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Sport: Zur Kenntnis genommen

Der FC Bayern steht vor der Meisterschaft – und zeigt wenig Emotionen

Bevor Felix Magath etwas sagte, betrachtete der Trainer des FC Bayern eine ganze Weile konzentriert den Zettel, der vor ihm lag. Die Ergebnisse und die Tabelle dieses 29. Spieltags waren darauf verzeichnet, eines Spieltags, wie er besser für die Münchner nicht hätte laufen können. Schalke, Stuttgart und Bremen – alle verloren sie ihre Spiele. Nur der FC Bayern siegte 1:0 in Hannover und steht nun einsam an der Tabellenspitze. Schließlich hob Magath den Kopf und zog sein Fazit: „Die Auswärtsmannschaften waren sehr erfolgreich. Bei diesen Temperaturen ist es für die Heimmannschaften schwierig, das Spiel zu machen.“

Dass der Trainer nach einem der wichtigsten Saisonsiege seiner Mannschaft als Erstes allgemeine Überlegungen über den Einfluss des Frühlingshochs auf Fußballspiele anstellt, fügte sich in das Bild, das die Bayern in Hannover abgaben. Ohne großes Aufsehen kamen sie, schossen durch den gerade eingewechselten Owen Hargreaves kurz vor Schluss ein Tor und reisten schnell wieder ab. Mit einer mittelmäßigen Leistung gegen einen mittelmäßigen Gegner hatten die Münchner einen großen Schritt zur Meisterschaft gemacht. So wie sie in der gesamten Saison selten Glanzvolles gezeigt haben, aber immer ein Stück souveräner und konstanter waren als die anderen.

„Wer Zweiter wird, ist mir jetzt völlig egal“, sagte Magath. Erster, daran wollte keiner zweifeln, wird der FC Bayern. Denn die Münchner sind einerseits erfahren genug, „dass keiner so naiv ist zu glauben, wir wären schon durch“, wie Oliver Kahn es ausdrückte. Und andererseits ist der Rekordmeister selbstbewusst genug, um nicht mehr auf die Konkurrenz zu schauen. „Da müsste schon ein großes Unglück passieren, damit wir nicht Meister werden“, sagte Bastian Schweinsteiger, der im rechten Mittelfeld ein gutes Spiel machte. „Aber ich glaube, das kommt nicht.“

Am Mittwoch spielen die Bayern im Halbfinale des DFB-Pokals in Bielefeld, wohl wieder mit Michael Ballack, der in Hannover wegen einer Oberschenkelprellung aussetzte. Gut möglich, dass der FC Bayern nun das Double aus Meisterschaft und Pokal holt.

Dann wären wohl auch die leisen Zweifel verflogen, die Schweinsteiger kurz vor der Abreise aus Hannover beschlichen. Schweinsteiger steht vor seinem ersten Titelgewinn als Profi, und als er frisch geduscht aus der Umkleidekabine kam, wirkte er immer noch etwas überrascht, wie einfach seiner Mannschaft der Weg zum Titel in diesem Jahr gemacht wird. Zum gleichen Zeitpunkt der vergangenen Saison hatten die Bayern nur drei Punkte weniger und lagen damit schon weit hinter Bremen zurück. „Was können wir dafür, dass die anderen patzen?“, fragte der 20 Jahre alte Nationalspieler. Dann nahm er seine Sporttasche und eilte Richtung Ausgang. Der Bus zum Flughafen wartete schon.

Steffen Hudemann[Hannover]

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