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Sport: Würdiger Auftritt im Olymp

Frank Bachner über den Mythos des Rekordweltmeisters Schumacher Es gibt immer noch genügend Leute, die von Michael Schumacher erwarten, dass er endlich ein Buch veröffentlicht. Kernige Sprüche könnten sich darin finden, hämische Bemerkungen, stille Bekenntnisse, also einfach Emotionen, die Schumachers Ruf von der seelenlosen Erfolgsmaschine ein Ende setzen.

Frank Bachner über den Mythos des Rekordweltmeisters Schumacher

Es gibt immer noch genügend Leute, die von Michael Schumacher erwarten, dass er endlich ein Buch veröffentlicht. Kernige Sprüche könnten sich darin finden, hämische Bemerkungen, stille Bekenntnisse, also einfach Emotionen, die Schumachers Ruf von der seelenlosen Erfolgsmaschine ein Ende setzen. Doch Michael Schumacher hat diese Fans immer enttäuscht, auch in einer kurzen, aufschlussreichen Szene nach seinem historischen Erfolg von Suzuka. Da hüpfte dem sechsmaligen Weltmeister dessen FerrariTeamchef Jean Todt an den Hals. Todt bündelte in diesen Sekunden die Gefühle von Millionen Fans. Doch Schumacher umarmte ihn hölzern, fast abwehrend. Er kann mit so viel Nähe in der Öffentlichkeit nicht viel anfangen.

Doch genau diese Emotionsarmut des Menschen Schumacher an seinem Arbeitsplatz macht den Mythos des Sportlers Schumacher aus. Seinem Perfektionismus, seiner Fixierung aufs Wesentliche verdankt er diese Titel. Doch der Rekord bedeutet ihm nicht allzu viel. Sechs Titel sind für ihn vor allem die logische Konsequenz harter Arbeit.

Dennoch heben ihn die sechs gewonnenen Weltmeisterschaften in eine einzigartige Position, und die entscheidende Frage lautet jetzt: Füllt er diese Position würdig genug aus? Einer, dem immer noch das Image des Schummel-Schumi anhaftete, würde im Olymp nie wirklich anerkannt werden. Aber dieses Image hat Schumacher abgestreift. Jenen Fahrer, der sich rücksichtslos zum Erfolg vorarbeitete oder es versuchte, gibt es nicht mehr. Schumacher ist jetzt souveräner. Er erkennt, in professionellen Grenzen, die Leistung anderer an, lässt sich nicht mehr provozieren und entschuldigt sich öffentlich für Fehler. Dass er 2002 Millionen Fans enttäuschte, weil er sich kraft Stallorder den WM-Titel sicherte, war für ihn nur gewöhnliche Berufsausübung. Man kann über den Fall streiten, aber zum klassischen Betrüger hat ihn sein umstrittener Sieg beim Großen Preis von Österreich damals nicht gemacht.

Michael Schumacher ist jetzt endgültig ein Held. Er wirkt vielleicht nicht so, aber er füllt die Rolle ganz gut aus.

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