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Na, mitgezählt? Robert Harting zeigt noch einmal an, wie oft er den WM-Titel mittlerweile gewonnen hat.

© dpa

Zum dritten Mal Diskus-Weltmeister: Hartings Schmerz aus Gold

Nach dem dritten Versuch verspürte Robert Harting einen Schlag in der Bandscheibe. Doch trotz Rückenproblemen warf er weiter und verteidigte schließlich seinen WM-Titel.

Natürlich musste wieder das Trikot dran glauben. Mit einem breiten Lächeln im Gesicht schritt Robert Harting vor die Tribüne hinter dem Diskuskäfig und bediente routiniert die Erwartungen von Fans und Fotografen. Ruckzuck war das Textil entzwei, das der urwüchsigen Kraft des Berliners wieder einmal ebenso wenig entgegenzusetzen hatte wie zuvor seine Herausforderer.

Zum vierten Mal hintereinander gewann der Berliner einen globalen Titel, nach seinem Olympiasieg im vergangenen Jahr holte er sich nach 2009 und 2011 zum dritten Mal Gold bei einer Weltmeisterschaft. Zum Rekord von Lars Riedel fehlt ihm jetzt noch zweimal WM-Gold. „Die Titelverteidigung ist ein bisschen schwieriger. Es ist immer leichter, jemanden zu jagen und in die Enge zu treiben“, sagte Harting.

Es war mal wieder ein wahrer Kraftakt, bis er sich als Sieger vor dem Herausforderer Piotr Malachowski und dem Esten Gerd Kanter feiern lassen konnte – ohne Drama gesundheitlicher Art geht es bei Harting schließlich nie. Nach dem dritten Versuch habe er plötzlich „einen kleinen Schlag in der Bandscheibe“ verspürt, die Muskulatur habe sich zusammengezogen, berichtete Harting. Da er gewusst habe, dass seine im zweiten Versuch erzielten 68,13 Meter für den Sieg nicht reichen würden, hatte er nach eigener Aussage nur eine Wahl: „Ich musste mich warm halten, das war die einzige Chance, und habe dann alles in den vierten Versuch reingelegt“, erzählte Harting. Die Scheibe segelte denn auch auf 69,11 Meter. Er verzichtete auf den fünften Versuch und trat zum letzten Wurf noch einmal an, als er bereits als Sieger feststand. „Der letzte ging dann mit Happiness“, sagte Weltmeister. Er landete knapp über 69 Meter.

Bevor sich Robert Harting nach erfolgreicher Zerreißprobe mit entblößtem Oberkörper und der deutschen Fahne auf die obligatorische Ehrenrunde machte, drückte er noch seinen Bruder Christoph an die breite Brust. Der jüngere Harting hatte als Dreizehnter der Qualifikation das Finale um einen Platz verpasst. Nach dem familiären Intermezzo zeigte der Ältere wie im vergangenen Jahr, dass auch ein Mann von 130 Kilo leichtfüßig laufen kann, nur seine Hürdentechnik konnte er den Zuschauern diesmal mangels Hindernissen nicht demonstrieren. Am Ende des 400-Meter-Laufs in dem bei der WM noch nie so gut wie an diesem Abend besetzen Stadion gab es dann den Kuss von Freundin Julia Fischer, die neben ihrem und Hartings Trainer Werner Goldmann auf der Tribüne die Daumen gedrückt hatte.

Dieser Unterstützung aber hätte es gar nicht bedurft, denn Robert Harting konnte sich auf seinen „Arm der Vergeltung“ verlassen. So hatte er seinen rechten Arm bezeichnet, mit dem der 28-Jährige erfolgreich Revanche nahm an Malachowski. Nach 35 Siegen hintereinander seit dem Jahr 2010 hatte der Pole im Juni Harting die erste Niederlage beigebracht. Die zweite fügte ihm der Magdeburger Martin Wierig zu, der im WM-Finale seine gute Form mit einem Wurf auf 65,02 demonstrierte und damit Vierter wurde.

Die zwei unerwarteten Niederlagen im Vorfeld dieser Weltmeisterschaft hatten Robert Harting gezeigt, dass er für die Besitzstandswahrung weiter konzentriert arbeiten musste. Die intensiven Übungseinheiten zusammen mit Freundin und Bruder in Kienbaum haben sich offensichtlich ausgezahlt, obwohl Harting auch in Moskau noch mit seiner Technik haderte. Sein erster Wurf auf 62,16 Meter und der dritte, der ins Netz ging, zeigten seine Probleme. „Da fühlt man sich nicht sicher“, gab Harting später zu. Zur dritten WM-Goldmedaille hat's dennoch gereicht.

Reinhard Sogl[Moskau]

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