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Sport: WM-Vergabe: In Südafrika ist jetzt von Betrug die Rede

Der Zuschlag für Deutschland bei der Vergabe der Fußball-WM 2006 hat Verbitterung in Südafrika ausgelöst. Zola Zinwar, Teamchef der dortigen Nationalelf, forderte gar die Wiederholung der Wahl und eine polizeiliche Untersuchung der Ereignisse in Zürich.

Der Zuschlag für Deutschland bei der Vergabe der Fußball-WM 2006 hat Verbitterung in Südafrika ausgelöst. Zola Zinwar, Teamchef der dortigen Nationalelf, forderte gar die Wiederholung der Wahl und eine polizeiliche Untersuchung der Ereignisse in Zürich. In den südafrikanischen Medien spielte Charles Dempsey die unrühmliche Hauptrolle. Der Neuseeländer hatte mit seiner unerwarteten Stimmenthaltung den deutschen Sieg möglich gemacht, obwohl er absprachegemäß für Südafrika hätte stimmen müssen. "Er hat uns betrogen", schimpften zornige Fans in Johannesburg. Südafrikas Medien verlangten eine Untersuchung, was hinter dem Verhalten des 79-jährigen Dempseys stecke. Von "Stimmenkauf, Bestechung und enormem Druck" war die Rede.

Die Millionen Südafrikaner, die sich am Donnerstag optimistisch auf die Plätze und in die Stadien gemacht hatten, erhofften sich vom WM-Zuschlag auch mehr materiellen Wohlstand. Dank der Milliarden-Investitionen hätten wahrscheinlich über hunderttausend verarmte Arbeitslose einen neuen Job gefunden. Dieser Traum wurde binnen Sekunden zerstört, nach der WM-Vergabe rutschte die südafrikanische Währung Rand gegenüber dem US-Dollar ab.

Doch der Zorn ist nicht nur in Südafrika zu spüren. Viele afrikanische Staaten sehen sich erneut international in die Ecke gestellt. Der ehemalige Vorsitzende des kenianischen Fußballverbandes Sam Nyameya sagte: "Da ist viel Diskriminierung im Spiel. Ich bin mir sicher, dass die Europäer Blatter zu unserem Nachteil vorführen wollten." Die ehemalige Kolonialmacht Großbritannien stelle mit England, Schottland, Wales und Nordirland vier entscheidende Fifa-Stimmen, Afrika mit über 40 Fußball-Verbänden werde aber nur durch einen Block von fünf Delegationen vertreten.

Dabei seien Afrikaner mit ihrer Spielkultur ein bestimmender Faktor auf dem grünen Rasen, meinte die unabhängige Tageszeitung "Daily Nation" in Nairobi. Ohne aus Afrika stammende Spieler wäre Frankreich nie Weltmeister 1998 und Europameister 2000 geworden. Nachdem nun Europa zum zehnten Mal eine WM ausrichten dürfe, gebe es für die Teams aus Südafrika, Ghana oder Nigeria nur eine Antwort: Weltmeister werden, am besten 2006.

RUND UM DIE WM 2006

Spielplan: Das Eröffnungsspiel findet am 10. Juni 2006 in München statt, das Finale steigt am 9. Juli 2006 in Berlin.

Spielorte: Noch stehen 16 Stadien in der DFB-Liste. Die Fifa wird im Jahr 2003 zehn bis zwölf Spielorte auswählen. Unter den angemeldeten Spielstätten, in die insgesamt etwa drei Milliarden Mark für die Renovierung und den Neubau der Stadien investiert werden sollen, befinden sich allerdings noch "Wackelkandidaten" wie Mönchengladbach. Oder auch Kaiserslautern und Leverkusen, deren Stadien zu klein sind.

Organisation: Im Oktober oder November will der DFB eine eigene Organisationsstruktur aufbauen. "Unser großer Vorteil ist es, dass wir alles in der Schublade liegen haben", sagte Franz Beckenbauer unter Verweis auf die 1212 Seiten starken Bewerbungsunterlagen. Unbestritten ist, dass Beckenbauer den Vorsitz des WM-Organisationskomitees übernimmt.

Kosten: In ersten Kalkulationen, die an die WM 1998 in Frankreich angelehnt sind, geht der DFB von einem Etat von rund 400 Millionen Mark für die WM-Vorbereitung aus, der vor allem Personalkosten enthält.

Profit: Die deutsche Volkswirtschaft wird von der Ausrichtung der WM 2006 mit bis zu zehn Milliarden Mark profitieren. Das hat Wirtschaftswissenschaftler Wolfgang Weber errechnet. Der Paderborner Professor legte eine Studie zu den sozialen und ökonomischen Auswirkungen einer WM-Ausrichtung in Deutschland vor, die Bestandteil der deutschen WM-Bewerbung war. Am meisten werde die Tourismusbranche profitieren. Hotels, Gaststätten und das gesamte Transportgewerbe seien die ökonomischen Nutznießer der WM. Aber auch die Baubranche könne - vor allem durch den Aus- und Neubau von Stadien - mit gut gefüllten Auftragsbüchern rechnen.

Eintrittskarten: Schon bis Freitagmittag waren beim DFB hunderte von Kartenwünschen für die WM 2006 eingegangen, durchweg per Fax oder per E-Mail. Diese werden allerdings keine Berücksichtigung finden. Eintrittskarten werden erst vom Jahr 2005 an verkauft. Der DFB teilte mit, dass er rechtzeitig über die Modalitäten zum Kartenerwerb informieren werde.

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