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Der Anfang vom Wolfsburger Ende: Thomas Müller überwindet Torwart Diego Benaglio und trifft zum 2:1.

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Wolfsburg - Bayern 1:6: Bayerns Strafe für Wolfsburgs Frechheit

Anfangs sieht es für den VfL Wolfsburg noch nach einer Sensation aus, als der FC Bayern München in Rückstand gerät. Doch dann rächen sich die Münchner mit sechs Toren am VfL.

Thomas Müller hatte gerade das 2:1 für den FC Bayern erzielt, da stieg roter Rauch auf aus dem Münchner Fanblock. Pyrotechnik – das gibt bestimmt eine Geldstrafe für den FC Bayern, aber die Botschaft nach einer guten Stunde in der Wolfsburger Arena war deutlich: Jetzt machen wir ernst. Und wie ernst sie machten. Am Ende, das Ergebnis verlangt nach dieser Wortwahl, schossen die Bayern den VfL Wolfsburg ab. Mit 6:1 (1:1), was nicht ganz den Kräfteverhältnissen in diesem Spiel entsprach, wohl aber der Gesamtlage in der Bundesliga. Es war am 24. Spieltag der 16. Sieg in Folge der immer noch ungeschlagenen Münchner.

Wer soll dieser Mannschaft noch gefährlich werden, wenn schon die mit Millionenaufwand aufgerüsteten Wolfsburger im eigenen Stadion so verheerend untergehen?

Tranquilo!, befand Bayerns Trainer Pep Guardiola, immer mit der Ruhe: „Das war nicht so einfach, wie es vielleicht aussah. Dortmund und Schalke haben hier nicht gewonnen, und wir hatten auch unsere Probleme.“ Der nette Señor Guardiola ist bekannt für solche netten Sätze, aber in diesem steckt weniger Understatement, als es die sechs Tore vermuten lassen.

Denn der VfL hatte vor 30.000 Zuschauer in seiner ausverkauften Arena durchaus Mut bewiesen und gewagt, was sonst keiner gegen die Bayern wagt: Die Wolfsburger standen von Beginn an sehr hoch, sie attackierten sehr früh und schossen auch noch ein schnelles Tor. Von der linken Seite hatte Kevin de Bruyne geflankt, die prominente Wolfsburger Winterakquise vom FC Chelsea. Der Ball flog in perfekter Flugkurve in ein kleines Loch in der Münchner Abwehr. Wolfsburgs Innenverteidiger Naldo stieß erst in dieses Loch und dann den Ball ins Tor.

Schweinsteiger saß bei Bayern auf der Bank, Götze stand nicht im Kader

So oft kommt es in der Fußball-Neuzeit nicht vor, dass die Bayern in Rückstand geraten. Auf derartige Frechheiten reagieren sie sehr ungehalten, und genau das bekamen auch die Wolfsburger zu spüren. Denkbar schnell verlagerten die Münchner das Geschehen in die gegnerische Hälfte, bevorzugt über die linke Seite, wo David Alaba und Franck Ribéry ihr Unwesen trieben. Ribéry hatte am Mittwoch beim 2:0 der Franzosen über die Niederlande nach vierwöchiger Verletzungspause als Einwechselspieler sein Debüt gegeben und sich damit gleich für einen Platz in der Münchner Startelf qualifiziert.

So großzügig war Pep Guardiola bei Bastian Schweinsteiger nicht. Der deutsche Nationalspieler saß 90 Minuten lang auf der Ersatzbank. Mario Götze stand nicht mal im Kader. Die zentralen Positionen im Mittelfeld vergab Guardiola an Philipp Lahm, Toni Kroos und, Überraschung, Arjen Robben, aber der tauschte schnell mit Xherdan Shaqiri und trollte sich wieder nach rechts.

Frank Ribéry trat neun Minuten nach dem 0:1 erstmals entscheidend in Erscheinung. Nach seiner Ecke von der linken Seite brachten die Bayern ein in der Bundesliga eher selten gesehenes Fußball-Billard zur Aufführung. Nacheinander wuchteten Dante, Jerome Boateng und Shaqiri den Ball aufs Tor, aber er kam immer wieder zurück, zweimal vom Fuß des Verteidigers Patrick Ochs und einmal von den Fäusten des Torwarts Diego Benaglio. Als Vierter war Müller an der Reihe, endlich war der Ball im Netz. Erst in der Fernsehzeitlupe war zu sehen, dass der Ball schon nach Shaqiris Versuch die Linie überquert hatte. „Ein sehr unglückliches Gegentor“, klagte Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking. „Wenn wir die Führung ein bisschen länger halten, entwickelt sich das Spiel vielleicht ganz anders.“

Wolfsburg steckte auf, Bayern München griff an

Einstweilen aber hielt seine Mannschaft noch dagegen und hatte gute Chancen. Einmal verließ Maximilian Arnold im Strafraum der Mut, zu Beginn der zweiten Halbzeit schoss Daniel Caligiuri knapp vorbei. „In dieser Phase waren sie besser“, sagte Guardiola. Er reagierte mit einer moderaten Systemumstellung. Shaqiri und Kroos mussten raus, Thiago Alcantara kam neu in die Zentrale und Mario Mandzukic in den Angriff. Wer verfügt schon über solche Mittel?

Es war der Brasilo-Spanier Thiago, der einen großartigen Ball in die Tiefe des Wolfsburger Raumes spielte, in den Lauf von Müller, der Benaglio umkurvte und zum Münchner 2:1 traf. Was folgte, war zunächst der rote Rauch aus dem Fanblock und dann eine gnadenlose Machtdemonstration. Erst verwandelte Mandzukic volley nach Rafinhas Flanke, dann dribbelte Robben seinen Spezi Ribéry frei zur mühelosen Vollendung. Der VfL steckte jetzt auf und der FC Bayern keineswegs zurück. Für die Wolfsburger blieb nur ein optischer Trost, dass nämlich auf der Anzeigetafel kein Platz mehr war für zwei weitere Tore von Müller und Mandzukic.

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