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Sport: Wo Chaos System ist

Beim 1:3 gegen Newcastle präsentieren sich Bayers Team und Führung desolat

Leverkusen. Bei den Gästen herrschte gleich nach dem Abpfiff Vorfreude auf das Wiedersehen. Mit Blick auf die nächsten Mittwoch stattfindende Neuauflage zwischen Newcastle United und Bayer Leverkusen im St. James Park sagte Trainer Bobby Robson: „Auch dort wird sich Leverkusen auf den Kampf gegen den Abstieg konzentrieren“ – den Abstieg aus der Fußball-Bundesliga. Auch dort, dessen schien sich Robson sicher, wird der letztjährige Finalist die Punkte großzügig herschenken – so, wie beim 1:3 am Dienstagabend in der Bayarena.

Der erste Auftritt Leverkusens nach dem Amtsantritt von Trainer Thomas Hörster verlief ernüchternd. Der Nachfolger des am Sonntag entlassenen Klaus Toppmöller hatte das Team komplett umgekrempelt. Schneider, Babic und Zivkovic saßen nur auf der Bank, Ramelow „primär wegen seiner Leistung im Spiel gegen Rostock“, wie Hörster zuvor gesagt hatte, gemeinsam mit Placente nur auf der Tribüne. Bierofka fehlte wegen eines Rippenbruchs, Berbatow wegen muskulärer Probleme. Die Mannschaft, die auflief, bestückt mit unerfahrenen Leuten, war der Aufgabe zu keinem Zeitpunkt gewachsen.

Bereits die erste Torszene von Newcastle in der 5. Minute demonstrierte Bayers desolaten Zustand, als Lualua auf einem Quadratmeter zwischen Ojigwe und Cris hindurchzuspazieren vermochte und Innenverteidiger Kleine und Torhüter Butt planlos herumirrten nach der Flanke zum frühen Rückstand durch Ameobi. Dessen zweites Tor in der 16. Minute kündigte dann ein Debakel an, und spätestens von diesem Moment an konnte es für das B-Team des Gastgebers nur noch darum gehen, Schadensbegrenzung zu betreiben. Immerhin gelang dem erstmals zumindest annähernd überzeugenden Franca der Anschlusstreffer, dem jedoch postwendend das 1:3 durch Lualua nach einer katastrophalen Nachlässigkeit von Nationalspieler Oliver Neuville folgte. Dabei beließ es das Team von Sir Bobby Robson, dessen Arbeitstag an seinem 70. Geburtstag außergewöhnlich ruhig verlief. „Nach dem dritten Tor haben wir dieses Spiel leicht kontrollieren können“, sagte Robson.

Derlei Ungeschminktheit ließen die Bulletins der Verantwortlichen bei Bayer zum Teil noch vermissen. „Auf dieser Leistung kann man aufbauen“, sagte etwa Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser. „Da war schon viel Schönes dabei“. Ebenso überfordert wie die Klub-Führung in den letzten Tagen wirkte im gleißenden Licht der anschließenden Pressekonferenz Thomas Hörster. „Ich kenne die Spieler noch nicht so gut“, sagte der neue Trainer von Bayer. Deswegen betrachte er die letzten drei Spiele in der Champions-League-Zwischenrunde als „wertvollen Test“. Im Hinblick auf das kommende Auswärtsspiel in Hannover aber habe er „gute Hoffnung, zumal wir da komplett auflaufen“. Frage: Was heißt komplett? Zum Beispiel mit Zivkovic? „Von Boris bin ich als Manndecker überzeugt, den brauchte ich heute nicht zu sehen“, entgegnete der Coach darauf. Das war verblüffend, hatte sich Zivkovic doch gut 50 Minuten am Spielfeldrand warm gelaufen, ehe Hörster den 18-jährigen Jan-Ingwer Callsen-Bracker für den untauglichen Innenverteidiger Cris einwechselte.

Nicht nur Hörsters wenig souveräner Auftritt, die ganze Atmosphäre zeugt mittlerweile von einer mittelschweren Panik in Leverkusen – ein schlechter Ratgeber in der Krise. Dass Bayer schon in Hannover den ersten Schritt Richtung Klassenerhalt tun wird, mag nach dem angekündigten Abschied aus dem Europacup niemand so recht glauben.

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