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Sport: Wolfgang Wolf: Ich bin knallhart

Ex-Wolfsburger löst Augenthaler ab und soll Nürnberg noch retten

Nürnberg. Ein paar Fans standen noch mit feuchten Augen da, als der Neue kam. Klaus Augenthaler rauschte im schwarzen Opel davon, und Wolfgang Wolf wünschte im Trainingsanzug mit dem Emblem des 1. FC Nürnberg auf der Brust einen „guten Morgen“. Die, die ihm nun zaghaft die Hände entgegenstreckten, hatten ein paar Minuten zuvor Augenthaler noch leidenschaftlich umarmt und Tränen dabei vergossen. Menschliche Spuren im Profigeschäft, die wenig später von der Realität wieder weggespült wurden. Klaus Augenthaler war beim stark abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten 1. FC Nürnberg als Trainer entlassen worden, Wolfgang Wolf ist sein Nachfolger. „Wir hätten früher handeln müssen“, sagte Präsident Willi A. Roth, der Augenthaler noch vor Wochen seine volle Unterstützung zugesagt hatte. Nun spricht er von „enttäuschender Bilanz“ und „katastrophaler Einkaufspolitik“.

Nicht einmal die Fans des 1. FC Nürnberg, die sich immer wieder machtvoll hinter ihn gestellt und damit den Präsidenten in Schwierigkeiten gebracht hatten, konnten Klaus Augenthaler retten. Am Wochenende wollen sie nun einen „Fanaufstand“ organisieren. Gegen Roth.

Hintergrund der Beurlaubung ist in erster Linie der Autoritätsverlust Augenthalers im Team, der seit Monaten nicht mehr zu kitten war. Vor dem Spiel in Hamburg fiel ohne Begründung die Mannschaftssitzung aus. Im Bus auf der Rückfahrt soll es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Augenthaler und Spielern gekommen sein.

„Klaus und ich haben uns noch unterhalten. Er hat mir viel Glück gewünscht“, sagte Wolf bei seinem Amtsantritt. „Ich habe keine Angst, weil Klaus hier so beliebt war. Wir stehen für dieselbe Sache, wir wollen die Klasse halten.“ Im Abstiegskampf bleibt ihm nicht viel Zeit. „Am Samstag ist gegen 1860 München das Spiel der Spiele. Es muss alles mobilisiert werden", sagte Wolf, der im März nach fünf Jahren in Wolfsburg durch Jürgen Röber ersetzt worden war. Nun hat er die Winzigkeit von vier Spielen Zeit, das zu schaffen, was er eine „Minimalchance“ nennt und andere für unmöglich halten.

Nachdem Wolf aus dem Osterurlaub mit der Familie zurückgekehrt war, kam in der Nacht zum Mittwoch der Anruf aus Nürnberg. „Ich habe spontan reagiert. Mit einem Angebot aus der Ersten Bundesliga habe ich wirklich nicht mehr gerechnet.“ Sein Konzept heißt nun: „An die Spieler rankommen und ihnen Selbstvertrauen geben.“ Er habe ihnen gesagt, „dass es ein Unterschied ist, ob sie Verträge in der Ersten oder Zweiten Liga haben". Und dann fügte er hinzu: „Eines ist klar, ich dulde weder rechts noch links, ich bin knallhart.“ Drohgebärden, wohl dosiert, gehören wohl zu den ersten Tagen des neuen Jobs. Wolf positioniert sich im neuen Umfeld. Auch im Machtspiel mit dem mächtigen Präsidenten. „Ich habe keine Angst vor ihm. Es wird auch da sicher knallen. Irgendwann, und das ist auch gut so. Aber für mich geht es jetzt um die Mannschaft“, sagte Wolf.

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