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WRITERS  Corner: Gymnastik fürs Klima

Jetzt kann ich es ja ruhig sagen, weil die Spiele vorbei sind: Was hier in London passiert ist, war manchmal ganz schön sinnlos. Im Pressezentrum zum Beispiel gab es den Stand eines britischen Petroleumherstellers, der sich ein Computerspiel ausgedacht hatte.

Jetzt kann ich es ja ruhig sagen, weil die Spiele vorbei sind: Was hier in London passiert ist, war manchmal ganz schön sinnlos. Im Pressezentrum zum Beispiel gab es den Stand eines britischen Petroleumherstellers, der sich ein Computerspiel ausgedacht hatte. Wenn ich es im Vorbeigehen richtig verstanden habe, ging es darum, mit irgendwelchen gymnastischen Übungen die Erderwärmung aufzuhalten. Die einzigen, die auf diese Weise zur Rettung der Welt beitragen wollten, waren die Damen vom Stand des britischen Petroleumherstellers selbst. Ab und zu kreisten sie mit ihren Armen, vielleicht auch deshalb, um nicht zwischendurch einzuschlafen. Meine Kollegen haben es andersherum gemacht: Sie sind lieber kopfüber auf der Tastatur eingenickt als in diese PR-Falle zu tappen, da soll noch einer sagen, Journalismus sei kein ehrenwerter Berufsstand.

Diesen Satz musste ich auch deshalb hier nochmal reinschreiben, weil er noch nicht zu einem deutschen Automobilhersteller vorgedrungen ist. Der lud schon lange vor den Spielen zu einem ganz tollen „Get-together“ in London ein und schickte ein „Save the date“ herum. Um was es ging, habe ich schon vergessen, nichts Wichtiges, irgendwas Inhaltsfreies, aber in Erinnerung blieb mir, wie sehr doch hervorgehoben wurde, dass es „leckeres Essen“ gebe. Als die Spiele ein paar Tage alt waren, kam wieder eine Mail des Unternehmens, ein „Reminder“, diesmal schon in einem etwas anderen Tonfall, ich würde sagen, trotzig, und man konnte sich sehr gut vorstellen, wie sie an den vorangegangenen Abenden ihr leckeres Essen immer alleine gegessen haben. Die Formulierung, dass ja schon viele Kollegen der Einladung gefolgt seien, machte alles nur noch trostloser.

Ja, Olympia ist ein großer Marktplatz, man kann nur mit der Kreditkarte des Kreditkartensponsors bezahlen. Auf dem Gelände nur die Getränke des Sponsors trinken. Und das alles passiert natürlich nur, weil Olympische Spiele sonst nicht zu bezahlen sind, das ist die offizielle Begründung des Internationalen Olympischen Komitees. Das macht den Abschied von diesen sonst sehr fröhlichen Spielen auf jeden Fall etwas leichter.

In unserer Kolumne wechselten sich die Korrespondenten Friedhard Teuffel und Frank Bachner mit dem britischen Autor Roger Boyes und der deutschen Hockeyspielerin Natascha Keller ab.

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