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Schmerz lass nach. Auf dem roten Sand der French Open quälte sich Rafael Nadal in diesem Jahr noch zum Turniersieg – danach streikte sein Körper endgültig. Foto: AFP

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Sport: Zum Sabbat verdammt Wann kann Rafael Nadal wieder Tennis spielen?

Berlin - Manche Menschen sehnen sich nach einer Auszeit. Einfach mal raus, die Tasche packen und für ein paar Monate irgendwo hin, wo die Sonne immer scheint.

Berlin - Manche Menschen sehnen sich nach einer Auszeit. Einfach mal raus, die Tasche packen und für ein paar Monate irgendwo hin, wo die Sonne immer scheint. Raus aus dem Trott, der täglichen Hetze, einfach mal weg, aussteigen. Rafael Nadal hat seit drei Monaten viel von jener Zeit, um die ihn mancher beneidet, und er hätte sie nach elf anstrengenden Jahren auf der Tennistour sicherlich verdient. Aber Nadal hat inzwischen mehr Zeit, als ihm lieb ist. Denn der 26 Jahre alte Mallorquiner hat sich kein freiwilliges Sabbatical genommen. Es ist eine Zwangspause, die sich auf unbestimmte Zeit zu verlängern droht.

Auf den Fotos, die er von sich veröffentlicht, sieht man ihn beim Abendessen in trauter Runde, beim Golfschwung in malerischer Abendstimmung, und immer lächelt Rafael Nadal dabei. Und auf eine Weise genießt er dieses freie Leben im Moment auch. Nadal ist ein Familienmensch, er hat immer noch die Freunde aus seiner Kindheit um sich, denen er vertraut. Und diese Nähe tut ihm gut. Dennoch ist sein Lächeln in den letzten Wochen anders geworden, es strahlt nicht so glücklich, wie er das sonst tut. Wenn er mit breitem Grinsen in einen Siegerpokal beißt.

Nadal ist zum Zuschauen verdammt, das ist für ihn das Schlimmste. Keine Olympischen Spiele, keine US Open. „Das war sehr hart, ich war zwei Wochen lang sehr, sehr traurig“, sagte er vier internationalen Journalisten in einem Interview. Das Hoffa-Syndrom, eine Schwellung des Fettgewebes unterhalb der Patellasehne des Knies, hindert Nadal daran, Tennis zu spielen.

Doch wann er dem Spieltrieb wieder nachgehen kann, ist offener denn je. „Ich muss erst einmal völlig auskuriert sein, total gesund werden, bevor ich entscheide, wann und wo ich wieder spiele“, sagte Nadal. In dieser Saison wird das nichts mehr, das Tourfinale in London und auch das Davis-Cup-Endspiel finden ohne ihn statt. Selbst sein Antritt bei den Australian Open im Januar 2013 ist noch ungewiss: „Ich hoffe auf Australien, aber auch das kann ich nicht mit Sicherheit sagen.“ Nadal tut sich langsam schwer mit der Geduld, es sei schließlich keine Verletzung, die „wie ein Armbruch ist, wo man weiß, dass du nach ein paar Wochen zurück bist“. Schwimmen, Fitnesstraining, Massagen, mehr kann Nadal derzeit nicht tun.

Die Knie waren schon immer sein wunder Punkt. Schon als er mit 16 Jahren auf die Profitour kam, wurde darüber spekuliert, wie lange Nadal würde spielen können. Denn mit seinem kräftezehrenden Spiel betrieb der Spanier von jeher Raubbau an seinem Körper, die Hartplätze setzten ihm umso mehr zu. Dass Nadal mit 30 Jahren noch fit genug ist für Profitennis, daran mag niemand so recht glauben. Nadal aber klammert sich an diese Hoffnung. Doch selbst zu seinem siebten Titel bei den French Open hatte er sich nur unter Schmerzen und dem Einfluss von Medikamenten gequält. Bis dahin hatte Nadal das Gefühl, es sei „mit die beste Saison meines Lebens“ gewesen. Nun sitzt er beim Angeln. Aufgeben will Nadal nicht, das kann er nicht. „Ich bin zur Gegenwehr, zum Kampf erzogen worden“, sagt er trotzig. „Das wird sich nie ändern.“ Petra Philippsen

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