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Sport: Wosz wirbelt wieder

Eigentlich wollte Bochums Regisseur eine Auszeit, doch gegen Kaiserslautern zeigte er seine beste Saisonleistung

Bochum. Die Tore haben andere geschossen. Und dennoch gehörte Dariusz Wosz zu den Gewinnern des Spiels. Beim 4:0 über den 1. FC Kaiserslautern tauchte der Fußballregisseur des VfL Bochum im Ruhrstadion aus der spielerischen Versenkung auf.

Befreit von den taktischen Fesseln der letzten Wochen, in denen er unauffällig blieb, trat er zum ersten Mal während der laufenden Bundesligaspielzeit wieder in den Mittelpunkt. Der Bochumer Mittelfeldstratege zeigte seine beste Saisonleistung und bereitete die Hälfte der Tore vor. Mit dem 1:0 durch den Iraner Vahid Hashemian übernahmen die Bochumer vollends die Kontrolle. Im Duett mit dem Dänen Peter Madsen sorgte Hashemian, der in der 83. Minute zum 3:0 ein zweites Mal erfolgreich war, für den höchsten Bundesliga-Erfolg des VfL seit dem 5:0 am 17. August 2002 gegen Energie Cottbus.

Wosz’ Gegenspieler Marian Hristow, eine rustikale Natur, konnte den Produktionsleiter des VfL in seinem Arbeitseifer nicht stoppen. Binnen kurzer Zeit brachte der bulgarische Pfälzer Wosz zweimal so unsanft aus dem Gleichgewicht, dass Schiedsrichter Wolfgang Stark ihn nach einer halben Stunde mit Gelb-Rot des Feldes verwies. Obwohl es zu diesem Zeitpunkt noch unentschieden stand, zeigte Hristow sich als schlechter Verlierer. Im Rausgehen schoss er dem Opfer von hinten den Ball in den Rücken. „Das sagt doch alles“, findet Wosz, der sich von seinem Widersacher zweimal unfair getroffen, aber nicht niedergeschlagen fühlte. Hristows niveauloser Abgang spiegelte die Leistung der Pfälzer wider.

In Überzahl nahm der VfL, inspiriert von seinem Regisseur, bis zur Pause Anlauf, um in der zweiten Hälfte mit voller Wucht zuzuschlagen. Vor dem Spiel hatte Wosz mit Blick auf die wachsende öffentliche Kritik der letzten Wochen angeboten, eine Auszeit zu nehmen. Er könne derzeit nur „fünfzig Prozent“ seines Leistungsvermögens abrufen, sagte er. Seit seiner Rückkehr aus Berlin sei er, wenn die anderen Urlaub gemacht hätten, zumeist „von einer Reha zur anderen“ geeilt. Bochums Trainer Peter Neururer blieb jedoch hart und schlug das offensichtlich rhetorisch gemeinte Angebot aus, belohnte seinen Lieblingsspieler aber eine gute Viertelstunde vor Schluss mit einer Arbeitszeitverkürzung – und mit einem Lob. „Wenn das fünfzig Prozent waren, dann hätten wir einen Weltklassemann und müssten den Vertrag sofort um zehn Jahre verlängern“, sagte der Übungsleiter. Der zuletzt hart kritisierte Kapitän weiß das Vertrauen seines Vorgesetzten zu schätzen. „Mein Dankeschön geht an den Trainer, ich habe mich selbst nicht so richtig fit gefühlt.“

Für Peter Neururer war es ein fast perfekter Fußball-Nachmittag. Das, was den Bochumer Trainer störte, waren die nur zu zwei Drittel gefüllten Ränge: „Ich hoffe, dass unsere Leistungen demnächst besser honoriert werden. 20 000 Zuschauer – das ist zu wenig.“ Spätestens beim Heimspiel am 26. Oktober im Revier-Schlager gegen Borussia Dortmund wird es im Ruhrstadion voller werden. Der VfL scheint gerüstet.

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