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Hoffenheims Andrej Kramaric (verdeckt) feiert sein Elfmeter-Tor zum 0:1.

© dpa

Update

Wolfsburg wendet Blamage ab: Hoffenheim gewinnt in Hamburg

Hoffenheim gewinnt beim Hamburger SV und setzt die Erfolgsserie von Trainer Nagelsmann fort. Wolfsburg kommt nur zu einem mageren 1:1 gegen Darmstadt.

Der erste Auswärtssieg nach knapp einem halben Jahr hat beim Abstiegskandidaten TSG Hoffenheim keine überschwängliche Freude ausgelöst. „Einfach mal Tabelle ausdrucken, dann weiß man, was Sache ist“, sagte Trainer Julian Nagelsmann nach dem 3:1 (2:1)-Erfolg seiner Mannschaft beim Hamburger SV. Der 28 Jahre alte Coach hat seit seiner Amtsübername in sieben Spielen 13 Punkte geholt und damit die Hoffnung auf den Klassenverbleib genährt. „Es wird eng bleiben bis zum Schluss“, meinte Torhüter Oliver Baumann, der den Sieg mit starken Paraden festhielt.

Auch für die Hamburger wird es wieder eng. Ihr Abstand zum Relegationsplatz beträgt nur noch vier Punkte. „Die Situation ist nicht besser geworden“, sagte Abwehrspieler Matthias Ostrzolek. Zwar hatten die Hamburger einige Tormöglichkeiten, vergaben diese aber überhastet. „Wir sind an unserer Chancenverwertung gescheitert“, resümierte HSV-Trainer Bruno Labbadia.

Für die Kraichgauer erzielten Andrej Kramaric (19. Minute/ Foulelfmeter), Kevin Volland (23.) und der eingewechselte Eduardo Vargas (67.) vor 48 263 Zuschauern im Hamburger Volksparkstadion die Tore. Für die Gastgeber traf Aaron Hunt per Handelfmeter (30.).

In dem turbulenten Spiel sorgte Schiedsrichter Knut Kircher für reichlich Diskussionsstoff - auch lange nach der Partie. Riesenglück hatte HSV-Keeper René Adler, dass ihn der Referee nicht vom Platz stellte, als er den durchgebrochenen Volland im Strafraum von den Beinen holte und nur Gelb kassierte (22.). „Hätte es einen Videobeweis gegeben, wäre die Entscheidung wohl als Rote Karte ausgefallen“, sagte Kircher entschuldigend. Den fälligen Elfmeter verwandelte Kramaric sicher.

Adler bewahrte seine Mannschaft lange Zeit vor einem Rückstand

Als Adler einen Rückpass von Ostrzolek in höchster Not mit der Hand aufnahm (22.), gab es für die Gäste einen indirekten Freistoß im Strafraum. Den an der Fünf-Meter-Linie abgelegten Ball hämmerte Volland ins HSV-Tor. „Das war eine Fehlentscheidung. Es war kein Rückpass“, sagte Ostrzolek. „Der Schiedsrichter wird mit seiner Leistung auch nicht zufrieden sein.“

Die Hoffenheimer hebelten mit wenigen Pässen mehrfach die HSV-Abwehr aus und hätten zur Pause deutlicher führen können. Ohne Kapitän Johan Djourou, der unter einem Virusinfekt leidet und zunächst mit dem Training aussetzen muss, fehlte es der Hamburger Abwehr an Überblick.

Adler bewahrte seine Mannschaft mit sehenswerten Aktionen lange Zeit vor einem Rückstand. In der vierten Minute lenkte er den Ball nach einem Kramaric-Heber zunächst an den Pfosten, dann warf er sich in den Nachschuss von Mark Uth.

Das muntere Treiben hielt an. Nach einem Handspiel des Hoffenheimer Innenverteidigers Pavel Kaderabek erkannte den Unparteiische auf Elfmeter für die Hamburger. Den Strafstoß verwandelte Hunt lässig mit einem Schüsschen in die Tormitte, während 1899-Schlussmann Baumann in die linke Ecke sprang.

