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Sport: Wohlgefühl in Liga zwei

Von Karsten Doneck Berlin. Ein Fan mahnte zur Mäßigung.

Von Karsten Doneck

Berlin. Ein Fan mahnte zur Mäßigung. Als beim 1. FC Union ein paar Runden vor Saisonschluss munter über die Aufstiegschancen diskutiert wurde, teilte besagter Anhänger den Gleichgesinnten im Programmheft zu einem Heimspiel mit: „Wir haben so lange darum gekämpft, in die Zweite Liga zu kommen, warum sollen wir sie denn jetzt gleich wieder verlassen?“

Das ist nett formuliert, wird aber nicht den Anstrengungen gerecht, die der 1. FC Union unternommen hat, um durch die Zweite Liga zu rauschen wie ein heftiger Windstoß durch die Baumkronen. Zum Ende hin forcierte das Präsidium sogar noch den Ehrgeiz seiner balltretenden Angestellten, indem es trotz knapper Kasse die Aufstiegsprämie von 600 000 Euro auf eine Million Euro anhob. Es nützte nichts. Der 1. FC Union wurde Tabellensechster: in überschaubarer Distanz zu den Aufstiegsplätzen, die Abstiegsränge in unendlicher Ferne im Rücken. Was bleibt, ist eine stolz geschwellte Brust. „Wir haben eine großartige Saison gespielt, uns sehr gut präsentiert“, lobt Unions Präsident Heiner Bertram.

Und doch herrscht rund um das Stadion an der Alten Försterei die Überzeugung, dass vielleicht mehr drin war. Was auch Georgi Wassilew indirekt zugibt. „Durch unsere Teilnahme am Uefa-Pokal haben wir in der Liga einige Punkte verloren, wir waren nicht in der Lage, in dieser Zeit die Spannung für die vielen Spiele aufrechtzuerhalten“, sagt der Trainer. In den beiden Uefa-Cup-Runden gegen Haka Valkeakoski und Liteks Lowetsch möbelte Union zwar sein Renommee auf, sammelte dabei genügend Geld ein, um sich später mit Stürmer Petar Divic (800 000 Mark Ablöse) den teuersten Transfer der Vereinsgeschichte leisten zu können, geriet aber in jener Phase mit fünf sieglosen Punktspielen in Folge sportlich auch ins Trudeln.

Zwei andere Dinge waren es indes, die Bertram rückblickend ärgern. „Die Niederlage in Babelsberg – das war eine Lehre“, sagt der Präsident. Am 18. August hatte Union im Karl-Liebknecht-Stadion nach 2:0-Führung noch 2:3 verloren. Und dann war da noch der DFB-Pokal, das frühe Ausscheiden daheim gegen RW Oberhausen. „Das darf nicht passieren“, grollt Bertram noch im Nachhinein. „Wir hätten in der nächsten Runde bei Schalke gespielt, das wäre ein Erlebnis gewesen und hätte uns noch mal eine Million Mark in die Kasse gebracht.“

Das Fußvolk honorierte Unions Leistungen durch massenhaftes Erscheinen. Hatte Bertram nach den ersten Spielen noch schlimme Befürchtungen, der im Etatentwurf angesetzte Besucherdurchschnitt von 9000 könnte auch nicht annähernd erreicht werden, so kann er jetzt zufrieden auf die Bilanz schauen. 9366 Besucher kamen im Schnitt zu den 17 Heimspielen ins Stadion an der Alten Försterei. Dieses Stadion ist bei Union permanentes Reizthema. Von den Fans als Kultstätte vergöttert, macht die marode und veraltete Arena den Verantwortlichen viel Kummer. Von „Wettbewerbsnachteilen“ spricht Bertram gar, weil das Stadion über zu wenig Komfort verfügt. Kaum überdachte Sitzplätze, erst recht keine Logen – die daraus resultierenden Einnahmeverluste beziffert Bertram auf „zwei bis drei Millionen Euro pro Saison“. Die Schlussfolgerung des Präsidenten: „Mit diesem Stadion können wir maximal noch ein bis zwei Jahre durchhalten.“

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