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Sport: Zeit der Grabgräber

Eine italienische Ära ist wohl definitiv zu Ende gegangen: die Goldgräberzeit in der Serie A, in der Fußballprofis und deren Manager geschickt die Gier nach Geltungssucht von Klubpräsidenten ausnutzten, um ihre Gagen innerhalb kürzester Zeit zu verdoppeln, verdreifachen oder gar zu verzehnfachen. Der Traum vom schnellen Geld hat sich für die Klubeigner längst zum finanziellen Albtraum entwickelte.

Eine italienische Ära ist wohl definitiv zu Ende gegangen: die Goldgräberzeit in der Serie A, in der Fußballprofis und deren Manager geschickt die Gier nach Geltungssucht von Klubpräsidenten ausnutzten, um ihre Gagen innerhalb kürzester Zeit zu verdoppeln, verdreifachen oder gar zu verzehnfachen. Der Traum vom schnellen Geld hat sich für die Klubeigner längst zum finanziellen Albtraum entwickelte. Allein im Bilanzjahr 2000 erwirtschafteten die Profi-Klubs ein Defizit von über 700 Millionen Euro.

Auf einmal ist von Gehaltskürzungen und der Verringerung des Spielerkaders die Rede. Lazio Rom hat für die kommende Saison angekündigt, die Ausgaben um 50 Millionen Euro zu kürzen. Silvio Berlusconis AC Mailand wird folgen und den Kader auf maximal 25 Spieler begrenzen. Und Juventus Turin hofft auf Geld von der libyschen Staatsbank Lafico.

Besonders geschickt nutzte der Argentinier Gabriel Batistuta die Marktmechanismen. Der Stürmerstar wechselte im Juli 2000 vom AC Florenz zum AS Rom und handelte einen Vierjahresvertrag mit einer fabelhaften Nettojahresgage von rund 6 Millionen Euro aus. Sportlich profitierte Roma von der Verpflichtung. Batistuta steuerte in der letzten Saison manch wichtiges Tor bei, mit dem Roma schließlich die italienische Meisterschaft gewann. Für den ambitionierten Präsidenten Franco Sensi erfüllte sich zwar ein Herzenswunsch. Finanziell war das Unternehmen Meisterschaft für Sensi jedoch desaströs. Roma war nicht in der Lage, die fälligen Meisterschaftsprämien auszuschütten. Nach Monaten des Hinhaltens drohten die Spieler gar an, in den Ausstand zu treten.

Mittlerweile hat sich alles eingerenkt. Doch Batistuta muss es sich vermehrt auf der Reservebank bequem machen. Eine hinterlistige Zermürbungstaktik? Vielleicht. Fest steht, dass die römische Gerüchteküche brodelt. Demnach soll der Argentinier von Roma-Funktionären überall feilgeboten worden sein: in England, aber auch in Spanien, wo die Geldbörse der Vereinspräsidenten noch relativ locker sitzt.

Tiefe Löcher in die Ausgabenseite ihrer Klubs reißen Fußballgrößen wie Alessandro Del Piero (Nettojahresgage 5 Millionen Euro), Hernan Crespo (4,5 Millionen) oder Ronaldo (4 Millionen). Zu einem Problemfall ist auch Andrej Schewtschenko vom AC Mailand geworden. Zwar ist es nicht lange her, dass die Bezüge des Ukrainers auf ein Nettojahressalär von rund 4,3 Millionen Euro angehoben wurden. Doch da der Vorzeigeklub Milan bei den Spielergehältern ebenfalls in die Schieflage geraten ist, will der Verein ein neues Gehaltssystem durchsetzen: Entweder die Spieler akzeptieren eine drastische Kürzung ihrer Bezüge, oder sie sind damit einverstanden, dass ihre bestehenden Kontrakte in leistungsbezogene Verträge umgewandelt werden. Trainer Carlo Ancelotti hat den ersten leistungsbezogenen Vertrag erst kürzlich unterschrieben. Schewtschenko verschwendet nicht einmal einen Gedanken daran. Er wird mittlerweile mit Real Madrid in Verbindung gebracht.

In einer konzertierten Aktion haben nun die Profi-Klubs einen Maßnahmenkatalog verabschiedet, mit dem die Serie A vor dem Ruin gerettet werden soll. Neben der Begrenzung des Kaders auf maximal 25 Spieler sollen die Ausgaben für Gehälter kurzfristig auf maximal 80 Prozent des Gesamtumsatzes beschränkt werden. "Unsere Ausgaben für Spielergehälter werden in der kommenden Saison von den gegenwärtigen 113 Millionen auf 95 Millionen Euro reduziert. Und wir werden auch die Zahl der Spieler beschränken", kündigte Milans Vizepräsident Adriano Galliani an.

Vincenzo Delle Donne

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