Der Erfolg gibt den Hoffenheimern im Abstiegskampf Mut. „Wir müssen in den nächsten Spielen daran anknüpfen“, forderte Torwart Baumann. Auch die Hamburger müssen nach zwei Niederlagen in Serie unbedingt punkten. Sie treten in den nächsten zwei Partien gegen weitere Abstiegskandidaten an. Zunächst gastieren sie nach der Punktspielpause beim Tabellenletzten Hannover 96, dann erwarten sie Aufsteiger Darmstadt 98 im Volkspark. Ostrzolek: „Jetzt müssen wir das Spiel in Hannover gewinnen.“ (dpa)

VfL Wolfsburg: Von Europa immer weiter entfernt

Am Ende war niemand zufrieden. Das 1:1 (0:0) tat sowohl Vizemeister VfL Wolfsburg, als auch Aufsteiger Darmstadt 98 weh. „Vor dem Spiel hätten wir das unterschrieben. Jetzt fühlt es sich nicht so gut an“, bekannte Gäste-Coach Dirk Schuster, der nur knapp zehn Minuten vom sechsten Auswärtssieg in dieser Fußball-Bundesligasaison träumen durfte.

„Doch dann hat André Schürrle eben seine Klasse aufblitzen lassen“, meinte Schuster ernüchtert: „Deshalb ist er auch Nationalspieler und spielt beim VfL Wolfsburg.“ Schürrle rettete dem Champions-League-Viertelfinalisten in der Nachspielzeit (90.+3) doch noch einen Punkt, nachdem Sandro Wagner in der 82. Minute den Gast zum Entsetzen des Großteils der 26 422 Zuschauer in Führung geschossen hatte. Dennoch gab es nach dem Spiel ein Pfeifkonzert.

„Das ist natürlich enttäuschend“, sagte auch VfL-Trainer Dieter Hecking und meinte damit das Ergebnis: „Das ist nicht das, was wir uns vorgenommen haben.“ Der auf Platz acht abgestürzte Vizemeister und Pokalsieger verliert im Kampf um die Europapokalplätze nach dem zweiten sieglosen Spiel am Stück an Boden. „Wir haben derzeit Probleme, das lässt sich nicht weg diskutieren“, sagte Hecking.

Schon die Anfangsphase des Spiels war für den VfL zum Vergessen

Nicht ansatzweise war zu erkennen, warum der VfL Anfang April im Champions-League-Viertelfinale gegen Real Madrid antreten darf. Gegner dieses Kalibers dürften in der kommenden Saison nicht mehr in der VW-Arena vorbeischauen. Nach 27 Spielen hat Wolfsburg bereits zehn Zähler Rückstand auf Platz drei, der als Ziel ausgegeben wurde und erneut zur Champions-League-Teilnahme berechtigen würde. Mit 38 Punkten muss der VfL gar um die Europa-League-Teilnahme bangen.

„Es kam viel zu wenig von uns in diesem wichtigen Heimspiel“, bekannte auch Torschütze Schürrle.

Darmstadt dagegen sammelte im Kampf gegen den Abstieg erneut einen Punkt - zum dritten Mal in Serie. Allerdings sind die Hessen inzwischen auch seit sieben Spielen sieglos und haben nur noch einen Punkt Vorsprung auf den Relegationsrang 16. Darmstadt verdiente sich den Punkt gegen ideenlose und ersatzgeschwächte Hausherren mit viel Kampf und Leidenschaft. Dagegen rannte Wolfsburg lang vergebens an.

Beim VfL fehlte wie schon in Hoffenheim vor allem Julian Draxler (Oberschenkelprobleme) an allen Ecken und Enden. Kurzfristig war auch Linksverteidiger Ricardo Rodriguez mit einer Bauchmuskelverletzung ausgefallen. Zu allem Überfluss verletzte sich im Spiel auch noch Daniel Caligiuri und musste bereits nach einer guten halben Stunde ausgewechselt werden.

Schon die Anfangsphase des Spiels war für den VfL zum Vergessen. Darmstadt presste früh und zwang den Favoriten damit immer wieder zu leichten Fehlern im Spielaufbau. Schalteten die Wolfsburger doch mal den Vorwärtsgang ein, lieferte vor allem Nationalspieler Max Kruse keine Argumente für seine Nominierung von Bundestrainer Joachim Löw am Tag zuvor für die EM-Tests gegen England und Italien. (dpa)

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