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Sport: Zoltan Sebescen: "Qualität setzt sich eben durch"

Zoltan Sebescen (25) bestritt vor einem Jahr mit der Erfahrung von gerade sieben Einsätzen in der Bundesliga sein erstes (und bislang letztes) Länderspiel. Beim 1:2 gegen Holland bekam der Wolfsburger seinen Gegenspieler Boudewijn Zenden nie in den Griff, verschuldete zwei Gegentore und wurde zur Pause ausgewechselt.

Zoltan Sebescen (25) bestritt vor einem Jahr mit der Erfahrung von gerade sieben Einsätzen in der Bundesliga sein erstes (und bislang letztes) Länderspiel. Beim 1:2 gegen Holland bekam der Wolfsburger seinen Gegenspieler Boudewijn Zenden nie in den Griff, verschuldete zwei Gegentore und wurde zur Pause ausgewechselt. Sebescen verarbeitete den Rückschlag und zählt jetzt wieder zum erweiterten Kreis der Nationalmannschaft. Heute tritt er mit dem VfL Wolfsburg bei Hertha BSC an.

Es gibt böse Menschen, die behaupten, das beste an Wolfsburg sei der ICE nach Berlin.

Das sind aber sehr böse Menschen.

Aber Sie sind doch schon mal mit dem Zug zum Bahnhof Zoo gefahren?

Na klar. Berlin ist eine sehr schöne Stadt. Kommt schon mal vor, dass ich mit meiner Freundin für einen Tag zum Shoppen hinfahre. Dauert ja nur eine Stunde. Aber ich weiß schon, worauf Sie hinauswollen. Ich habe aus der Zeitung erfahren, dass ich bei Hertha BSC im Gespräch bin.

Nur aus der Zeitung?

Wenn ich jetzt ja sage, dann glauben Sie mir das eh nicht. Ich will das mal so sagen: Man hört so gewisse Sachen, wenn sich Spieler oder Trainer unterhalten. Aber Berlin ist immer eine Reise wert, und ganz besonders dann, wenn wir hier gewinnen sollten. Ich habe schließlich noch bis 2003 einen Vertrag beim VfL Wolfsburg.

Aber aus Verträgen kann man herausgekauft werden. Sie stehen hoch im Kurs. Angeblich hat auch Bayern München Interessse.

Auch dazu kann, will und werde ich Ihnen nur eines sagen: dass es ein sehr schönes Gefühl ist, wieder positiv im Gespräch zu sein.

Das war nicht immer so. Vor einem Jahr waren sie so etwas wie der Depp der Nation. In Ihrem ersten Länderspiel haben Sie damals beim 1:2 gegen Holland so ziemlich alles falsch gemacht.

Das wird man mir wohl mein Leben lang vorhalten. Die Presse hat mich damals teilweise sehr ungerecht kritisiert. Man hat es sich damals sehr leicht gemacht und das schlechte Spiel allein mir in die Schuhe geschoben.

Sie sahen aber besonders schlecht aus. Ihr Gegenspieler Boudewijn Zenden hat beide holländischen Tore vorbereitet und ist Ihnen auch ansonsten ein paar Mal weggelaufen.

Das war furchtbar, der Mann hat mir Albträume bereitet. Dabei wusste ich doch, wie gut der Zenden ist. Das war ja kein Unbekannter für mich, ich hab den öfter auf Eurosport oder im DSF gesehen, wenn dort die Spiele vom FC Barcelona liefen.

Haben Sie nach dem Spiel mit ihm gesprochen?

Nein. Und ich wollte nach diesem Spiel so und so mit niemandem reden. Aber es sind dann ein paar aus unserer Mannschaft gekommen, Oliver Kahn und Mehmet Scholl zum Beispiel. Der Lothar Matthäus hat mir erzählt, dass er bei seinem ersten Länderspiel gleich einen Elfmeter verursacht hat. Das hat mir damals sehr gut getan.

