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Sport: Zu stark gerempelt

Radfahrer Wolff wird Bronze im Keirin aberkannt

Athen Obwohl er gerade als Dritter durchs Ziel gesprintet war, blieb der Blick von René Wolff skeptisch. Der Bahnradfahrer ahnte wohl schon, dass er sich nicht über eine dritte Medaille in Athen freuen durfte. 20 Minuten später stand es fest, die Jury erkannte dem Erfurter seinen dritten Platz im Keirin wieder ab. „Es kotzt mich an, meine Bronzemedaille auf diese Weise zu verlieren“, sagte der 26-Jährige. „Ich habe dagegen gehalten, als ich zugefahren wurde. Das ist ein Urinstinkt des Menschen.“

Wolff wurde eingangs der letzten Kurve des Keirin-Sprints der sechs Finalteilnehmer nach innen gedrängt und war dann eine so genannte „Welle“ gefahren. Bei diesem gerade im Kerin nicht unüblichen Bogen nach oben zwang er andere Fahrer zum Ausweichen, es kam zu einem Sturz des Franzosen Mikael Bourgain. Wolff kam hinter dem Olympiasieger Ryan Bayley (Australien) und dem Spanier Jose Escuredo ins Ziel. Die Jury wertete seine Aktion aber als „unfairen Körpereinsatz“ und vergab Bronze an den Australier Shane Kelly. „Der Sturz war keine direkte Folge der leichten Welle, die Wolff gefahren ist“, sagte Burckhard Bremer, der Sportdirektor des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR). Für Wolff wäre es nach Gold im Teamsprint und Bronze im Einzelsprint die dritte Medaille bei diesen Olympischen Spielen gewesen.

Trotz des Pechs im letzten Wettbewerb konnten die Bahnfahrer in Athen überzeugen. Elf Wochen nach den schwachen Leistungen bei den Weltmeisterschaften von Melbourne mit nur einem dritten Platz sieht die Bilanz in Athen mit ein Mal Gold und drei Mal Bronze wesentlich besser aus. „Unsere Erwartungen wurden übertroffen und auch die vierten Plätze zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagte BDR-Präsidentin Sylvia Schenk.

René Wolff, der in Erfurt Philosophie und Literaturwissenschaften studiert und sonst nie um eine Antwort verlegen ist, wollte sich aber auch einige Zeit nach der umstrittenen Jury-Entscheidung noch nicht wieder abregen: „Da ist auch der Philosoph sprachlos.“ Tsp

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