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Sport: Zu früh bedankt

Der 1. FC Union baut auf Gerhard Schröders Hilfe beim Stadionbau – das Kanzleramt will davon nichts wissen

Von Karsten Doneck

und Robert Ide

Berlin. Der Bau ist noch gar nicht in Angriff genommen worden, aber die Kosten sind innerhalb weniger Monate schon mal um rund fünf Millionen Euro gestiegen, von 25 Millionen auf rund 30 Millionen. „Das sind die Berechnungen des Bezirksamtes“, sagt Heiner Bertram zur Quelle der Kostenexplosion. Das Bezirksamt Köpenick und der Fußball-Zweitligist 1. FC Union mögen bei der Kostenermittlung verschiedene Ansätze haben, beiden geht es aber im Prinzip um das Gleiche: Das marode Stadion an der Alten Försterei soll grundlegend umgebaut werden in eine moderne Fußballarena, die 25 000 Zuschauer fassen soll.

Bertram, Unions Präsident, soll angeblich in dieser Angelegenheit am vergangenen Freitag im Kanzleramt vorstellig geworden sein. Und übermittelte anschließend frohe Kunde. „Die politische Zusage haben wir“, freute er sich. Allerdings hat die Sache mindestens einen Haken. „Jetzt geht es um die Finanzierung“, sagt Bertram. Und als in der Alten Försterei beim 4:2-Sieg am Sonntag gegen den FC St. Pauli bereits ein offenbar in aller Eile hergestelltes und deshalb kaum lesbares Transparent aufgehängt wurde mit der Aufschrift „Gerhard, wir danken Dir!“, gemünzt auf Kanzler Schröder, erweckte das schon fast den Eindruck, als würden gleich am Tag nach einem Wahlsieg von Rot-Grün am 22. September die Bagger an der Alten Försterei vorfahren.

Doch so einfach ist die Sache nicht. Denn eine Bestätigung für die Zusammenkunft mit Bertram wollte die Bundesregierung nicht geben. Stattdessen dementierte sie. „Es hat kein solches Treffen im Kanzleramt stattgefunden“, sagte eine Regierungssprecherin am Montag. Auch von Finanzzusagen will im Hause Gerhard Schröders niemand etwas wissen.

Bleibt also nur das Land Berlin. Das hat bekanntlich kein Geld. Genau deshalb hat sich Sportsenator Klaus Böger (SPD) bisher zwar für den Standort Wuhlheide ausgesprochen, aber keine konkreten Hilfen zugesagt. „Wir sollten jetzt zusammen mit dem Stadtbezirk und dem Verein eine Konzeption für die Wuhlheide erstellen“, sagte Bögers Sprecher Thomas John am Montag.

Am kommenden Freitag hat Böger immerhin einen Termin beim 1. FC Union – dort will er sich die Jugendarbeit des Vereins ansehen. Böger zählt zu den Befürwortern einer Sanierung des Stadions, „die den gesamten Bereich zwischen der Försterei an der Straße An der Wuhlheide bis hin zu unserer Geschäftsstelle an der Hämmerlingstraße umfasst“, wie Bertram formuliert. Aber offen bleibt, woher das Geld kommen soll, ob es nun 25 oder 30 Millionen Euro sind.

Union denkt da in erster Linie an eine Mischfinanzierung aus verschiedenen Fördertöpfen. Daran soll sich das Land Berlin ebenso wie der Bund beteiligen, hinzu soll Geld aus dem Goldenen Plan Ost kommen. Vielleicht können auch EU-Fördermittel locker gemacht werden, wie das beim Ausbau des Stadions der Freundschaft in Cottbus der Fall war. „Nach unseren Vorstellungen sollte 2003 mit dem Umbau begonnen werden“, ließ Bertram die Union-Fans im Programmheft zum St. Pauli-Spiel wissen. Aber der Präsident weiß auch, dass er noch lange nicht am Ziel seiner Wünsche ist. „Ich muss weiterhin an verschiedenen Stellen Überzeugungsarbeit leisten“, sagt er.

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