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Sport: WM-Qualifikation: Kommentar: Die Binde und kein Ende

Oliver Bierhoff ist ein eloquenter Mensch. Seine Formulierungen sind stets wohl gewählt, und auch seine Aussprache ist deutlich, obwohl er schon seit zehn Jahren nicht mehr in Deutschland lebt.

Oliver Bierhoff ist ein eloquenter Mensch. Seine Formulierungen sind stets wohl gewählt, und auch seine Aussprache ist deutlich, obwohl er schon seit zehn Jahren nicht mehr in Deutschland lebt. Insofern kann man seine gestrigen Auslassungen getrost als, na sagen wir mal, Schutzbehauptung interpretieren. Bierhoff hatte gesagt, die "Bild"-Zeitung habe ihn falsch verstanden, als sie seinen Rücktritt vom Kapitänsamt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft vermeldete.

Alles falsch. Rudi Völler ließ gestern seinen Assistenten Michael Skibbe kundtun, Bierhoff bleibe bis zum Ende der WM-Qualifikation Kapitän. Der Teamchef der Nationalmannschaft hat damit eine gute Gelegenheit verpasst, ein unsägliches Thema endlich zu einem friedlichen Ende zu bringen. Seit mehr als einem halben Jahr scheint es vor jedem Länderspiel um nichts anderes zu gehen als um eine schwarz-rot-goldene Binde und die Frage, wer sie tragen darf.

Bierhoff begegnet dem vermeintlichen Problem mit erfreulicher Gelassenheit. Sein Wohl hängt nicht von Amt und Binde ab. Welche Vorteile bringt es? Im Zweifel keine. Bierhoff hat im letzten halben Jahr erfahren, dass ihm als Kapitän nicht automatisch ein Stammplatz garantiert ist. Trotzdem hat alle Welt Völler unterstellt, er nominiere den alternden Helden nur noch aus eben diesem Grunde. Dass Bierhoff das Amt nun endlich loswerden möchte, ist unter dieser Voraussetzung nur zu verständlich. Wenn er dann - wovon auszugehen ist - weiterhin zur Nationalmannschaft eingeladen wird, liegt es allein an seiner Leistung. An nichts sonst.

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