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Sieg in der Heimat. Der Hamburger Kamke schlug Juan Ignacio Chela 6:1, 6:4. Foto: dapd

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Sport: Zu Hause beim Mentor

Tennisprofi Tobias Kamke überzeugt in Hamburg

Vor acht Jahren klingelte bei den Kamkes in Lübeck das Telefon. Tobias, gerade 17 Jahre alt, rief zu Hause an. Es waren Sommerferien, und er hatte bei seinem ersten kleinen Future-Turnier auf Anhieb das Finale erreicht. „Meld mich in der Schule ab und sag ihnen, ich komme nicht mehr“, erklärte Tobias seinem Vater: „Ich werde Tennisprofi.“ Die Eltern, beide Lehrer, teilten den Enthusiasmus ihres Filius keineswegs. Aber auch lautstarke Diskussionen konnten ihn nicht umstimmen, Tobias Kamke war fest entschlossen, Profi zu werden. Erst als sein Mentor Michael Stich ihm riet, unbedingt zunächst das Abitur zu machen, lenkte Kamke ein. „Michael sagte mir: Wenn du gut genug bist, es jetzt auf die Tour zu schaffen, dann schaffst du es auch in zwei Jahren“, erinnert er sich. Die Entscheidung hat Kamke nie bereut.

Denn heute, mit inzwischen 25 Jahren, nimmt seine Karriere Fahrt auf. Dass er nun bei seinem Heimturnier am Hamburger Rothenbaum im Achtelfinale steht, freut ihn besonders. „Nirgendwo sonst fühlt sich ein Sieg so gut an wie hier“, sagte Kamke nach dem souveränen 6:1- und 6:4-Sieg über den Argentinier Juan Ignacio Chela, der bei den French Open im Viertelfinale stand. „Das tut nach den letzten Wochen besonders gut.“ Im November wurde Kamke zum „Aufsteiger der Saison“ gekürt, nachdem er innerhalb eines Jahres den Sprung von Platz 254 auf 67 in der Rangliste geschafft hatte. Doch auch ihn ereilte das jähe Tief nach dem Durchbruch, die Rückschläge folgten zum Saisonbeginn. Erst bei den French Open kam er langsam wieder in Tritt, bot Andy Murray in der zweiten Runde von Wimbledon wacker die Stirn und erreichte danach das Halbfinale in Newport. „Ich merke, dass vieles wieder besser passt“, sagte er. Auch die Gespräche mit Stich halfen dabei.

Seit der Wimbledonsieger Stich den eloqueten Kamke als Teenager in Hamburg beim Uhlenhorster HC kennengelernt hatte, ist er als steter Ratgeber für ihn da. Dass Stich und nicht Boris Becker schon immer sein Idol war, erzählt Kamke immer noch gerne. Ebenso, dass er Stich schon beim ersten Trainingsmatch mit 17 Jahren geschlagen hat. Aber es hatte dann doch etwas länger gedauert, bis sich Kamkes fleißige Trainingsarbeit auszahlte.

In Hamburg aber spielt Kamke, als hätte er nie an sich gezweifelt. Schon zum Auftakt hatte er den Spanier Pere Riba mit 6:1 und 6:1 abgefertigt, nun folgte mit Chela die Nummer 21 der Welt. Im Achtelfinale wartet am Donnerstag entweder Marin Cilic oder Bastian Knittel.

„Es wäre schön, wenn ein Deutscher ins Finale käme“, sagt Turnierdirektor Stich. Dafür gibt es noch mehr Kandidaten: Der 20-jährige Cedrik-Marcel Stebe sorgte für eine Überraschung, als er mit einer Wildcard Juan Carlos Ferrero 6:3, 6:2 besiegte. Julian Reister, ebenfalls mit einer Wildcard ausgestattet, erreichte durch das 7:6 (7:5), 6:2 über den Spanier Guillermo Garcia-Lopez sogar das Achtelfinale. Philipp Kohlschreiber besiegte den kasachischen Vorjahressieger Andrej Golubew in der ersten Runde 7:5, 6:3. Ausgeschieden ist hingegen Philipp Petzschner, der überraschend dem türkischen Qualifikanten Marsel Ilhan mit 2:6, 6:4, 6:7 (5:7) unterlag (siehe Kasten). Doch wen Stich am liebsten im Finale sähe, versteht sich wohl von selbst.

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