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Masse am Start. Im Biathlon gibt es mittlerweile allein elf Entscheidungen.

© Reuters

Zu viele Wettkämpfe bei Olympia: Brauchen wir das wirklich alles?

Olympia wird immer fetter. In den vergangenen 20 Jahren sind 37 neue Disziplinen ins Programm der Winterspiele aufgenommen worden. Dabei kann weniger manchmal auch mehr sein. Ein Kommentar.

Irgendetwas läuft gewaltig schief bei den Olympischen Winterspielen. Nicht nur mit denen in Sotschi, sondern generell. Schuld daran ist das inzwischen unglaublich aufgeblähte Wettkampfprogramm. 98 Goldmedaillen werden vergeben – 1994 in Lillehammer waren es noch 61. Neue Sportarten und Disziplinen sind dazugekommen. Einige zu Recht, andere braucht kein Mensch.

Nehmen wir das in Deutschland so beliebte Biathlon. In Sotschi wurden elf Olympiasieger gekürt, es gab je vier Einzelrennen bei Männern und Frauen und dazu drei Staffeln. Wer braucht eine Verfolgung, die auf dem Ergebnis des Sprints basiert? Wozu gibt es ein Massenstartrennen? Das mag für Weltmeisterschaften sinnvoll sein, damit die dortigen Organisatoren ein attraktives Programm haben. Aber bei Olympia? Eine olympische Medaille verliert durch die Inflation an Entscheidungen so immer mehr an Wert, schließlich gibt es etliche Chancen für die Sportler.

Die Winterspiele brauchen eine Reduktion aufs Wesentliche

Statt immer mehr Disziplinen ins Programm zu quetschen, brauchen die Winterspiele eine Reduktion aufs Wesentliche. Im Biathlon würde das bedeuten: Ein Sprintrennen für die starken Läufer, ein Einzel für die guten Schützen. Das jeweils bei Frauen und Männern und dazu noch die Mixed-Staffel. Fertig.

Überhaupt die Mannschaftswettbewerbe. Im Langlauf wird ein überflüssiger Teamsprint für beide Geschlechter ausgetragen, dazu gibt es im Rodeln nicht nur einen merkwürdigen Doppelsitzer-Wettbewerb, sondern auch noch eine grotesk anmutende Staffel. Sogar im Eiskunstlaufen werden inzwischen Teammedaillen vergeben, Eisschnellläufer und Shorttracker kämpfen bei Mannschaftsverfolgungen oder Staffeln um Gold – natürlich nicht gemixt, sondern einzeln für Frauen und Männer. Im Skispringen hingegen gibt es nur eine Mannschaftsentscheidung für die Männer, dabei böte sich ein Mixed-Wettbewerb geradezu an.

Wenn wir schon beim Skispringen sind: Ist ein Einzelwettkampf auf der Normalschanze wirklich noch sinnvoll? Im Weltcup wird vom kleinen Backen praktisch überhaupt nicht mehr gesprungen. Trotzdem müssen die Olympia-Gastgeber immer noch zwei Schanzen bauen. Bevor die Frage aufkommt: Natürlich können die Frauen auch von der Großschanze springen. Und wenn in der Nordischen Kombination künftig wie früher nur noch einmal Einzelgold vergeben wird, wäre das kein Verlust an Unterhaltungswert.

Vermutlich aber wird alles ganz anders kommen. Wenn es so weiter- geht, wird 2018 in Pyeongchang die 100er-Marke an Entscheidungen geknackt. Bestimmt gibt es noch mehr heiße Luft, um Olympia aufzublasen. Auf Team-Wettbewerbe im Freestyle und Bob oder auf den Rodel-Doppelsitzer der Frauen wartet die Welt nämlich noch. Und im Eishockey, wo ewig gespielt wird, um den Olympiasieger zu küren, wird das Internationale Olympische Komitee sicher noch Penaltyschießen als Einzeldisziplin ins Programm nehmen.

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