zum Hauptinhalt

Sport: Wolfsburg?

Um den VfL in der Liga zu halten, setzt Trainer Felix Magath auf Drohungen und Psychotricks

Von Christian Otto

Die letzte Drohung von Trainer Felix Magath sorgte für mehr Verwirrung als Motivation. „Ich weiß nicht, was mit dieser Mannschaft passiert“, sagte etwa Grafite und sah ziemlich ratlos aus. Für einen Stürmer, der den VfL Wolfsburg vor dem Absturz aus der Fußball- Bundesliga bewahren soll, hinterlässt der bullige Stürmer einen äußerst betrübten Eindruck. VfL-Cheftrainer Magath hat seine Mannschaft mit dem Schreckensszenario auf den 34. Spieltag und die heutige Partie bei der TSG Hoffenheim eingestimmt: Demzufolge müssen die Profis im Fall des Abstiegs ohne Ausnahme in Wolfsburg bleiben. Es sind merkwürdige Methoden und Psychotricks, mit denen der strenge VfL-Chef versucht, das große Unheil namens Zweite Liga doch noch abzuwenden.

Mit einem Sieg in Hoffenheim können sich die Wolfsburger aller Sorgen selbst entledigen und sowohl Eintracht Frankfurt als auch Borussia Mönchengladbach auf Distanz halten. Aber wie gewinnt man bloß mit einer Mannschaft, der jegliches Selbstvertrauen abhanden gekommen ist? Echte Versuche, das eigene Team stark zu reden oder aufzurichten, hat es unter der Regie von Magath eher wenige gegeben. Spielmacher Diego hat er bescheinigt, dass dessen individuelle Klasse im Kampf um den Klassenerhalt wenig bis gar nichts bringe. Dass Torhüter Diego Benaglio seit Wochen vor Nervosität gerade einmal Dienst nach Vorschrift verrichten kann, hat der Trainer in aller Öffentlichkeit bemängelt. Und selbst Nationalspieler Arne Friedrich, der sich in der heutigen Partie nicht mehr seines Stammplatzes sicher sein darf, kam an den Pranger. Magath spekulierte darüber, dass der Verteidiger nach seinem Abstieg mit Hertha BSC im Vorjahr dem nervlichen Druck erneut nicht gewachsen sein könnte.

Bei seinem harten Kurs weiß der 57-Jährige mit Martin Winterkorn den obersten Boss des VfL-Hauptsponsors Volkswagen hinter sich. Beide lassen nichts unversucht, um die Daumenschrauben bei einer Mannschaft anzuziehen, die trotz hoher Investitionen über die gesamte Saison nicht funktioniert hat. Wegen der verkorksten Personalpolitik seines Manager-Vorgängers Dieter Hoeneß kann Magath mangels sinnvoller Alternativen aber kaum Druck auf seine erfolglosen Stammspieler ausüben.

Vom großen Zauber, den Magath mit seiner Rückkehr zum VfL Wolfsburg Mitte März entfacht hatte, ist wenig bis gar nichts geblieben. Gerade einmal 20 Fans verloren sich bei den letzten Trainingseinheiten, zuletzt musste die Mannschaft sogar zum Rapport beim eigenen Anhang antreten. Der Glaube an das Team und die besonderen Fähigkeiten des Meistermachers Magath sind verflogen. Offenbar hatten die VW-Entscheider gehofft, dass allein der Wechsel auf dem Chefposten von Hoeneß zu Magath für mehr Schwung im Verein und mehr Selbstvertrauen bei den Spielern sorgt. Einen möglichen Abstieg des VfL nach 14 Jahren in der Bundesliga nennt Magath für sich persönlich, aber auch für den Verein eine Katastrophe, die es unbedingt zu verhindern gilt. Es wäre sein erster Abstieg als Spieler und Trainer. Der bittere Gang in die Zweite Liga wäre aber auch Beleg dafür, dass es selbst der erfolgsverwöhnte Magath nicht geschafft hat, ein kunterbunt zusammengewürfeltes Team mit zahlreichen Nationalspielern in den Griff zu bekommen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false