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Sport: Zeiten und Rekorde haben für ihn keine Priorität

Hürdensprinter Florian Schwarthoff wartet nach dem Sieg in München auf wirklich große GegnerVON JÖRG WENIG MÜNCHEN.Im vergangenen Jahr gewann Florian Schwarthoff (LAC Quelle Fürth) seine erste große Medaille als Dritter bei den Olympischen Spielen von Atlanta.

Hürdensprinter Florian Schwarthoff wartet nach dem Sieg in München auf wirklich große GegnerVON JÖRG WENIG MÜNCHEN.Im vergangenen Jahr gewann Florian Schwarthoff (LAC Quelle Fürth) seine erste große Medaille als Dritter bei den Olympischen Spielen von Atlanta.Doch in diesem Jahr könnte er so schnell laufen wie nie zuvor.Das hat sich zumindest bei seinem Sieg auf der 110-m-Hürdenstrecke gegen den Weltrekordler Colin Jackson (Großbritannien) beim Europacup in München angedeutet.Bei feuchter, kühler Witterung hatte Schwarthoff den schlechtesten Start aller acht Athleten und lief trotzdem 13,20 Sekunden."Ich denke, bei guten Bedingungen wäre ich mit einem solchen Lauf in den Bereich meines deutschen Rekordes gekommen", sagte der 29jährige, der seine Bestzeit vor zwei Jahren mit 13,05 Sekunden bei den Deutschen Meisterschaften aufstellte. Der Rekord hat aber so wenig Priorität wie die nationalen Titelkämpfe am kommenden Wochenende in Frankfurt (Main)."Diese Zeiten sagen letztlich nichts aus.Mein deutscher Rekord 1995 hat mir später nichts genutzt", sagt Florian Schwarthoff, der 1995 bei den Weltmeisterschaften von Göteborg im Halbfinale stürzte.Noch in demselben Jahr passierte ihm dieses Mißgeschick ein zweites Mal: beim Golden-Four-Finale in Berlin.Wichtig ist ihm nun, "zu prüfen, ob im Kopf alles stimmt, wenn ich gegen die wirklich großen Gegner laufe".Da ist zur Zeit Allan Johnson das Maß der Dinge.Der US-Amerikaner ist Weltmeister und Olympiasieger.Im Vorfeld der WM konzentriert sich Schwarthoff deshalb auf jene Sportfeste, bei denen er wahrscheinlich auf jenen Johnson treffen wird: in Oslo und in Nizza."Gegen Johnson werde ich hinten heraus sicher nicht so wegziehen können wie jetzt gegen Jackson", sagt Schwarthoff, der sich in München besonders freute, "daß ich wieder Speed auf den letzten Metern habe.Daran fehlte es zuletzt". Die Deutschen Meisterschaften will er "nur mitnehmen".Auf dem Weg zum Freiluft-Titel Nummer neun seit 1987 erwartet er keine allzu großen Hürden.Daß sich Mike Fenner (Berlin) inzwischen wieder auf 13,29 Sekunden verbessert hat, sieht er für sich noch nicht als Gefahr an."Nach der Vorstellung in München glaube ich nicht, daß ich ein Problem haben werde", sagte der 2,01 Meter große Weltklasse-Hürdensprinter.Lediglich zweimal hat er seit zehn Jahren nicht die Deutsche Meisterschaft gewonnen: 1989 und 1993 (Sturz) hatte jeweils der Berliner Dietmar Koszewski den Titel geholt.Bis zur Weltmeisterschaft sieht Florian Schwarthoff Verbesserungsmöglichkeiten in allen Bereichen."Denn perfekt war dieser Lauf in München noch nicht.Ich denke, ich kann auf jeden Fall noch schneller laufen." Bei der Weltmeisterschaft Anfang August in Athen will er es dann so machen wie in Atlanta: "Ich gucke nicht auf die anderen, sondern konzentriere mich auf meinen Lauf.Aber wer mich schlagen will, der muß früh aufstehen." Nach der Weltmeisterschaft stehen für den Architekturstudenten, der auch Bestleistungen von 10,57 Sekunden (100 m), 20,86 (200 m) und 7,69 m (Weitsprung) vorweisen kann, die restlichen drei Golden-Four-Meetings von Zürich, Brüssel und Berlin (ISTAF) auf dem Programm. "Die Golden Four haben für mich einen sehr hohen Stellenwert, denn dies sind jeweils hochkarätige Rennen gegen die Besten der Welt - und außerdem gibt es dort auch eine Menge Geld zu verdienen." Auch wenn sich Schwarthoff nicht darauf konzentriert, so hält er eine Verbesserung des deutschen Rekordes für möglich."Das müßte ich drauf haben", sagt Schwarthoff, der zur Zeit vielleicht der Hürdensprinter ist, der als nächster die 13-Sekunden-Barriere unterbieten kann.Fünf Athleten haben dies bisher geschafft: Renaldo Nehemiah (USA/Bestzeit: 12,93 Sekunden), Roger Kingdom (USA/ 12,92), Colin Jackson (Großbritannien/ 12,91), Allan Johnson (USA/12,92) und Jack Pierce (USA/12,94).

JÖRG WENIG

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