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Der Ex-Weltmeister Alonso kommt... für Weltmeister Kroos.

© dpa

Xabi Alonso und der FC Bayern München: Und dafür ist Toni Kroos weg?

Ist der versetzte Tausch von Toni Kroos gegen den 32 Jahre alten spanischen Ex-Nationalspieler Alonso wirklich ein gutes Geschäft? Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Sven Goldmann

Xabi Alonso zum FC Bayern – wer will auf den ersten Blick schon zweifeln am Sinn dieser Personalie? Der Spanier zählt zu den besten zentralen Mittelfeldspielern der Welt, und die Bayern haben durchaus Bedarf auf dieser Position. Nach den Ausfällen von Javi Martínez, Thiago und Bastian Schweinsteiger verdingten sich dort zuletzt die gelernten Außenverteidiger Philipp Lahm und David Alaba. Xabi Alonso ist 32 Jahre alt und dürfte nicht ganz billig sein. Aber es gibt bekanntlich nicht junge oder alte, sondern nur gute oder schlechte Spieler, und Qualität hat nun mal ihren Preis.

Und doch gibt es da einen Punkt, der leichte Irritationen provoziert. Vor ein paar Wochen haben die Bayern trotz laufenden Vertrages einen der besten zentralen Mittelfeldspieler der Welt abgegeben. An den Champions-League-Sieger Real Madrid, der ja nicht zufällig zu diesem Zeitpunkt auf Alonsos Dienste verzichtet. Toni Kroos war den Bayern offensichtlich nicht mehr gut genug für eine kostspielige Verlängerung des noch bis 2015 laufenden Vertrages. Er hat eine grandiose WM gespielt, in München aber nie die Wertschätzung erfahren, die er jetzt in Madrid erfährt.

Alonso interpretiert seinen Part anders als Kroos. Defensiver, mit weniger Esprit, aber auch mit geringerer Fehlerquote. Er kann den Bayern sofort helfen und bereichert ihre taktischen Möglichkeiten. Genauso, wie Kroos’ Abgang ihr Spektrum empfindlich reduziert. Wahrscheinlich ist es so, dass Bayerns Trainer Pep Guardiola wegen seiner spanischen Sozialisation die Fußballkunst des Xabi Alonso höher einschätzt als die des Toni Kroos. Das ist sein gutes Recht, und es wird ihn freuen, wie bereitwillig ihm die Münchner Vereinsführung auch diesen Wunsch erfüllt. So war es ja auch schon beim emeritierten Ersatztorhüter Pepe Reina der Fall oder beim verletzungsanfälligen Dirigenten Thiago. Ebenfalls zwei Profis mit spanischem Hintergrund.

Im Zeitalter der Globalisierung wird der FC Bayern immer spanischer. Das ist ein aufregendes Projekt, aber ob es auch ein sinnvolles ist, darüber werden Zeit und Erfolg entscheiden. Für erste steht die Frage im Raum: Ist der zeitlich leicht versetzte De-Facto-Tausch eines 24 Jahre jungen deutschen Nationalspielers gegen einen 32 Jahre alten spanischen Ex-Nationalspieler wirklich ein gutes Geschäft? Zweifel sind erlaubt.

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