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Wieder zu spät. Albas Bryce Taylor (Mitte) kann dem überragenden DaShaun Wood (r.) im letzten Viertel von Spiel zwei nicht folgen.

© dpa

Sport: Zu brav für die Play-offs

Albas Basketballer hadern nach der Pleite gegen Frankfurt mit ihrer Einstellung

Berlin - Die rote Sonne senkte sich langsam über dem Alexanderplatz, als zwei Männer auf dem Balkon der Großarena am Ostbahnhof standen und in die Ferne starrten. Hinter ihnen säuberten einige Angestellte den leeren Vip-Raum, die Gäste des Basketballspiels zwischen Alba Berlin und den Skyliners aus Frankfurt waren längst verschwunden, nur die Männer auf dem Balkon hielten noch aus. Sie rauchten Zigaretten, tranken Weizenbier – und schwiegen sich an.

Was hätten Albas Geschäftsführer Marco Baldi und sein Prokurist Robert Meyer auch sagen sollen, es lag doch alles auf der Hand. Ein desaströses letztes Viertel hatte den Berliner Basketballern im zweiten Halbfinalspiel beim 72:80 gegen Frankfurt den nach drei Vierteln sicher geglaubten Sieg gekostet. 4:25 Punkte, achteinhalb Minuten ohne Korberfolg lauteten die traurigen Kennzahlen des Berliner Versagens in den letzten zehn Spielminuten. 1:1 steht es nun in der Halbfinalserie, die nach dem Modus „Best of five“ gespielt wird.

Wie konnte das passieren?

„Wir haben die Tendenz, im falschen Moment zu relaxen“, sagte Bryce Taylor, der mit fünf Fouls und vier Punkten ein schwaches Spiel abgeliefert hatte, „diese Nachlässigkeit ist die Geschichte der Saison.“ Tatsächlich ist Inkonstanz symptomatisch für die Berliner in dieser Saison. Nach dem einseitigen Erfolg im fünften Spiel gegen Oldenburg und dem Sieg in Frankfurt wähnte man Alba schon auf dem Weg der Besserung, doch diese Mannschaft ist nicht gefestigt. Was nach einem Trainerwechsel und den Nachverpflichtungen von Taylor Rochesie und Miroslav Raduljica nicht verwundert. „Wir wussten, dass das ein Wettlauf mit der Zeit wird“, sagte Geschäftsführer Baldi.

Souveräne Teams gibt es in der Basketball-Bundesliga ohnehin nicht, wie die Niederlage der Bamberger in Quakenbrück (72:86) beweist. Alba Berlin aber lässt sich besonders verunsichern. Deutlich wurde das, als Tadija Dragicevic im letzten Viertel unbedrängt in der eigenen Hälfte den Ball seinem nach vorne eilenden Mitspieler Yassin Idbihi an den Kopf warf – von dort prallte er ins Aus.

Verwunderlich war auch, dass Alba in der Verteidigung einen einzigen Spielzug der Frankfurter nicht in den Griff bekam. Immer wieder stürmte der zuvor nur durch unsportliche Fouls auffallende DaShaun Wood durch die Berliner Verteidigung zum Korb und erzielte zwölf seiner insgesamt 23 Punkte. „Gegen Berlin braucht man Geduld“, sagte der überragende Frankfurter, „im letzten Viertel haben wir den Spielzug gefunden, der uns Platz eröffnet hat.“ Albas Trainer Muli Katzurin wollte seine Defensiv-Taktik gegen Wood nicht in der Öffentlichkeit erörtern, doch Albas Geschäftsführer hat eine klare Vorstellung, wie man den quirligen Wood hätte stoppen müssen. „Da muss die Bahnschranke kommen“, sagte Baldi. Sprich, die Alba-Spieler hätten ihn mit einem Foul aufhalten müssen. Auf diese Weise hatten auch die Frankfurter ihre Gegenspieler beeindruckt. „Wenn einer von uns gegen Frankfurt zum Korb zieht, dann weiß er, dass es wehtun wird“, sagte Baldi, „wenn man dann wie wir an der Freiwurflinie einige Punkte liegen lässt, dann sehen sich die Frankfurter nur bestätigt.“ 

Waren die Berliner zu brav? „Ein bisschen“, fand Baldi. Sein Team habe beim Sieg im ersten Halbfinalspiel (81:80) schon einmal größere Play-off-Härte bewiesen. „Wir haben viele Finesse-Spieler, aber es ist klar, dass wir gegen Frankfurt nur mit Basketball nicht bestehen können“, sagte Baldi und blickte der Abendsonne entgegen. Und vielleicht sah er am Horizont schon das dritte Spiel am Mittwoch heraufziehen. Als zähen, harten Kampf.

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