Zurück bleibt also ein versöhnlicher Eindruck.

Das klingt vielleicht komisch, aber für mich war das ein sehr beeindruckendes Erlebnis, die ganze Atmosphäre Nationalmannschaft. In diesem wunderschönen Stadion von Amsterdam zu spielen, die Nationalhymne zu hören - das war schon sehr bewegend. Und das Negative habe ich doch ganz gut verarbeitet.

Auch das Echo in der Öffentlichkeit? Harald Schmidt hat sich in seiner Late Night Show über Sie lustig gemacht und Sie zum Liebling des Monats März ernannt.

Ja, er hat auch auf ein Foto von mir Briefmarken vom DFB geklebt, für jedes Tor eins. Später hat er mir zwei Videokassetten geschickt. Das waren ja ein paar Sendungen, in denen er mich erwähnt hat. Dazu hat er mir einen sehr persönlichen Brief geschrieben, da stand drin, ich solle das alles nicht so ernst nehmen. Und er hat mir zu dem Spiel gegen den HSV gratuliert.

Das war neun Tage nach dem Länderspiel. Sie haben beim 4:4 drei Tore geschossen und das vierte vorbereitet.

Das war unglaublich wichtig. Alle meine Kritiker haben gesehen, dass ich doch mehr kann. Aber es war ja nicht nur das Spiel gegen den HSV, ich habe auch danach konstant meine Leistung gebracht. Darauf bin ich sehr stolz. Nicht jeder schafft es, aus so einem Loch wieder herauszukommen. Qualität setzt sich eben doch durch.

Der damalige Teamchef Erich Ribbeck hat Ihre Qualitäten danach allerdings nicht mehr in Anspruch genommen. Hatten Sie noch einmal Kontakt?

Wir haben nach dem Spiel nicht mehr miteinander geredet. Er hat dann mal auf meine Mailbox gesprochen und wollte es später noch einmal versuchen. Danach kam es einfach nicht mehr dazu.

Ribbeck ist für Ihre Nominierung hart kritisiert worden. Die "Südddeutsche Zeitung" hat gemutmaßt, der Teamchef habe Sie aus der Lostrommel von gut 150 Bundesligaspielern zufällig herausgezogen.

Ich meine, dass er mich geholt hat, weil ich in der Bundesliga gut gespielt habe und auf der rechten Seite eine echte Alternative war. Ich hatte einen guten Lauf. Zum damaligen Zeitpunkt gab es mit Sebastian Deisler und mit mir zwei gute Spieler für dieselbe Position. Und Erich Ribbeck hat damals beide berufen. Außerdem war das alles ganz anders geplant.

Das müssen Sie uns genauer erklären.

Es war mit unserem Trainer Wolfgang Wolf abgesprochen, dass ich nach Amsterdam mitfahre, auf der Bank sitze und vielleicht zwanzig Minuten spiele, wenn überhaupt. Einen Tag vor dem Spiel hat man mir dann gesagt: Du spielst von Anfang an. Da konnte ich ja schlecht sagen: Nein, ich will nicht, mir reicht die letzte Viertelstunde.

Ihr Pech war das Glück des Berliners Sebastian Deisler. Der ist in der zweiten Halbzeit für Sie gekommen und hat ein sehr viel besseres Debüt gehabt.

Eigentlich war es genau umgekehrt geplant. Sebastian sollte anfangen, 70 Minuten spielen, danach wäre ich gekommen. Er ist aber leicht angeschlagen zur Nationalmannschaft gekommen, deswegen hat Herr Ribbeck ihn erst mal draußen gelassen. Wenn ich meine Leistung nun weiter stabilisiere, dann werde ich meine Chance wieder bekommen. Und zurzeit läuft es ganz gut.

Hat Rudi Völler schon mal angerufen?

Noch nicht.

Es gibt böse Menschen[das bes], die behaupten[das bes]

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