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Sport: Wo schlafen sie denn?

Südafrika weiß noch nicht, wo bei der WM 2010 die Fußballfans aus aller Welt unterkommen sollen

„Freut euch auf eine afrikanische WM“ – das ist der Satz, mit dem Danny Jordaan am Rande der WM-Auslosungszeremonie in Durban eigentlich jedes Gespräch mit einem Journalisten beginnt. „Sie wird ganz anders, als die bisher erlebten. Mit großartiger Stimmung, dafür sicherlich nicht so perfekt organisiert wie zuletzt in Deutschland“, fügt der Geschäftsführer des Organisationskomitees dann an, wenn er unangenehme Fragen beantworten soll. Eine solche Frage ist zum Beispiel: „Wo sollen die WM-Gäste eigentlich alle schlafen?“ Mit Ausnahme der Touristenzentren Kapstadt, Durban, Port Elizabeth oder Johannesburg verfügen die Orte über sehr wenig Hotelbetten. In Polokwane zum Beispiel gibt es gerade sechs Pensionen mit insgesamt 62 Betten. Polokwane ist WM-Austragungsort – unwiderruflich. Es wird zwar gerade ein 300-Betten-Hotel aus dem Boden gestampft, doch das ist während der WM schon jetzt für Fifa-Mitglieder geblockt.

Man stelle sich also vor, England macht es besser als bei der EM-Qualifikation und schafft den Sprung zum WM-Turnier. Und der Zufall will es, dass das Team für die Vorrunde nach Polokwane gelost wird und 20 000 englische Fans ihrem Team folgen und in Polokwane einfallen. Kritiker befürchten ein völliges Chaos. Die Organisatoren hingegen verweisen auf die zahlreichen Lodges in den umliegenden Nationalparks, in denen sonst Touristen nächtigen, die Löwen, Elefanten und Gazellen fotografieren wollen. „Da können während der WM doch die Fußballfans untergebracht werden“, sagt Jordaan. Eine interessante Idee, dass Fans mit einem Kleinflugzeug hin- und herfliegen.

Man muss dabei wissen, dass beim Autofahren in Südafrika ganz andere Regeln herrschen als in Europa. Zumindest auf dem Land gilt: Im Dunkeln fährt man nicht. Gerade in den Wintermonaten Mai, Juni, Juli und August – wenn es nachts empfindlich kalt wird – neigen die Wildtiere dazu, sich auf die noch warmen Straßen zu legen. Man hat im Auto quasi keine Ausweichchance, wenn man im Dunkeln unvermittelt auf ein solches Hindernis trifft.

Weil die Fifa und die lokalen WM-Organisatoren diese Art von Problemen natürlich sehr genau kennen, kennen sie auch ihre beschränkten Möglichkeiten. Eine Lösung wäre vielleicht, dem Losglück etwas nachzuhelfen und Mannschaften wie die Ukraine oder Paraguay nach Polokwane zu delegieren. Oder man gibt die Verantwortung ab. Und diese Lösung scheinen die Organisatoren zu favorisieren.

Nicht anders ist zu erklären, dass die Fifa in den nächsten Tagen feierlich ihr „Reiseveranstalter-Programm“ vorstellen wird. Zurück zu den Ursprüngen, wenn’s auch eine Menge kostet: Erstmals seit 1998 werden wieder Eintrittskarten an jeden interessierten Reiseveranstalter abgegeben. Die Bedingung: Der Veranstalter bietet den Fans Pauschalreisen an. Er bekommt die Tickets also nur, wenn er auch die Organisation von Übernachtung und Transport übernimmt. Allerdings würde die Fifa mit dieser Art Ticketverkauf erheblich weniger Geld einnehmen als bei den vergangenen Weltmeisterschaften, weil man den Verdienst mit den Reiseveranstaltern teilen müsste. Der Konjunktiv ist deshalb angebracht, weil diese Reiseveranstalter ja auch erst einmal gefunden werden müssten.

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