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Sport: Wundersame Wandlung

Bremens Torhüter Borel wird nach 2:0 gegen Bochum gefeiert

Bremen. Beim Schlusspfiff ballte Pascal Borel beide Fäuste. Dann rannte der 24-Jährige an allen vorbei in die Kabine. Doch da konnte er nicht bleiben. Der Schlussmann des SV Werder musste vor Kameras und Mikrofone. Dass den Bremern nach sechs Niederlagen in Folge mit dem 2:0 (0:0) gegen den VfL Bochum der ersehnte Befreiungsschlag glückte, hatte schließlich mit der hervorragenden Leistung des Torwarts zu tun.

„Es stand eine Menge auf dem Spiel“, sagte der diesmal nur außerhalb des Platzes verunsichert wirkende Borel. Der gebürtige Mannheimer erlebte gestern eine wundersame Wandlung: Borel avancierte zum Matchwinner und wurde zum ersten Mal mit Sprechchören gefeiert.

„Er hat gezeigt, dass er ein paar Bälle festhalten kann“, lobte Thomas Schaaf sarkastisch. In Wahrheit leistete Bremens Ballfänger viel mehr: Im Privatduell mit Nationalspieler Paul Freier hielt er den Erfolg fest. Borel zeigte prächtige Paraden und eine starke Ausstrahlung. „Er ist ein Torwart mit viel Talent“, sagte Sportdirektor Klaus Allofs, „er muss aber noch hart an sich arbeiten.“ Die Stunde seiner persönlichen Genugtuung nutzte Borel zum Hinweis darauf, „dass der Verein keinen neuen Torwart suchen müsste“. Trotzdem sucht Werder weiter, auch wenn Allofs „keine Namen anderer Torhüter mehr kommentieren“ wird. Ob André Lenz aus Cottbus ein Kandidat sei? „Das wird nicht nach solch einem Spiel besprochen.“ Lieber wollte Werders Sportdirektor über andere Dinge reden. Etwa die Auferstehung von Johan Micoud. Der zuletzt leblose Spielmacher überzeugte endlich wieder: Beide Treffer durch den zu alter Form findenden Ailton und den fleißigen Ivica Banovic bereitete der Franzose vor. „Wir haben gedacht, es geht mit weniger Aufwand“, erklärte Micoud später, warum Werder zuletzt so schwach spielte.

Die geheime Opposition gegen Schaaf, der Riss im Team? „Das gab es nie“, versicherte Krisztian Lisztes artig. In Bremen glauben sie all diese Dinge seien mit dem ersten Erfolg des Jahres ausgeräumt. Die Fans hatten eine Viertelstunde lang ihren Block nicht betreten – stattdessen hing dort das Spruchband: „Wir reisen, zahlen viel und ihr verliert jedes Spiel!“ Der Protest verfehlte seine Wirkung ebenso wenig wie des Trainers Maßnahme, schon am Mittwoch exakt die Erfolgself der Hinrunde für das Spiel zu benennen. Richtig sei dies gewesen, erklärte Lisztes, „das ist unsere beste Mannschaft“. Darüber mochte Schaaf nicht sprechen. Ungewöhnlich kurz angebunden, analysierte er: „An diesem Tag hat nur der Sieg gezählt.“ Dann fügte Werders Trainer noch hinzu: „Jetzt ist wichtig, das in Rostock zu wiederholen.“ Ende der Ansage.

Dafür machte sein Bochumer Kollege Peter Neururer noch eine unterhaltsame Durchsage: „Wir werden bei der DFL den Antrag stellen, nicht mehr nach Bremen zu fahren. Das bringt uns nichts.“ Zumindest eine Selbsterkenntnis hat die Reise aber doch gebracht. Bochums Trainer sieht „das Ende aller Träumerei“ und mahnt vor dem Gastspiel der Bayern, „ganz genau nach unten zu schauen“. Torwart Rein van Duijnhoven sieht größere Gefahr: „Wir können nicht alle Probleme fußballerisch lösen. Wir sind wieder mitten im Abstiegskampf.“

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