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Sport: Wutanfall statt Predigt

Dortmunds Trainer Sammer schimpft nach dem Sieg in Moskau

Dortmund. Euphorischer Jubel sieht anders aus. Nach dem 2:1-Erfolg beim ersten Auftritt in der Champions-League-Zwischenrunde gegen Lokomotive Moskau mochte sich niemand im Dortmunder Lager zu Temperamentsausbrüchen hinreißen lassen. Vielmehr machte sich beim Meister jene stille Freude breit, die typisch ist, wenn sich Erleichterung Bahn bricht.

Zuvor hatte Borussia Dortmund vier von fünf Spielen verloren. Mit dem Erfolg in der eiskalten russischen Hauptstadt kann der Deutsche Meister der Auseinandersetzung mit den anderen Gruppengegnern Real Madrid und AC Mailand entspannt entgegensehen. Grund, seine Spieler dafür zu loben, dass sie beim Russischen Meister einen frühen Rückstand durch die Tore von Torsten Frings und Jan Koller noch umgebogen hatten, bestand für Trainer Matthias Sammer indes nicht. Die Partie hielt im spielerischen Bereich kaum Erinnerungswert bereit. „Was die Mannschaft gezeigt hat, waren 70 oder 80 Prozent“, resümierte Sammer. „Insgesamt reicht das noch nicht.“

Es scheint so, als habe 35-jährige Trainer dazugelernt. Zuletzt hatte Sammer seinen Profis nach dem 1:0-Heimsieg gegen 1860 München trotz einer durchschnittlichen Partie bescheinigt, sie hätten „Charakter gezeigt“. Das klang schon als Momentaufnahme übertrieben. Tatsächlich wurde bereits eine Woche später beim 0:2 in Wolfsburg deutlich, in welchem Zustand sich das kickende Personal tatsächlich befindet. Sammer hatte nach der Niederlage die bei der Mannschaft grassierende Selbstzufriedenheit als „den Hauptfeind“ ausgemacht.

Daran, dass die Spieler in den fünf Partien vor Moskau wenig Einsatzwillen demonstrierten, gibt sich der Trainer eine Teilschuld. „Ich habe nicht erkannt, dass ich dazwischenhauen musste“, sagt er. Das Versäumte holte Sammer vor der Partie bei Lokomotive Moskau nach. Der Trainer rückte die Verhältnisse vor seiner Mannschaft in einem Wutanfall zurecht. Sammers Worte, berichtet Torhüter Jens Lehmann, „waren so deutlich, dass es auch die Spieler alles verstanden haben, die nicht so gut deutsch sprechen“. In jüngerer Vergangenheit gerieten Sammers Predigten beim Personal eher schnell in Vergessenheit. Am Sonnabend beim Spiel in Nürnberg wird sich zeigen, wie gut die Dortmunder diesmal ihrem Trainer zugehört haben.

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