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Cubs-Pitcher Jon Lester.

© AFP

World Series im Baseball: Chicago Cubs: Das Ende der Kultverlierer?

Chicago und die Cleveland Indians stehen sich in der World Series gegenüber. Vor allem das Schicksal der Cubs nach 108 titellosen Jahren elektrisiert die USA.

Cleveland ist am Dienstagabend der Nabel des US-Profisports. Während die Basketballer der Cavaliers ihre Meisterringe erhalten und anschließend ihr erstes Saisonspiel in der NBA bestreiten, beginnt für das Baseball-Team der Indians die Finalserie in der Major League Baseball (MLB), besser bekannt als World Series. Nach dem die Stadt 52 Jahre lang auf einen Titel in einer großen US-Liga warten musste, könnte es 2016 nun sogar zweimal klappen. Das Problem an der Sache: die Indians treffen auf die Chicago Cubs und außerhalb von Cleveland dürften fast alle in den Vereinigten Staaten den sympathischen Dauerverlierern aus dem Norden der „Windy City“ die Daumen drücken.

Erstmals seit 1945 haben die Cubs wieder die World Series erreicht, der letzte Titelgewinn datiert gar aus dem Jahr 1908. Kein Profiteam in den USA wartet so lange auf eine Meisterschaft. Dagegen hört sich die immerhin auch schon 68 Jahre lange währende Durststrecke der Indians in der MLB weniger dramatisch an, obwohl Cleveland damit gleich hinter den Cubs in Sachen Titellosigkeit rangiert. Doch während das Team aus Chicago über Jahre hinweg einen regelrechten Kult um das ewige Scheitern zelebriert hat und trotz aller Misserfolge Jahr für Jahr Scharen von Fans anzieht, ist das in Cleveland etwas anders.

So wirklich interessiert hat es zuletzt nicht einmal die Einwohner der eigenen Stadt, dass die Indians seit 1948 kein Siegerteam mehr hervorgebracht haben. Selbst in der aktuellen Saison war das Progressive Field von Cleveland im Schnitt nur halbvoll, in der Zuschauertabelle rangierten die Indians damit auf Platz 28 von 30 Klubs in der MLB. Erst in den Play-offs ist so etwas wie Begeisterung entstanden, selbst Basketball-Superstar LeBron James war häufig Gast im Stadion der Baseball-Mannschaft.

Nun will Cleveland den Spielverderber geben, die Chancen dafür sind nicht einmal schlecht. Zwar gilt Chicago als leichter Favorit, aber die Indians haben den Heimvorteil und gerade einen richtigen Lauf. Auf dem Weg in die World Series verloren sie nur eines von acht Spielen, die Cubs mussten härter kämpfen. Während die Indians vor allem defensiv überzeugten und von ihrer mannschaftlichen Geschlossenheit zehren, setzt Chicago auf Spektakel und viele, zum Teil noch sehr junge Stars. Auch deshalb sind die Cubs so ein bisschen jedermanns Liebling. Das Schicksal der Indians ist vielen Baseball-Fans in den USA bestenfalls egal, sie sind nicht mehr als die perfekten Nebendarsteller in der großen Cubs-Saga.

Dabei gibt es bei allen Unterschieden auch einige Gemeinsamkeiten. Und die haben mit den Boston Red Sox zu tun. Als das Team 2004 erstmals nach 86 Jahren wieder den Titel holte, waren dafür General Manager Theo Epstein und Cheftrainer Terry Francona hauptverantwortlich. Beide sehen sich in der World Series 2016 wieder. Francona betreut mittlerweile die Indians, Epstein ist Präsident bei den Cubs. Dazu kommen zahlreiche Spieler auf beiden Seiten, die einst für Boston unter Francona und Epstein aktiv waren und nun wieder gegen die Last der Historie ankämpfen.

In den USA lieben sie solche Geschichten, die Medien sind in diesen Tagen voll mit Baseball-Stories. Jetzt erhoffen sich viele eine epische Finalserie, wobei es am Ende nur einen Ausgang gegen kann: Entweder die Chicago Cubs holen nach 108 Jahren wieder die Meisterschaft oder sie geben weiter die tragischen Loser. Die Cleveland Indians sind dabei so oder nur Beiwerk.

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