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VfL Wolfsburg - Werder Bremen

© ddp

Wolfsburger Duell: Grafite wird Torschützenkönig vor Dzeko

Es war eine rein Wolfsburger Angelegenheit: Der Brasilianer Grafite holt sich die Torjägerkanone der Bundesliga. Zweitbester Torschütze ist Mannschaftskamerad Edin Dzeko.

Von Christian Otto

Es handelte sich nur um einen kurzen Tick mit dem rechten Fuß. Sein Treffer zum 2:0, mit dem sich Grafite die Torjägerkrone schon vorzeitig gesichert hatte, war ein für den Brasilianer typisches Tor. Gedanklich schneller als die Bremer Profis Naldo und Sebastian Prödel war er herangelaufen und hatte die Hereingabe von Christian Gentner verwertet. 28 Tore in 24 Bundesligaspielen – was Grafite in der Saison 2008/09 zeigte, war meisterlich. Als der 30-Jährige gestern im Duell mit dem SV Werder Bremen auch noch das Tor zum 4:1 geköpft hatte, blickte der streng gläubige Brasilianer in den strahlend blauen Himmel über der Arena und schien sich ganz weit oben zu bedanken.

Der vereinsinterne Wettlauf um die Ehre als bester Torjäger der Liga hat Fußball-Deutschland staunen lassen. Grafite kämpfte gegen Edin Dzeko, aber eigentlich mit ihm zusammen. Am Ende siegte Grafite, und das obwohl Dzeko inklusive seines Treffers zum 5:1 auf insgesamt 26 Tore kam, davon 21 in der Rückrunde. Gemeinsam waren sie mit 54 von 80 Wolfsburger Toren die Erfolgsgaranten. Ball erkämpfen, zu Zvjezdan Misimovic passen, und der bediente die beiden Ausnahmekönner. So lief es die ganze Saison.

Dzeko spielte beim gestrigen Meisterstück nach zuletzt traumhaften Auftritten eher unauffällig. Grafite dagegen trickste, dass es wieder einmal eine Freude war. Vor allem der sonst so zuverlässige Naldo in der Bremer Abwehr wurde dabei zum Statisten degradiert. Grafite oder Grafidschi, wie ihn Trainer Felix Magath bis zum letzten Spieltag konsequent falsch aussprach, empfahl sich für eine Verlängerung seines bis 2011 gültigen Vertrages, die Wolfsburg allerdings teuer kommen dürfte.

Felix Magath ist kein Trainer, der sich und seine Arbeit gerne selber lobt. Aber im Fall von Grafite und Dzeko macht er aus seiner Genugtuung kein Geheimnis, etwas Außergewöhnliches geformt zu haben. Dzeko ist erst 23 Jahre jung und war vor zwei Jahren für 2,5 Millionen Euro von FK Teplice verpflichtet worden. Heute soll der Bosnier, um den solch zahlungskräftige Vereine wie der FC Chelsea buhlen und dessen Verbleib in Wolfsburg fraglich ist, rund 20 Millionen Euro Ablöse kosten. Vielleicht ist Grafite, den die Wolfsburger vor zwei Jahren für immerhin 7,5 Millionen Euro aus Le Mans geholt haben, auf Grund seines Alters ein bisschen weniger wert. Aber als Geldanlage in grüner Hose ist er immer noch eine sehr gute Wahl. Auf Grund seines bulligen Körpers und seiner Nervenstärke dürfen die Anhänger des VfL gespannt sein, ob Grafite es auch in der Champions League schafft, die Gegenspieler wie Fahnenstangen zu umkurven.

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