauen zahlt sich im Leben aus.“

Auch in der zweiten Halbzeit ging es vor Robert Enkes Tor weiterhin turbulent zu. Als Serdar Tasci ein paar Minuten nach der Pause nicht aufpasste, konnte Enke noch mit grandiosem Reflex gegen Johansson parieren. Nach dem folgenden Eckball aber kam Väyrynen ungestört zur Flanke, alle deutschen Verteidiger waren aufgerückt, und plötzlich standen drei Finnen frei vor dem deutschen Torhüter. Daniel Sjölund fiel der Ball genau auf den Kopf, und die Deutschen lagen wieder hinten.

Joachim Löw schickte Mario Gomez und Patrick Helmes auf den Platz, doch auch mit vier Stürmern hätte es wohl nicht mehr zum Remis gereicht, wäre die finnische Abwehr nicht genauso großzügig verfahren wie zuvor die deutsche. Erst brachte Gomez das Kunststück fertig, den Ball nach Kloses abgelegten Kopfball nicht über die Torlinie zu spitzeln. Dann, es waren nur noch sieben Minuten zu spielen, schlug erneut der alte, neue Torjäger zu. Alle deutschen Stürmer durften bei diesem Angriff aufs Tor schießen, doch erst Klose traf zum späten 3:3. „Es war wichtig, dass wir immer wieder den Weg nach vorne gesucht haben“, sagte Klose nach seinen Auswahltreffern 42 bis 44, womit er an Uwe Seeler vorbeigezogen ist. Auf seine Krise angesprochen, antwortete er nur: „Ganz ehrlich, ich habe mich davon nicht anstecken lassen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false