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Sport: Wo gehts hier zum Tor?

Favorit Frankreich findet beim 0:0 keinen Weg durch die Abwehr der Rumänen

Zürich - Er wollte offensiver spielen lassen. Mit zwei Stürmern und einem Weltklasse-Mittelfeld dahinter. Die Aufstellung von Raymond Domenechs Franzosen versprach viel für das Spiel gegen Rumänien. Heraus kam: viel zu wenig. Das 0:0 zum Auftakt in der Gruppe C war das bisher schwächste Spieler dieser Europameisterschaft – und das Ergebnis dem Niveau sowie dem Verlauf der Begegnung angemessen. „Wir haben in diesem Spiel zwei Punkte verloren. Ein Unentschieden kann in dieser Gruppe bereits schwerwiegende Folgen haben“, sagte Domenech. Vielleicht hatte eben das seine Mannschaft verkrampfen lassen. Gegen den vermeintlich schwächsten Gegner der Gruppe C war ein Sieg eingeplant.

Die Franzosen überraschten gestern Abend eigentlich nur ein einziges Mal: Als klar wurde, dass Thierry Henry wegen einer Gesäßmuskelzerrung nicht spielen kann und dafür Nicolas Anelka aufläuft. Ansonsten blieb es ziemlich langweilig. Frankreich wirkte im Spielaufbau sicher, wenn die Verteidiger Thuram und Gallas das Spiel eröffneten. Zwanzig Meter vor dem Strafraum der Rumänen blieb der Ball dann jedoch meistens in den Beinen eines Gegenspielers hängen. Einzig Franck Ribéry vermochte die diszipliniert verteidigenden Rumänen ab und an durcheinander zu bringen. Nachdem er auf der bei ihm unbeliebten rechten Seite nicht ins Spiel fand, wechselte er nach einer halben Stunde auf den linken Flügel, den er auch beim Deutschen Meister Bayern München besetzt. Prompt sorgte er für Gefahr. Allerdings köpfte Anelka, der mit Karim Benzema das Sturmduo bildete, die Flanke aus sieben Metern über das Tor.

Und was kam vom ewigen Geheimfavoriten Rumänien? Der Star Adrian Mutu vom AC Florenz wurde gesucht, aber selten gefunden. Der einzige echte Stürmer Marius Niculae trat bis auf einen Schuss aus der Ferne nicht in Erscheinung. Doch auch der sorgte bei Frankreichs Torwart Coupet nicht für Probleme.

In der zweiten Halbzeit nahmen die Mannschaften dann zumindest ein bisschen Geschwindigkeit auf. Gute Chancen aber blieben selten: In der 49. Minute verfehlte Malouda aus halblinker Position knapp das Tor, später kam Benzema noch zu einer Möglichkeit. Rumänien traute sich zumindest mal in die Hälfte der Franzosen – Mutu aber vergab zwei Freistöße leichtfertig.

Danach blieb genug Zeit, um andere Geschichten zu erzählen: Lilian Thuram, der bei den Franzosen statt dem angeschlagenen Patrick Vieira die Kapitänsbinde trug, wurde mit der Partie gegen die Rumänen zum Spieler mit den meisten Einsätzen in der EM-Geschichte. Der 36-Jährige vom FC Barcelona, der bereits seine vierte EM bestreitet, absolvierte seine 15. Begegnung bei einer Europameisterschafts-Endrunde.

Aber auch Thuram wurde am Ende von vielen der 30 585 Zuschauern im ausverkauften Letzigrund Stadion in Zürich ausgepfiffen. Er und seine Mannschaftskollegen hatten einfach zu wenig geboten. „Frankreich spielt nicht mehr auf dem Level, den viele Leute vielleicht noch gewohnt sind“, sagte Rumäniens Trainer Victor Piturca. Er sprach von einem „gerechten Ergebnis“. Piturca und seine Spieler wurden nach der Begegnung von ihren Fans gefeiert. Sie hatten zumindest eine kleine Überraschung geschafft. Tsp

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