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Durch diese Jogginghose muss er kommen. Michael Haaß versucht, den isländischen Torhüter Gustavsson zu überwinden. Foto: dapd

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Sport: Wut bringt Mut

Die deutschen Handballer siegen zum Start der WM-Zwischenrunde gegen Island und haben weiter theoretische Halbfinal-Chancen

Pascal Hens fing den letzten Gegenstoß der Isländer ab – und dann setzte der Kapitän der deutschen Handballnationalmannschaft seinen Spurt an der Seitenlinie fort: Der Hamburger rannte zur Bank und klatschte jeden einzelnen Mann mit voller Wucht ab. Freude sprach aus dieser Szene, und auch Trotz. Nach dem überzeugenden 27:24 (15:13)-Sieg gegen Island am ersten Hauptrundenspieltag der WM in Schweden hat das deutsche Team bei nun 2:4 Punkten immer noch theoretische Chancen auf das Halbfinale. Vor allem aber hat es wichtige Punkte gesammelt im Kampf um einen der ersten sieben Plätze, der die Qualifikation für das olympische Turnier in London näher bringt.

Und die 60 spannenden Minuten hatten Mut gemacht für die Zukunft, Mut, der nach dem 23:30-Desaster in der Vorrunde gegen Frankreich verloren gegangen war. „Das war ein sehr intensives Spiel. In der zweiten Halbzeit haben wir ein paar Big Points gemacht, Silvio Heinevetter hat sehr gut gehalten, das hat den Ausschlag gegeben“, sagte Bundestrainer Heiner Brand, der erleichtert wirkte nach den schweren letzten Tagen in Schweden. Euphorisch war der 58-Jährige keineswegs. „Wir wissen nicht, was die nächsten beiden Partien gegen Ungarn und Norwegen bringen.“ Doch Genugtuung war zu spüren. „Wir haben gezeigt, dass wir bei der Weltspitze mithalten können, das hat uns nicht jeder zugetraut.“

Gegen den Olympiazweiten Island lief der Ball das erste Mal im Angriff so, wie der Trainer sich das vorstellt: Schnell, ohne Prellen, ohne Geschwindigkeitsverlust, mit einem Konzept. Sebastian Preiß traf vom Kreis, Kapitän Pascal Hens von halblinks, und wenn die schnelle isländische 6:0-Abwehr zu weit vorrückte gegen den deutschen Rückraum, dann liefen die Flügelspieler lehrbuchhaft ein und nutzten Raum und Tempo. Als Christian Sprenger auf diese Weise einen deutschen Lauf zum 6:2 vollendete, nahm Islands Coach Gudmundur Gudmundsson die fällige Auszeit.

Aber den Elan des Weltmeisters von 2007 stoppte das nicht – im Gegenteil. Preiß erhöhte kurze Zeit später auf 9:4. Diese fünf Tore Abstand hielt das deutsche Team bis zum 12:7, als der starke Adrian Pfahl einen Sprungwurf ins lange Eck rammte. Die deutschen Handballer spielten ihren bisher besten Angriff bei dieser WM, man kann dies eine Wiedergeburt deutscher Handballtugenden nennen, und doch lagen sie zur Pause beim 15:13 nur mit zwei Toren in Front. Irgendwie hatten sich die Isländer wieder in die Partie zurückgekämpft.

Als Olafur Stefansson per Strafwurf zum 18:18 ausglich, war die Partie wieder offen, zur Begeisterung der vielen isländischen Fans. Nicht wenige rechneten nun mit einem Einbruch, doch die Deutschen bewiesen Teamgeist, und manch Profi erinnerte nun an die großen Taten von der WM 2007. Etwa Holger Glandorf. Der Linkshänder warf sein Team mit dem 19:18 wieder in Führung. „Wir sind heute alle selbstbewusst aufs Tor gegangen", freute sich Glandorf.

Aber auch die deutsche Deckung spielte weiterhin auf hohem Level. Und was auf das Tor kam, das parierte der starke Berliner Torwart Heinevetter. Es war wie in den besten Zeiten des Teams von 2007.

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