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Besondere Kombination. Im Olympiastadion von Breslau finden nicht nur während der World Games Speedway-Rennen und American-Football-Spiele statt.

© Janiszewski

World Games: Breslau ist immer wieder bunt

Erst Kulturhauptstadt, nun die World Games: Breslau will weiter zeigen, dass es eine aufstrebende Stadt ist.

Von Johannes Nedo

Der Name ist groß und verheißungsvoll: Olympiastadion Breslau. Doch Olympische Spiele wurden in diesem Stadion nie ausgetragen. So muss Marcin Janiszewski jedes Mal aufs Neue die Namenslegende aufklären, wenn der Sprecher des Stadions Besuchern die Arena zeigt. Janiszewski steht auf dem neuen Kunstrasen inmitten des Olympiastadions. Der 28-Jährige hat einen kleinen Bart und trägt ein großes Basecap. Er zeigt auf die renovierten Zuschauerränge in Gelb und Rot, die Platz für 11.000 Zuschauer bieten. Er zeigt den Glockenturm mit Uhr und Feuerschale auf der Gegengerade sowie die Olympischen Ringe auf dem Balkon über dem Marathontor.

„Die Legende hält sich hartnäckig, dass Breslau ein Zusatzort der Olympischen Spiele 1936 in Berlin war – und das Stadion deshalb diesen Namen trägt“, sagt Janiszewski. „Aber das stimmt alles nicht.“ Tatsächlich kommt der Name des Stadions von den Olympischen Spielen 1932 in Los Angeles. Damals gab es im Rahmen Olympias auch Architekturwettbewerbe – und die Entwürfe des Architekten Richard Konwiarz für das Breslauer Stadion gewannen 1932 Bronze.

Ansonsten wurden im Olympiastadion, das ehemals auch die Namen Schlesierkampfbahn und Hermann-Göring-Stadion trug, meist Fußball-Länderspiele ausgetragen. Dann aber vor allem Speedway-Rennen, die in Polen sehr beliebt sind. Mittlerweile teilen sich Breslaus Speedway-Klub und das örtliche American-Football-Team das Stadion.

Für die World Games wurde das Olympiastadion komplett saniert

Von diesem Donnerstag an wird es jedoch eines der Zentren der Olympischen Spiele der nichtolympischen Sportarten sein: der World Games. Und so wird in dem Stadion nun schon einmal Mini-Olympia ausgetragen. Wobei die World Games alles andere als mini sind.

3500 Athleten aus mehr als 100 Ländern messen sich bis zum 30. Juli in 32 Sportarten. Unter anderem im Kanu-Polo, im Sumo, im Faustball, im Lacrosse, im Wasserski und im Fallschirmspringen. Auch Speedway und American Football sind dabei, als Einladungssportarten, weil sie in Polen populär sind.

Für die World Games wurde das Olympiastadion fast komplett saniert. Besonders die alte Backsteinfassade wurde restauriert. So erstrahlt es als einer der Hauptorte der World Games: mit Speedway und Football. Um das Olympiastadion herum finden auf den Sportanlagen der Universität außerdem Beach-Handball, Ultimate Frisbee und Tauziehen statt.

Es ist ein buntes, exotisches Sportprogramm, das in der Großstadt im Südwesten Polens in den nächsten elf Tagen geboten wird. „Breslau wird während der World Games eine internationale Stadt sein“, sagt Bürgermeister Rafal Dutkiewicz. „Jeder wird bei den World Games etwas für sich finden. Und ich hoffe, dass auch die Stadt davon profitieren wird.“ Denn auch wenn die Aufmerksamkeit nicht so groß ist wie bei Olympischen Spielen, so werden TV-Bilder der World Games immerhin in mehr als 100 Länder übertragen. In Deutschland berichtet Sport 1 mehr als 90 Stunden.

Breslau hat einiges investiert für die World Games

Seit Dutkiewicz 2002 zum Bürgermeister gewählt worden war, tut Breslau einiges, um seinen Ruf als selbstbewusste, aufstrebende Großstadt zu mehren. Diesen Status hat die 630.000-Einwohnerstadt nicht nur aufgrund der mehr als 140.000 Studenten, die Breslau eine besondere Energie verleihen. Sondern auch wegen zahlreicher Großveranstaltungen.

Im vergangenen Jahr war Breslau Kulturhauptstadt Europas, 2012 einer der Austragungsorte der Fußball-Europameisterschaft – in dem für die EM gebauten Stadion Miejski findet die Eröffnungsfeier der World Games statt. Auch bei der Handball-EM 2016 sowie der Volleyball-WM 2014 war Breslau mit der berühmten Jahrhunderthalle ein Austragungsort. Dort stehen während der World Games die Gymnastik- und Tanzwettbewerbe an.

Breslau, nach Warschau, Krakau und Lodz die viertgrößte Stadt Polens, hat einiges investiert, um dank der World Games weiter im Fokus der Öffentlichkeit zu bleiben. Der Etat für die Organisation liegt bei 25 Millionen Euro. Die Kosten für die Sportstätten, etwa die Renovierung des Olympiastadions, der Bau einer neuen Schwimmhalle sowie einer Inline-Rollerbahn, betragen etwa 50 Millionen Euro.

Weiße Elefanten, die danach nicht mehr genutzt werden, entstehen laut den Veranstaltern nicht. Alle Sportstätten sollen nach den World Games den Bewohnern Breslaus zur Verfügung stehen. Zuvor sollen aber so viele Einwohner wie möglich zu den Sportveranstaltungen der nächsten Tage kommen. Mit 200.000 verkauften Tickets rechnen die Organisatoren – möglichst viele Zuschauer sollen dann auch aus dem Ausland kommen.

Für die historische Altstadt pilgern bereits zahlreiche Touristen nach Breslau. Beim Spaziergang durch das Zentrum gehören die Reiseführer mit ihren großen Gruppen bereits zum Stadtbild. Und im Olympiastadion dürfte Marcin Janiszewski nun auch mehr Besuchern von der Namenslegende erzählen.

Die Reise wurde teilweise ermöglicht durch die Unterstützung des Polnischen Tourismusbüros.

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