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Sport: Zu lieb in der Lausitz

Hertha BSC verliert nach Mineiros Führungstor bei Energie Cottbus noch 1:2

Auch die schönste Serie geht einmal zu Ende. Bei Spielen von Hertha BSC in Cottbus war es bisher so, dass die Berliner immer dann gewonnen haben, wenn sie im Stadion der Freundschaft ein Tor geschossen haben. In vier Versuchen ist ihnen das genau einmal gelungen. Insofern sah es gestern Nachmittag nach zwanzig Minuten ganz gut aus für die Berliner. Mineiro hatte gerade mit einem Fernschuss zum 1:0 für Hertha getroffen. Am Ende aber war es wie so oft. Im zehnten Duell beider Mannschaften in der Fußball-Bundesliga feierte Energie den sechsten Sieg. „Wahrscheinlich steckt das bei den Herthanern in den Köpfen, dass wir ihr Angstgegner sind“, sagte Daniel Ziebig.

Was nach der Berliner Führung in ihren Köpfen steckte, verschwiegen die Cottbuser nach dem Spiel geflissentlich. „Kein Kommentar“, sagte Manager Steffen Heidrich. Nur drei Minuten vor Mineiros Treffer war Energie durch Branko Jelic scheinbar in Führung gegangen. Doch Schiedsrichter Markus Merk verweigerte dem regulären Treffer die Anerkennung. Sein Assistent hatte Jelic im Abseits gesehen. „Das war wieder ein neuer Schlag für uns“, sagte Energies Trainer Bojan Prasnikar. Zum dritten Mal war den Cottbusern in der Rückrunde ein reguläres Tor aberkannt worden.

Hertha vermochte die Zweifel des Abstiegskandidaten aber nicht zu nutzen. „Wir waren generell zu lieb in den Zweikämpfen“, sagte Verteidiger Sofian Chahed. „Deshalb haben wir verloren.“ Die Berliner taten nach ihrem Führungstor zu wenig; doch die Cottbuser kamen mit Herthas Zurückhaltung überhaupt nicht zurecht. Bis kurz vor der Pause verfielen sie in unentschlossenen Larifari-Fußball mit wenig Bewegung und viel zu vielen langen Bällen, mit denen Herthas Verteidigung keine Probleme hatte.

Dabei hatte Herthas Trainer seine Abwehr schon nach einer halben Stunde erneut umbauen müssen. Josip Simunic fehlte wegen seiner Gelbsperre ohnehin, dann fasste sich Steve von Bergen an den linken Oberschenkel. Der Schweizer zog sich einen Muskelfaserriss zu und wird wohl zwei bis drei Wochen ausfallen. Von Bergens Platz in der Dreierkette nahm Gojko Kacar ein, der zuvor im offensiven Mittelfeld gespielt hatte. Für den Serben ist diese Position nicht neu, trotzdem wirkte er an der Entstehung des Ausgleichstreffers mit. Nach einem langen Pass in die Spitze brachte er Stiven Rivic 22 Meter vor dem Tor zu Fall, mit dem folgenden, perfekt über die Mauer gezirkelten Freistoß traf Ervin Skela zum 1:1 für Energie. „Ervin hat seinen Goldfuß rausgeholt“, sagte Daniel Ziebig.

Nach der Pause spielte Hertha aggressiver, aber nicht immer war die Aggression zielführend. Insgesamt gewannen die Berliner nur 38 Prozent der Zweikämpfe. „Wir hatten zu viele Ballverluste für nichts“, klagte Trainer Lucien Favre. Und ein wenig Pech, als Lukasz Piszczek, der für den verletzten Patrick Ebert in die Startelf gerückt war, Ziebig im eigenen Strafraum zu Fall brachte. Skela verwandelte den Elfmeter zum 2:1. „Lukasz hat ein sehr starkes Spiel gemacht“, sagte Herthas Manager Dieter Hoeneß. „Aber im Defensivverhalten ist er manchmal noch ein bisschen ungeschickt.“

Nach dem Rückstand wehrte sich Hertha mit Vehemenz. Favre brachte André Lima und den Bundesligadebütanten Waleri Domowtschiski, der Serbe Marko Pantelic musste 90 Minuten lang durchhalten. „Ihm hat ein wenig Praxis in der Bewegung gefehlt“, sagte Favre, trotzdem brauchte er den Serben als latente Bedrohung.

Zu einem Punkt führten die finalen Bemühungen allerdings trotz 13:0 Ecken für die Berliner nicht. Der Brasilianer Mineiro traf noch einmal die Latte, sein zweites Tor wurde wegen Abseits nicht anerkannt (67. Minute). Es war eine glückliche Entscheidung für die Cottbuser. Trotzdem sagte Bojan Prasnikar: „Wir haben heute einen guten Job gemacht.“

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