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Sport: Zum Feiern bereit

Der SCC schlägt den VfB Friedrichshafen 3:1 und ist erneut Deutscher Volleyball-Meister

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin. Kaum hatte Sebastian Prüsener den Matchball verwandelt, da zerrten kräftige Männerhände schon einen Karton aufs Spielfeld. Der Inhalt: weiße T-Shirts. Die wurden flink an die freudig in der Sömmeringhalle herumhüpfenden Spieler verteilt. Aufschrift auf dem Textil: SCC – Deutscher Meister 2004. Ein Fan hatte die Aktion vorbereitet. Und damit Weitsicht bewiesen. Der SC Charlottenburg verteidigte gestern vor 2600 Zuschauern in der proppevollen Sömmeringhalle seinen Titel als Deutscher Volleyball-Meister erfolgreich. 3:1 (28:26, 21:25, 25:18, 25:20) gewann die Mannschaft von Trainer Mirko Culic das vierte Spiel im Play-off-Finale gegen den VfB Friedrichshafen und beendete damit die Serie Best of five mit 3:1 Siegen. „Ich bin zum Feiern bereit“, sagte SCC-Angreifer Marco Liefke, nachdem er die Meisterschale aus den Händen von Götz Moser, dem Vizepräsidenten des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV), in Empfang genommen hatte.

Das Finale war das Duell zweier nahezu ebenbürtiger Mannschaften. „Wir waren in der Annahme etwas besser, hatten vielleicht auch vom Kopf her leichte Vorteile“, sagte Sebastian Prüsener, Außenangreifer des SCC. Gleich im ersten Satz bewiesen die Charlottenburger Nervenstärke, als sie zwei Satzbälle des Kontrahenten abwehrten, ehe Liefke dann mit dem zweiten Satzball für den SCC die 1:0-Führung schaffte.

Nach dem Verlust des zweiten Satzes drohte den Gastgebern auch im dritten Satz Ungemach. 1:5 lagen Liefke & Co. zurück, kamen aber auf 6:7 heran. Da griff Kaweh Niroomand, der SCC-Manager, urplötzlich wild gestikulierend ins Geschehen ein. Grund seiner Aufregung: Der unter dem Hallendach befindliche Käfig mit den schweren Lautsprecherboxen senkte sich, wie von Geisterhand bewegt, an dicken Seilen in gemächlichem Tempo, aber offenbar unaufhaltsam Richtung Hallenboden. Die Spieler brachten sich eiligst in Sicherheit. So entstand nur Sachschaden: Die schwere Fuhre riss das Volleyballnetz aus der Verankerung, ehe sie kurz vor Bodenberührung endlich stoppte.

Das Spiel war für zwölf Minuten unterbrochen. Dann waren die Lautsprecherboxen wieder aufwärts befördert, ein neues Netz installiert. Die vermutete Ursache des Übels: In der Regiezentrale in der Halle sollen ein paar Kinder die Ablenkung ihrer Eltern durch das spannende Spiel dazu genutzt haben, um an den Schaltknöpfen herumzufummeln. Protest einlegen wird der VfB Friedrichshafen wegen des Vorfalls nicht. „Das passiert halt mal, das ist höhere Gewalt. Was soll man da machen?“, sagte VfB-Manager Ulf Quell. Die SCC-Spieler blieben ohnehin unbeeindruckt. Jan Günther machte nach dem Malheur gleich da weiter, wo er vorher aufgehört hatte: mit einem Ass. Der VfB kam vorübergehend völlig aus dem Rhythmus, bald führte der SCC mit 17:9. Im vierten Satz setzte sich der Gastgeber nach dem Stand von 13:13 ganz allmählich ab.

Mit der erfolgreichen Titelverteidigung ist der SCC aus dem Schatten des einst übermächtigen VfB Friedrichshafen herausgetreten. „Das Niveau hat sich angeglichen“, sagt Niroomand. Auch der VfB registriert das. Als dessen Zupsieler Ilja Wiederschein von einem weiblichen Fan getröstet werden sollte, sagte er nur: „Vizemeister – das ist doch auch ganz schön.“ Wiederscheins Gesichtsausdruck strafte diese Worte indes Lügen.

Dass der SCC nun aber schon dermaßen selbstbewusst ist, dass er vor dem Vollzug des Titelgewinns Meister-T-Shirts produzieren lässt, dem widerspricht Manager Niroomand energisch. „Wir sind streng abergläubisch. So etwas machen wir nicht. Die Idee kam von unseren Fans.“

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