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Sport: Zu Silber gesprungen

Schmalfuß/Kotzian nur von Chinesinnen besiegt

Montreal - Die Kunst beim synchronen Wasserspringen? Das ist normalerweise der perfekte Absprung, die optimale Abstimmung aufeinander in der Luft, das spritzerlose Eintauchen. Mit anderen Worten: die vollendete Harmonie zwischen den beiden Protagonisten, eingeübt in Hunderten von Trainingseinheiten. Manchmal ist die Kunst aber auch, im richtigen Moment eine Pause einzulegen. Entgegen jeder Trainingslehre. Sechs Monate lang haben die beiden Berlinerinnen Ditte Kotzian und Conny Schmalfuß vor dieser Saison nicht zusammen trainiert. Jetzt haben sie bei den Schwimm-Weltmeisterschaften in Montreal die Silbermedaille gewonnen.

Es war nach dem enttäuschenden sechsten Platz der beiden Springerinnen bei den Olympischen Spielen in Athen, als Conny Schmalfuß eine Auszeit brauchte. Sechs Monate lang wollte sich die 29-Jährige ausschließlich auf ihr Jura-Studium konzentrieren, Abstand gewinnen, auf andere Gedanken kommen. „Drei Mal bin ich in dieser Zeit ins Wasser getaucht, bei einer Springergala“, sagte Conny Schmalfuß. Fit gehalten hat sie sich mit Federballspielen „und solchen Sachen“. Dann fiel die Entscheidung für den WM-Start, und von Februar an wurde wieder gemeinsam trainiert, konzentrierter denn je. Das Ergebnis war im Sprungbecken von Montreal sichtbar: Nur die Chinesinnen Ting Li und Jingjing Guo, die seit Olympia mindestens drei Mal so viel geübt haben, waren besser.

Seit fünf Jahren sind die beiden Berlinerinnen zusammen auf dem Sprung, bei der WM 2001 im japanischen Fukuoka holten sie Bronze und waren seitdem immer wieder für eine Medaille gut. Trotzdem ist dieses WM-Silber ihr größter Erfolg: Conny Schmalfuß und Ditte Kotzian sind das beste Wasserspring-Duo außerhalb Chinas - was einem halben WM-Titel gleichkommt. „Wir hatten fünf großartige Sprünge, aber die Chinesinnen springen wie von einer anderen Welt“, sagte Sportstudentin Ditte Kotzian.

Silber holte auch die deutsche Staffel über 4 x 100 m Freistil. Petra Dallmann, Antje Buschschulte, Annika Liebs und Daniela Götz mussten sich nur dem Olympiasieger Australien geschlagen geben. „Das ist der Hammer“, jubelte Petra Dallmann. Von „einem Befreiuungschlag“ für die deutschen Schwimmer sprach Cheftrainer Ralf Beckmann.

Jürgen Roos

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