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Sport: Wo Millionen keine Rolle spielen - Bei Eskapaden seiner Spieler macht Mailand kurzen Prozess

Giovane Elber hatte eine eckige Designerbrille auf der Nase. Das sah putzig aus.

Giovane Elber hatte eine eckige Designerbrille auf der Nase. Das sah putzig aus. Dann sagte er etwas in die Kamera, und das war dann nicht mehr so putzig: "In Italien wäre Mario Basler schon viel früher rausgeflogen." Und beim AC Mailand ganz besonders schnell. Beim Italienischen Meister hätte der fidele Nachtschwärmer vom FC Bayern München eine sehr kurze, aber dafür rauhe Zeit erlebt. In Italien gilt eine Art Ehrenkodex: Ein Profi kritisiert seine Mitspieler nicht öffentlich, seinen Trainer auch nicht, und der Präsident ist sowieso tabu. Und Eskapaden wie die von Basler sind in den meisten Klubs unvorstellbar. "Beim AC Mailand hätte es solche Vorfälle nie gegeben, der Klub hätte sich das nicht gefallen lassen", sagt Candido Cannavo, der Chefredakteur der größten Sport-Tageszeitung "Gazetta dello Sport".

Wer unangenehm auffällt, wird gnadenlos aussortiert. Beim AC Mailand ist Vizepräsident Adriano Galliani der Mann fürs Grobe. Sinnigerweise trägt er den Spitznamen "der Hai". George Weah stand in der letzten Saison kurz vor dem Rausschmiss. Das Vergehen des Torjägers: Weah hatte kritisiert, "dass das Spiel zu sehr auf Bierhoff zugeschnitten ist". Und dem deutschen Nationaltorhüter Jens Lehmann schimpfte AC-Trainer Zaccheroni nach: "Seine Einstellung ist unmöglich. Soll er doch gehen, wir weinen ihm keine Träne nach." Lehmann hatte sich nach wenigen Monaten über seine Rolle als Reservist beschwert, seinen Konkurrenten Sebastiano Rossi als "Fliegenfänger" verhöhnt und beleidigt mit Borussia Dortmund verhandelt.

Geld spielt in Italien keine Rolle. Juventus Turin gehört dem schwerreichen Fiat-Chef Giovanni Agnelli, Milans Boss Silvio Berlusconi ist der reichste Mann Italiens, da ist es ziemlich egal, ob ein Klub durch einen Rauswurf Ablösesummen verliert oder der Marktwert durch dauerhafte Tribünenpräsenz in den Keller sinkt.

Lehmann im Übrigen floh zu früh: Nur Tage, nachdem der Keeper Mailand verlassen hatte, erhielt Rossi die Rote Karte - und hockt seither, seit 1998, dauerhaft auf der Bank.

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