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WRITERS  Corner: Merci, L’Equipe

Der Wettkampf geht weiter. Jeden Morgen aufs Neue.

Der Wettkampf geht weiter. Jeden Morgen aufs Neue. Wir haben noch ein Wochenende und eine ganze Woche vor uns. In meinem Hotel sind Frankreichs beste Sportjournalisten untergebracht, die von „L’Equipe“. Sportlich-schlanke Männer in ihren besten Jahren, zwei Frauen aus dem Team habe ich auch schon gesehen. Sie begrüßen sich mit Handschlag, die zwei Frauen mit Küsschen, bestellen einen Espresso und lesen erst mal ihre eigene Zeitung. Sie wirken so erfahren, als hätten sie schon bei den Olympischen Spielen des Alterstums mit steinernem Notizblock im Ziel gestanden. Dann sausen sie los in die Hallen und Stadien dieser olympischen Welt. Ihre Zeitungen nehmen sie immer mit. Beim Blick in die ausliegenden britischen Blätter habe ich sie noch nie erwischt, als könnte das ihren Blick auf die Wirklichkeit verstellen.

Um ganz ehrlich zu sein, hätte ich es in meinem Hotel nicht besser treffen können. Die französischen Kollegen haben genau die richtige Ausstrahlung. Sie wirken nicht so nervös wie die britischen Kollegen, die hinter jeder Medaille herrennen müssen, weil ihnen jeder immer wieder sagt, dass es so ein Ereignis in Großbritannien in den nächsten 100 Jahren nicht mehr geben wird. Und unter den deutschen Kollegen haben auch einige in den ersten Tagen blöd aus der Wäsche geguckt, als hätten sie tatsächlich geglaubt, die ersten deutschen Medaillen würden von schwimmenden Menschen gewonnen anstatt von galoppierenden Pferden.

Was die asiatischen Kollegen so erzählen, verstehe ich leider nicht, aber auch aus Japan kommen inzwischen immer nörgelige Fragen an die Sieger aus dem Ausland, ob sie auch glauben, dass der japanische Sport auf dem absteigenden Ast sei.

Da bin ich mit meinen Kollegen von „L’Equipe“ wirklich super dran. In der Halle wirken sie ruhig und abgeklärt, während, das muss hier einmal gesagt werden, gerade Kollegen aus einigen Ländern Osteuropas ständig klatschen, wenn die eigenen Athleten gewinnen.

Wenn mir mal ein Text nicht so gelingen sollte, nicht auf olympischem Niveau, sondern nur auf dem einer Berliner Meisterschaft – an meinen Kollegen von „L’Equipe“ hat es bestimmt nicht gelegen.

In unserer Kolumne wechseln sich die Korrespondenten Friedhard Teuffel und Frank Bachner mit dem britischen Autor Roger Boyes und der deutschen Hockeyspielerin Natascha Keller ab.

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