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Sport: Zeuge gegen Blatter

Drei Monate vor der angestrebten Wiederwahl sieht sich Joseph Blatter erneut dem Vorwurf ausgesetzt, er habe sich vor vier Jahren die Präsidentschaft im Fußball-Weltverband Fifa erkauft. Die englische Tageszeitung "Daily Mail" veröffentlichte am Donnerstag ein Geständnis von Mohiadin Hassan Ali, dem Vize-Präsidenten des somalischen Fußball-Verbandes, Schmiergelder entgegen genommen zu haben.

Drei Monate vor der angestrebten Wiederwahl sieht sich Joseph Blatter erneut dem Vorwurf ausgesetzt, er habe sich vor vier Jahren die Präsidentschaft im Fußball-Weltverband Fifa erkauft. Die englische Tageszeitung "Daily Mail" veröffentlichte am Donnerstag ein Geständnis von Mohiadin Hassan Ali, dem Vize-Präsidenten des somalischen Fußball-Verbandes, Schmiergelder entgegen genommen zu haben. Sein Verbandspräsident Farah Addo ergänzte in dem Boulevardblatt, man habe ihm unmittelbar vor der Wahl insgesamt 100 000 Dollar geboten, wenn er für Blatter und nicht für den Schweden Lennart Johansson stimme.

Die Europäische Fußball-Union (Uefa) forderte am Donnerstag eine umfassende Aufklärung der Anschuldigungen und diskutierte die Einberufung eines Untersuchungsausschusses. Der bei der Wahl am 8. Juni 1998 in Paris gegen Blatter unterlegene Uefa-Präsident Lennart Johansson sprach von "ernsten Vorwürfen", die vollkommen aufgeklärt werden müssten. Die Fifa müsse frei von jedem Verdacht sein.

"Es überrascht mich nicht, dass zum jetzigen Zeitpunkt ein solcher Artikel erscheint", sagte Blatter am Donnerstagabend nach der Rückkehr vom WM-Workshop in Tokio. "Er ist Teil einer Diffamierungs- und Destabilisierungskampagne gegen meine Person, die bereits seit einiger Zeit im Gange ist. Der Fifa ist es bereits seit einigen Wochen bekannt, dass die Kampagne gezielt lanciert worden ist. Zu allen in Zusammenhang mit der Wahl von 1998 erhobenen Vorwürfen habe ich mich bereits mehrmals geäußert."

"Wir haben einen Geldbetrag angenommen, um im Namen des Verbandes von Somalia für J.S. Blatter bei der Fifa-Präsidentenwahl in Paris zu stimmen", steht in dem Bekenntnis, das die "Daily Mail" auszugweise mit der Unterschrift von Mohiadin Hassan Ali abgedruckt hat. Das Geld sei von Mohamed Bin Hamman, Fifa-Exekutivmitglied aus Katar, überreicht worden.

Addo, zugleich Vizepräsident des afrikanischen Fußball-Verbandes (CAF), erzählte dem britischen Journalisten Andrew Jennings eine abenteuerliche Geschichte: Er sei vor der Wahl im Juni 1998 vom somalischen Botschafter eines Golfstaates angerufen worden. Dieser habe ihm im Auftrag eines Freundes 100 000 Dollar für seine Stimme geboten, je zu Hälfte in bar und in Form von Sportausrüstung. "Sie wollen dir das Geld überweisen, oder du kannst es dir am Golf abholen", habe der Botschafter mitgeteilt. Nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung" wiederholte Addo seine Anklage in einem Beitrag des Schweizer Fernsehens, der heute ausgestrahlt werden soll.

Nach eigener Darstellung votierte Addo dennoch für Johansson, der bei der Wahl aber mit 80:111 Stimmen gescheitert war. Dies liegt nach Addos Erkenntnis daran, dass mindestens 18 afrikanische Mitglieder im Fifa-Kongress bestochen worden seien. Denn ursprünglich habe man im CAF entschieden, die 51 afrikanischen Stimmen komplett dem Präsidenten der Europäischen Fußball-Union (Uefa) zu geben. Addo erklärte weiter, dass Blatter nicht direkt in die Bestechungsversuche verwickelt war. Er habe aber von der Aktion gewusst und die Drahtzieher gekannt. "Ich will nicht sagen, dass er die Wahl gestohlen hat, aber ich kann sagen, dass die Leute hinter ihm versucht haben, Afrika zu bestechen."

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