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Wieder die Nummer 1. In Stavanger feierte Claudia Pechstein ihren 33. Weltcupsieg.

© dpa

Zum siebten Mal für Olympia qualifiziert: Claudia Pechsteins Siege erfreuen nicht jeden

Mit 45 Jahren hat sich Claudia Pechstein noch einmal für die Olympischen Winterspiele qualifiziert. Eine Wunde kann das jedoch nicht heilen.

Die 5000 Meter sind die längste olympische Strecke der Eisschnellläuferinnen. Und über die größte Ausdauer verfügte am Sonntag eine 45 Jahre alte Athletin, Claudia Pechstein aus Berlin. „Ich habe hier Eisschnelllauf-Geschichte geschrieben. In diesem Alter wird wohl nie wieder einer Athletin ein Weltcupsieg gelingen“, sagte sie in Stavanger nach ihrem 33. Erfolg. Ihr letzter Sieg im Weltcup ist nun drei Jahre her, ihr erster nun schon fast zwanzig.

Wenn eine Athletin in diesem fortgeschrittenen Alter noch so erfolgreich auftritt, ist das meist Anlass für Lobeshymnen auf Durchsetzungsfähigkeit, auf Disziplin und ihre vorbildhafte Rolle. Siege von Claudia Pechstein sind jedoch kein rundherum glückseliges Ereignis. Am Sonntag legte sie nach dem Zieleinlauf den Finger auf die Lippen: „Das war ein Zeichen an meine Feinde von der ISU, die mich zu Unrecht gesperrt haben. Sie sollen ganz ruhig sein, so lange ich so weiterlaufe.“ Die ISU, der Internationale Eislauf-Verband, hatte Pechstein 2009 wegen Dopings für zwei Jahre gesperrt. Führende Hämatologen bescheinigten ihr zwar später, dass ihre schwankenden Blutwerte auf eine vererbte Anomalie zurückzuführen sind. Doch diese verlorenen beiden Jahre sind eine nicht verheilende Wunde.

Auch eine Olympiamedaille wäre möglich

Andererseits ist es vielleicht gerade auch diese Niederlage, die Pechstein immer weiter angetrieben hat. In der Zeit der Sperre hat sie eine Olympiateilnahme verpasst. Mit ihrem Sieg am Sonntag ist sie nun wieder für die Winterspiele qualifiziert, es werden ihre siebten sein. Dass sie immer noch vorne mitläuft und im Februar in Südkorea auch noch einmal um eine Olympiamedaille, ist schön für sie – und eben etwas unangenehm für das internationale Eisschnelllaufen. Der Verband wollte an Pechstein ein Exempel statuieren, dass Doper nicht nur direkt durch einzelne Proben, sondern auch indirekt mit einem Blutbild überführbar sind. Pechstein war die Leidtragende, dass diese Beweisführung nicht ausgereift war. Ausdauer zeigte sie auch bei ihren Schadensersatzklagen bis hinauf zum Bundesverfassungsgericht. Staatliche Gerichte haben in ihrem Fall jedoch nicht wie von ihr erhofft in die Autonomie des Sports und seines Rechtssystems eingegriffen.

So macht sie einfach das, was sie am besten kann. Weiterlaufen. Schnell und lange. Es gibt auch noch Rekorde zu brechen. Mit fünf Goldmedaillen ist sie schon die erfolgreichste deutsche Winterolympionikin. Mit acht Olympiateilnahmen würde sie die Liste im Wintersport weltweit alleine anführen.

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