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Sport: Zeit für Taten

Herthas Manager Hoeneß erwartet von der Mannschaft Rehabilitation für die Niederlage gegen Gladbach

Von Stefan Hermanns

Berlin. Von Verunsicherung war nichts zu spüren. Im Gegenteil: Dieter Hoeneß, Manager von Hertha BSC, und Huub Stevens, der Trainer, sahen eine Mannschaft, die von Anfang an ihre Siegeschance suchte. Nach einer Viertelstunde hätte sie 2:0, gar 3:0 führen können. „Die haben angefangen, als ob sie ihren Gegner wegpusten wollten“, sagte Hoeneß. Leider sprach er nicht von der eigenen Mannschaft, sondern vom FC Aberdeen, auf den Hertha nächste Woche im Uefa-Cup trifft. Dabei stecken die Schotten in einer ähnlichen Situation wie der Berliner Fußball-Bundesligist. Von den ersten fünf Spielen dieser Saison hatte der schottische Erstligist vier verloren, am Mittwoch unterlag er Dundee United im eigenen Stadion mit 1:2. Genau wie Hertha einen Abend zuvor gegen Borussia Mönchengladbach. Und doch ganz anders. „In den ersten 15 Minuten hat nur eine Mannschaft auf dem Platz gestanden – das war Aberdeen“, sagte Hoeneß.

Einen ähnlichen Elan hatte Herthas Manager am Dienstag auch von der eigenen Mannschaft erwartet. Stattdessen präsentierte sie sich zaghaft und verstört, und eigentlich mag der Manager gar nicht mehr ausschweifend über die missliche Lage reden. „Ich glaube nicht, dass wir jeden Tag neue Ergüsse bringen müssen.“ Irgendwann klingen auch die schönsten Worte hohl. Oder um einen Spruch aus dem Bundestagswahlkampf zu zitieren: Es ist jetzt „Zeit für Taten“.

„Wir erwarten am Samstag die Reaktion, die wir bereits am Dienstagabend erwartet haben“, sagte Hoeneß. Am Samstag spielt Hertha beim Aufsteiger Arminia Bielefeld. Nach fünf Spielen ohne Sieg steht die Mannschaft unter Druck, aber das stand sie auch schon am Dienstag, nach dem Pokal-Aus beim Drittligisten Holstein Kiel. Die Situation ist also ähnlich. Und doch ganz anders.

Nach der Niederlage in Kiel hatte Herthas sportliche Leitung auf die Selbstheilungskräfte innerhalb des Teams gebaut. Die Blamage im Pokal hätte Ansporn genug sein sollen, „die Mannschaft macht es alleine“, dachte Hoeneß. „Aber so weit sind wir leider noch nicht.“ Die Konsequenz ist, „dass wir mit anderen Mitteln arbeiten müssen“. Bevor Hoeneß und Stevens am Mittwoch nach Schottland flogen, verkündeten sie, dass die Prämien für den Gewinn des Ligapokals vorerst nicht ausgezahlt werden. Eine ähnlich lethargische Vorstellung wie gegen die Gladbacher soll es jedenfalls nicht mehr geben: „Das wird sich ändern“, sagte Hoeneß. „Das garantiere ich.“

Wenigstens kämpfen soll die Mannschaft, die im Moment große spielerische Probleme offenbart. Marcelinho müht sich zwar wie gewohnt, findet aber derzeit nicht den richtigen Zugang. Umso wichtiger, „dass die Zuschauer sehen, dass die Mannschaft fightet“, sagte Hoeneß. Offensichtlich hat das Publikum im Olympiastadion genau das vermisst. Der Unmut war heftig. Zu heftig. Das mag auch an den Ansprüchen der Berliner liegen, entlässt die Spieler allerdings nicht aus ihrer Verantwortung. „Wir müssen das tun, was wir können“, sagt Hoeneß. Die Zuschauer haben schließlich auch Rechte: „Sie wollen von der Mannschaft – verdammt noch mal – eine engagierte Leistung sehen."

Wenn es mit harter Arbeit nicht reicht, „dann muss man noch härter arbeiten“, sagt Stevens. Er erwartet von seinen Spielern, „dass sie verstehen, dass man alles tun muss, um erfolgreich zu sein“. So wie Stevens ihnen das vorlebt. Doch die Voraussetzungen haben sich seit Dienstag nicht unbedingt verbessert. Die Brasilianer Nene und Alex Alves fehlen auf jeden Fall. Dick van Burik hat auch gestern nicht trainiert, und selbst wenn er noch fit werden sollte, so fehlte ihm nach seiner langen Pause doch die nötige Praxiserfahrung. Bei Michael Preetz, dem Kapitän, sieht es ebenfalls nicht gut aus. Nach einer halben Stunde Laufen brach er gestern das Training ab. Ob die Chance auf einen Einsatz bestehe, wurde Herthas Trainer gefragt. „Die Hoffnung“, antwortete Stevens.

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