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Fehlbar vom Punkt. Bremens Torsten Frings scheitert am Wolfsburger Torwart Diego Benaglio.Foto: AFP

© dapd

Wolfsburg gegen Werder: So verschießt man Elfmeter

Bremen und Wolfsburg treten weiter auf der Stelle. Im Krisen-Duell der beiden Klubs gibt es zwar Elfmeter auf beiden Seiten, aber keine Tore.

Fußball ist manchmal ein seltsames Spiel. 90 Minuten dauert eine Begegnung, doch es gibt Tage, da passiert eine Ewigkeit gar nichts, und dann kommen in ein paar Minuten alles zusammen. Die 30 000 Zuschauer in Wolfsburg haben gestern so ein Spiel gesehen. 70 Minuten lang war die Partie zwischen dem VfL und Werder Bremen ein echter Langweiler, dann aber wurde es wenigstens noch kurios. Erst verschoss Werders Kapitän Torsten Frings einen Foulelfmeter, zwei Minuten später durfte Edin Dzeko für Wolfsburg ran – und setzte den Ball mit Wucht übers Tor. Mehr als ein 0:0 hatte die Begegnung aber auch nicht verdient.

Von den beiden Fehlschüssen abgesehen hatte das Spiel nur wenige Höhepunkte. Dem früheren Bremer Diego gelang nach knapp zehn Minuten die erste erinnerungswürdige Aktion. Der Brasilianer zirkelte einen Freistoß über die Bremer Mauer, Tim Wiese aber parierte den Ball mit beiden Fäusten. Diego zeigte gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber wieder einmal, über welche Bandbreite sein Repertoire verfügt. Gute Pässe und gefährliche Abschlüsse gehören genauso dazu wie seine immer wieder auftretenden Aussetzer. Nach einer halben Stunde nutzte er einen harmlosen Körperkontakt zu einem theatralischen Sturz, um – vergeblich – einen Elfmeter zu schinden, und wenig später wurde er wegen Meckerns von Schiedsrichter Deniz Aytekin verwarnt.

So kennen auch die Bremer Diego; die Frage ist, ob Diego die Bremer noch wiedererkennt. Die Mannschaft von Thomas Schaaf ist in diesem Herbst 2010 auf der Suche nach ihrer Identität. Erschwert wird dieses Unterfangen allerdings schon seit Wochen durch dramatische Personalprobleme. Auch in Wolfsburg fehlten Schaaf sieben potenzielle Stammspieler. Wie Werder diese Schwächung zu kompensieren gedachte, war kurz nach Diegos erster Gelegenheit erstmals zu erahnen. Der Plan sah so aus: hinten sicher stehen und dann nach der Balleroberung zügig nach vorne spielen. Über Marko Arnautovic und Aaron Hunt landete der Ball beim ersten Konter der Bremer schließlich bei Philipp Bargfrede, doch dessen Schuss ging knapp am Pfosten vorbei

Solche klar strukturierten Spielzüge waren gestern die Ausnahme, stattdessen bekamen die Zuschauer immer wieder erstaunliche Unzulänglichkeiten zu sehen. Bremens junger Linksverteidiger Dominik Schmidt wurde für einen falschen Einwurf vom Schiedsrichter zurückgepfiffen, sein Kollege Aaron Hunt stolperte einmal über den Ball, und bekam am Boden liegend auch noch das Knie des Wolfsburgers Josué ins Gesicht. Schön war es selten. Nur Marko Arnautovic, Werders einzige echte Spitze, machte sich einmal um die ästhetische Note verdient. An der Strafraumgrenze überlupfte er seinen Gegenspieler, und obwohl der Ball sich schon gefährlich der Torauslinie näherte, schaffte der Österreicher es, Wolfsburgs Torhüter Diego Benaglio mit einem Schuss aufs kurze Eck noch in Verlegenheit zu bringen.

Die zweite Hälfte bot zunächst noch weniger Erbauliches als die erste: Viele kleine Fouls, Fehlpässe und andere Ungenauigkeiten ließen so gut wie keinen Fluss aufkommen. Erst nach einer Stunde wurde es zum ersten Mal wieder richtig gefährlich, doch Mario Mandzukic lenkte eine Hereingabe von Sascha Riether knapp am Tor vorbei. Dass es doch noch unterhaltsam wurde, hatte der Schiedsrichter zu verantworten. Eine Attacke von Josué gegen Bargfrede wertete er als Foul, doch Frings Elfmeter sprang von Benaglios Unterschenkel an die Latte. Dass man einen Elfmeter noch kläglicher verschießen kann, bewies kurz darauf Edin Dzeko. Und toppte dies noch, als er bei seiner Auswechslung Trainer Steve McClaren den Handschlag verweigerte.

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