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WM-Tagebuch: Auch Leichtathleten können tanzen

Der Berliner 1500-Meter-Läufer Christian Schlangen zieht Bilanz – für sich und die Sportstadt Berlin.

Zum Abschluss der WM mache ich das, was nach dem Sport üblich ist: Ich habe mich zum Trikottausch verabredet. Mit einem Sprinter aus Gambia. Er trainiert auch mit Usain Bolt. Ich muss ihm allerdings ein altes Nationaltrikot überreichen, vielleicht eins aus dem letzten Jahr. Denn unsere aktuelle Kollektion dürfen wir leider nicht herausgeben.

Von der WM werde ich aber noch mehr mitnehmen. Kontakte zu vielen Sportlern. Vor allem aber Motivation, um weiter zu laufen. Was die WM Berlin und der Leichtathletik gebracht hat, wird man wohl erst in einigen Jahren sehen. Ob es etwas Einmaliges war oder ob sich wirklich etwas verändert. Ich könnte mir gut vorstellen, dass einige junge Leute, die an der Marathonstrecke standen, Lust auf Leichtathletik bekommen haben. Auf jeden Fall hat Berlin wieder einmal gezeigt, dass es eine Sportstadt ist, vielleicht sogar eine Leichtathletik-Stadt. Und im Stadion hatten wir ein tolles Fachpublikum.

Ich habe Berlin diesmal aus der Sicht eines Touristen erlebt. Im Hotel wohnen. Sehenswürdigkeiten zeigen. Solche Sachen. Es war ein bisschen wie umziehen. Koffer packen und zu einem Projekt aufbrechen. Jetzt ziehe ich wieder ganz zu Hause ein. Die Party ist vorbei. Die schönsten Feiern waren für mich bei dieser WM nicht die großen Abende im Deutschen Haus oder im Champions Club, sondern ein Private Viewing, das ich mit einem Freund bei ihm zu Hause gemacht habe, und ein Abend in der Newton Bar am Gendarmenmarkt mit Sportfreunden aus dem Emsland. Am Samstag habe ich noch mal lange gefeiert, auf einer Party der Franzosen im Goya. Sind Leichtathleten gute Tänzer? Da sind mir bislang vor allem die Stabhochspringer aufgefallen. Läufer sind ja etwas unkoordiniert. Ich bin da natürlich eine Ausnahme.

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